Marie Lang vor Fight in München: Ich war sehr, sehr schüchtern!

Kickboxerin Marie Lang verteidigt in München ihren WM-Titel. In der AZ spricht sie über Verzicht und einen Schlag auf den Hintern in der Disco.
Interview von Matthias Kerber |
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Nach einer schwierigen Vorbereitung und ihrem Tränen-Video (kl. Foto) gibt sich Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang wieder kampfbereit. "Ich werde alles geben, dass der Titel in München bleibt."
Wilfling/ho Nach einer schwierigen Vorbereitung und ihrem Tränen-Video (kl. Foto) gibt sich Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang wieder kampfbereit. "Ich werde alles geben, dass der Titel in München bleibt."

MünchenDie 31-Jährige Marie Lang ist Münchens Kickbox-Queen, am Samstag (23 Uhr, Sat.1) verteidigt sie im Circus Krone ihren WM-Titel gegen die Ungarin Rebeka Szendrei.

Frau Lang, wie ist eigentlich die Gefühlslage bei einer Kickbox-Queen kurz vor so einer Titelverteidigung?
MARIE LANG: Man ist hungrig und durstig, weil man noch Gewicht machen muss. Ich kann mich kaum noch dran erinnern, wie es ist, wenn es nicht so ist. Aber ich habe mich natürlich schon daran gewöhnt, dass die letzte Woche pure Quälerei ist. Das gehört eben dazu.

Man wacht auf und träumt von Eis und Schokolade?
So ähnlich. Aber bei mir sind es besonders die Abendtrainings, die ich nicht mag, wenn man im Schwitzanzug etwas Wasser aus dem Körper bringen muss, um das Gewichtslimit zu schaffen. Ich habe jetzt schon das Gefühl, dass ich drei Liter Wasser auf ex trinken könnte. (lacht) Man kriegt fast leichte Wahnvorstellungen von Wassergläsern, wo das Nass runterperlt, oder einem Wasserfall.

Marie Lang: "Verzicht ist hart"

Ist der Verzicht das Härteste an der Vorbereitung?
Natürlich ist der Verzicht am Schluss sehr hart, aber davor ist der körperliche Aspekt anstrengend. Weil die Vorbereitung nie so läuft, wie man will. Es gab schon Vorbereitungen, da hatte ich nicht bei einem Training das Gefühl, dass es zufriedenstellend gelaufen ist.

Auch dieses Mal gab es Wein- und Tobsuchtsanfälle. Ihre Gegnerin Rebeka Szendrei glaubt, dass Sie Ihren Biss, den Hunger verloren hätten.
Meinen Hunger habe ich sicher nicht verloren, ich bin durch das Gewichtmachen sehr hungrig. Sie hat Biss, aber ich habe Biss und Erfahrung.

Sind Sie lieber Jägerin oder Gejagte?
Tatsächlich ist es einfacher, Jäger zu sein. Man hat einen im Fokus. Wenn man der Gejagte ist, sind alle hinter einem her. Da oben hinzukommen, ist schwierig. Oben zu bleiben, ist noch schwieriger. Es gibt sehr viele, die es einem nicht gönnen, die sagen, dass sie besser sind. Es ist ihr gutes Recht, aber es ist für den Gejagten nicht ohne, denn man kann sich eigentlich nie zurücklehnen. Aus irgendeiner Ecke kommt immer einer, der dich herausfordern und schlagen will.

Nach einer schwierigen Vorbereitung und ihrem Tränen-Video (kl. Foto) gibt sich Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang wieder kampfbereit. "Ich werde alles geben, dass der Titel in München bleibt."
Nach einer schwierigen Vorbereitung und ihrem Tränen-Video (kl. Foto) gibt sich Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang wieder kampfbereit. "Ich werde alles geben, dass der Titel in München bleibt." © Wilfling/ho

Sie sind jetzt seit drei Jahren Kickbox-Weltmeisterin. Wie war Marie Lang, als sie klein war? War da absehbar, dass Sie mal diese Karriere im Kampfsport machen würde?
Überhaupt nicht! Im Leben nicht! Hätte man mir das als Kind gesagt, dass meine Zukunft so aussieht, hätte ich mir vor Angst in die Hose gemacht. Aber man wächst daran, das finde ich das Schöne. Das sagt mir auch mein Trainer Mladen Steko immer, dass ich an meinen Aufgaben gewachsen bin. Dass ich ein ganz anderes Selbstvertrauen habe und auch nach außen trage.

Marie Lang: "Ich hatte Barbies"

Waren Sie eher Barbie-Spielerin oder Baumkletterin?
Ich hatte Barbies, aber ich habe eher mit Autos gespielt. Ich war immer so eine Mischung, aber das bin ich jetzt auch noch. Ich schminke mich gerne, aber ich bin meist ungeschminkt. Ich trage gerne Highheels, aber habe viel mehr Turnschuhe. Ich war als Kind immer sehr, sehr schüchtern. Aber das hat sich durch den Sport gewandelt. Ich bin nicht auf Leute zugegangen, war zwar beliebt in der Schule, nicht die graue Maus, aber ich habe mir schon ziemlich viel bieten lassen. Auch so von Jungs. Ich weiß immer noch, wie ich in der Disco war und mir einer einfach auf den Hintern gehauen hat und ich mich nicht getraut habe, was zu machen. Dabei sollte man sich eigentlich wehren. Das ist bei mir hängen geblieben, dass ich früher eher in der Opferrolle war.

Merken Ihre Eltern Ihre Veränderung?
Das denke ich schon, dass die Eltern, die Freunde merken, dass man ein anderes Auftreten hat. Ich habe es ja auch wirklich selber gemerkt, dass es solche Situationen wie in der Disco später gar nicht mehr gab, weil man eben auch ausstrahlt, dass man es sich nicht bieten lassen würde.

Wer hat mehr Angst um Sie: Mutter oder Vater?
Definitiv die Mama. Sie schauen es beide an, aber meine Mama hat immer Angst, dass was passiert. Das finde ich ganz süß, sie ist aber trotzdem eigentlich immer dabei. Dieses Mal leider nicht. Aber sie ist da ganz typisch Mama, sie hat Angst um meine Nase. Wobei sie auch schon oft gesagt hat, deine Gegnerin tat mir so leid. Und ich denke: Was?

Marie Lang: "Bin auf der Wiesn"

Versucht die Mama immer noch, Sie zum Karriereende zu überreden?
Nein, das hat sie eingestellt. Wobei ich mich damals wirklich überwinden musste, meiner Mutter zu sagen, dass ich das Kickboxen jetzt hauptberuflich machen werde. Das Kämpfen war das eine, aber dann zu sagen, ich mache es hauptberuflich, ich mache das für Geld, war noch eine andere Sache. Das war hart, aber sie hat es verstanden. Mittlerweile hat sie sich damit abgefunden.

Knochenbrüche hatten Sie aber bisher kaum.
Stimmt. Ich hatte mal einen Haarriss im Zeh. Das war’s.

Einspruch, Euer Kickbox-Ehren!
Wieso?

Sie sind gegen Claire Clements mit einem angebrochenen Schienbeinkopf angetreten.
Stimmt! Okay, das habe ich wohl verdrängt. Aber es gab noch nie einen Jochbeinbruch oder Nasenbruch, was man so offensichtlich gesehen hätte. Aber blaue Flecken, die kann ich nicht mehr zählen. Am Tag nach dem Kampf bin ich auf die Wiesn eingeladen. Ich habe schon die Kniestrümpfe rausgeholt aus dem Schrank, um die blauen Flecken an den Beinen überdecken zu können. Bier werde ich nicht viel brauchen, Essen umso mehr.

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