Marie Lang über Kickboxen, Nacktfotos und Modesünden

Heute verteidigt Marie Lang ihre WM-Titel. Im AZ-Interview spricht die Kickboxerin über Vorbild Theiss, Nacktfotos, ihren Beruf als Modedesignerin und die schlimmsten Fashion-Fauxpas
Matthias Kerber |
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Kickboxerin Marie Lang.
ho Kickboxerin Marie Lang.

AZ: Frau Lang, was haben Sie, die neue Kickbox-Queen, mit einer Frauenrechtlerin gemein?

MARIE LANG: (lacht) Den Namen! Ich habe meinen Namen auch schon mal gegoogelt und da wurde ich gefragt, über welche Marie Lang ich Informationen will, die Kickboxerin oder die Frauenrechtlerin, die im 19. und 20. Jahrhundert gelebt hat. Ich finde das toll, was die Frauen damals geleistet haben. Und wir alle profitieren noch heute davon. Wenn man sich vorstellt, dass heutzutage eine Frau den Hauptkampf bei so einer Veranstaltung bestreitet, dann ist das gigantisch. Unser Weg, den etwa Christine Theiss und Julia Irmen vor mir gegangen sind, ist zwar nichts im Vergleich mit dem, was die Frauenrechtlerinnen damals an Widerständen hatten, aber auch wir mussten viele Vorurteil überkommen.

Und jetzt treten Sie nach den Rücktritten von Theiss und Irmen an, die neue Kickbox-Queen zu werden.

Das sind riesige Fußstapfen, die es da zu füllen gilt. Das ist echt Druck und Anspannung. Ich bin auch jemand, der sich selber viel Druck macht, die unglaublich selbstkritisch ist. Christine hat mir auch schon mal gesagt: „Hör auf, dich nach den Kämpfen immer selber zu kritisieren, immer nur herauszustreichen, was du falsch gemacht hast. Sei stolz, auf das, was du kannst, was du machst, was du erreicht hast.“ Aber ich spüre schon, dass da jetzt ein anderer Druck auf meinen Schultern lastet. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn die Leute kommen, um mich zu sehen, meinen Namen brüllen, das war ja das, wovon ich geträumt habe, als ich als jüngeres Ding mit Kickboxen angefangen habe.

War Theiss damals das große Vorbild?

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich erstmals einen Kampf von ihr live im Fernsehen gesehen habe. Ich saß auf dem Sofa, mit dem Telefonhörer in der Hand, am anderen Ende der Leitung war mein damaliger Trainer. Der hat nur gesagt: „Irgendwann werdet ihr aufeinandertreffen.“ Er meinte im Ring, weil wir die gleiche Gewichtsklasse sind, aber jetzt ist sie eine Freundin, die mir auch Ratschläge gibt. Die Idee für das Fotoshooting als Engel kam etwa von ihr. Sie meinte, die Marie ist doch so eine Nette, streif’ der doch einfach Engelsflügel über. Gesagt, gemacht, geschossen. (lacht)

Da drängt sich ja die Playboy-Frage auf. Theiss hat sich ja schon dafür entblättert – und die nette Marie?

(lacht) Als der Playboy mit Chrissie rauskam, haben mein Freund und ich darüber gesprochen. Er hätte gar nicht so das Problem damit, aber ich glaube, ich würde mich damit nicht wohlfühlen, wenn mich dann Leute nackt sehen, die mich gut kennen. So die breite Masse, Menschen, die ich nicht kenne, das wäre unproblematisch. Aber wenn ich mir vorstelle, dass mich meine Familie, alte Lehrer oder Schulkameraden im Evakostüm sehen, damit würde ich mich nicht wohlfühlen. Keine Ahnung, ob ich meine Meinung da mal ändere, aber im Moment tendiere ich zu einem Nein.

Sie sind ja Modedesignerin von Beruf, da gäbe es es bei den Kampfoutfits noch viel zu tun.

Ja! ich habe auch schon ganz viele Ideen, nur an der Umsetzung hapert es noch. Mein eigenes Kampfoutfit zu kreieren, wäre ein Traum. Ich bin mir sicher, da wären auch viele Kämpferinnen dankbar, wenn sich da mal was ändern würde.

Was designen Sie denn im Moment so?

Ich bin im Jeansbereich tätig, da kommen die Schlaghosen wieder groß in Mode. Das hat was, ich hoffe, nur nicht für Männer.

Der schlimmste Mode-Fauxpas?

Ganz klar: Socken in Sandalen, das ist ganz fürchterlich. Oder Menschen, die absichtlich ganz hässliche Sachen tragen, nur um aufzufallen. Schlechter Geschmack ist aber nichts, womit man auffallen sollte. (lacht)

Was sagen Ihre Familie, Ihr Freund zu Ihrem knallharten Beruf?

Mein Freund ist mein größter Fan, der ist immer ganz nah am Ring. Alle kennen ihn als den, der am lautesten brüllt. Auch seine Eltern sind Feuer und Flamme. Meine Mutter hingegen hat richtig Schiss. Wenn sie hört, dass ein neuer Kampf ansteht, meint sie: „Kindchen, das muss doch nicht sein. Achte auf deine Nase.“ Sie hat halt Angst, dass mir was passiert. Aber sie ist auch sehr stolz auf mich. Sie ist ja Lehrerin von Beruf und wird von den Schülern immer wieder auf die kickboxende Tochter angesprochen, das beeindruckt sie dann doch wieder. Aber ich finde es toll, beides in meiner Familie zu haben, die großen Fans und die Mahner. Da hat man immer zwei Sichtweisen, so erkennt man oft Dinge, die einem entgangen wären, wenn man nur Anfeuerer oder nur ängstliche Seelen um sich hätte.

 

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