Marie Lang: "Es war eine wilde und verrückte Zeit"

München - AZ-Interview mit Marie Lang: Die Münchner Kickbox-Queen verteidigt am Samstag einen ihrer fünf WM-Titel gegen Ilda Lelo.
Kickboxerin Marie Lang war Kandidatin bei "Promi Big Brother"
AZ: Frau Lang, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, hat man bei Ihrem Auftritt beim Reality-TV-Format "Promi Big Brother" gesehen. Was veranlasst eine seriöse Sportlerin, eine fünffache Kickbox-Weltmeisterin dazu, sich in so einer Sendung zu präsentieren?
MARIE LANG: Die Entscheidung ist schon im vergangenen Jahr gefallen und es war auch recht spontan. Natürlich war es schon so, dass man sich als Sportler denkt, dass man sich auch mal einem Publikum zeigen und präsentieren will, dass vielleicht mit Kickboxen - oder sogar Sport an sich - nicht viel am Hut hat. Ich denke ja viel darüber nach, was ich nach meiner aktiven Karriere machen will und werde. Ich würde schon gerne in den Medien, vielleicht im Bereich Moderation arbeiten. Da schadet es nicht, auch mal ein bisschen was auszuprobieren. Es war eine wilde, eine verrückte Zeit, die auch Spaß gemacht hat. Aber ich muss auch sagen, ich glaube, dass ich es nicht noch einmal machen würde.
Marie Lang hat sich in TV-Show auch unwohl gefühlt
Von Niveau kann man bei den Gesprächen in dieser Sendung aber oft nicht reden. Es ging andauernd um sexuelle Vorlieben und Praktiken.
Das stimmt. Und ich habe mich dabei auch nicht wirklich wohl gefühlt. Es gibt Dinge, die für mich nicht im Fernsehen ausgebreitet gehören, deswegen habe ich mich von allen derartigen Diskussionen auch ferngehalten. Auf der anderen Seite will man ja dann auch nicht als prüde oder langweilig rüberkommen. Es war nicht immer leicht. Gerade, weil man ja auch nicht weiß, was die anderen teilweise aus reiner Show machen. Ich bin halt keine, die, wenn alle schreien, noch lauter schreit, nur, um angeblich gehört zu werden oder Aufmerksamkeit zu kriegen. Am Ende bin ich Fünfte geworden - das ist besser, als ich erwartet hatte. Vor der Sendung habe ich schon mehrere Reaktionen erhalten in der Richtung: "Warum machst Du nur sowas?", aber danach waren die Reaktionen eigentlich durchgehend positiv. Vielleicht, weil ich eben einfach ich selbst war - und nicht die künstliche Show abgezogen habe.
Geht die Trash-TV-Karriere für Marie Lang weiter?
Geht jetzt die Reality-TV-Show-Reihe weiter? Werden wir Sie noch im Dschungel-Camp und anderen derartigen Sendungen sehen?
Ich will nicht kategorisch Nein sagen, aber ich will schon, wenn ich mal meine Karriere beenden sollte, als die Kickboxerin, die Weltmeisterin wahrgenommen werden und nicht als die, die bei Promi Big Brother, Dschungel-Camp oder was auch immer aufgetreten ist.
Marie Lang kämpft am 2. Oktober in München
Wie gut konnten Sie sich dann dort überhaupt auf den Kampfabend, der jetzt am 2. Oktober im Circus Krone stattfindet, vorbereiten?
Das war sicher nicht optimal. Ich hatte zwar den Koffer voller Sportsachen, aber ich bin überhaupt nicht zum Trainieren gekommen. Ich hatte echt gedacht, dass ich viel mehr Zeit hätte, um meine Form zu halten, aber da lag ich falsch. Und nebenbei haben wir ja fast drei Wochen die gleichen Klamotten tragen müssen, da wollte ich in der Kleidung nicht auch noch voll Sport betreiben. Das hätte dann doch irgendwann übel gerochen.
Zudem war die Ernährung dort ja auch eher bescheiden.
Absolut! Es gab Spaghetti mit Ketchup und Toast mit Schokoladen-Aufstrich, das war es mehr oder weniger. Das ist gerade für jemanden wie mich, der sehr auf seine Ernährung achtet, echt schwer gewesen. Als ich in die Sendung eingestiegen bin, stand der Termin für die Fight Night noch nicht endgültig fest. Als ich rauskam, dann schon: 2. Oktober. Es war nicht so, dass ich Juhu geschrien hätte, als ich gehört habe, wie wenig Zeit ich habe, denn ich muss zugeben: Meine Kondition war bei Null nach der Sendung, ich bin noch nie in meinem Leben derart unfit in eine Vorbereitung gegangen.
Kampf gegen Europameisterin Ilda Lelo
Nicht die besten Vorzeichen, wenn man gegen die Europameisterin Ilda Lelo seinen ersten Kampf nach der allerersten Niederlage der Profi-Karriere bestreitet...
Das stimmt, aber ich habe die Niederlage jetzt vollkommen aufgearbeitet und abgehakt. Man kann nicht immer nur gewinnen. Das ist im Sport so - das ist im Leben so. Der Kampf war in vielen Bereichen so vollkommen anders. Ohne Zuschauer, meine Familie war nicht am Ring, nicht einmal meine beste Freundin. Und dann konnte auch zum ersten Mal überhaupt mein Freund nicht vor dem Kampf in der Kabine sein. Es war wirklich ein komischer Abend. Nichts hat gepasst. Aber jetzt bin ich gut vorbereitet, gut drauf. Ich will es wissen. Meine Lunge macht nach meinen beiden Corona-Infektionen auch keine Probleme mehr. Ich hoffe, das bleibt auch am Samstag so. Ich habe einen WM-Titel verloren, ich habe noch fünf weitere. Ich werde jetzt aber nicht einer umgedrehten Pyramide entsprechend, einen Titel nach dem anderen verlieren und dann schnell als Weltmeisterin abtreten, wenn ich noch einen Gürtel übrig habe (lacht). Ich habe einen Anspruch an mich selber. Ich will eines Tages den Ring hocherhobenen Hauptes verlassen.
Ihre alljährliche Grundsatzentscheidung steht an, ob Sie im kommenden Jahr wieder in den Ring steigen. Sie werden im Dezember immerhin 35.
Es ist noch alles offen. Ich konzentriere mich jetzt auf den Kampf, dann sehe ich weiter. Das ist ja keine Entscheidung, die man übers Knie brechen kann - und soll.
Zieht sich Marie Lang für den "Playboy" aus?
Es soll ein neues Angebot des "Playboys" geben.
Ich kann nur sagen, ich habe bis jetzt immer abgelehnt. Wenn ich am Ende nie im "Playboy" war, geht für mich die Welt nicht unter.
Aufmerksamkeit kriegt man ja auch über Reality-TV - und nicht nur nackte Tatsachen...
(lacht) So kann man es sehen.