Marias Ouvertüre
Garmisch-Partenkirchen - Wenn aus Bronze plötzlich Gold wird, muss man noch mal genau hinhören. „Vom Denken ist es sicher so viel wie Gold wert, wenn man gleich am Anfang eine Medaille fährt”, meinte Wolfgang Maier, der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands (DSV), als er den dritten Platz von Maria Riesch im Super-G kommentieren sollte. Will sagen: Dieser WM-Auftakt war Gold wert. Für das ganz DSV-Team. Und natürlich zu allererst für Maria Riesch. „Ich trauere auf keinen Fall der verloren Goldmedaille hinterher”, meinte die Lokalmatadorin, „Bronze ist wie Gold für mich in dem Zusammenhang. Die Erleichterung ist riesengroß. Ich habe jetzt lange gezittert.”
Nach dem doch eher überraschenden Platz drei sagte Riesch: „Ich bin überglücklich, dass es gleich im ersten Rennen mit einer Medaille geklappt hat. Das nimmt erstmal den ganz großen Druck weg.” Sprach’s, strahlte und schickte eine Drohung an die Konkurrenz hinterher: „Bronze bedeutet natürlich nicht, dass ich ab sofort weniger motiviert bin.” Sprich: In der Super-Kombi am Freitag und der Abfahrt am Sonntag greife ich wieder voll an. „In der Super-Kombi sind meine Medaillenchancen sicher am Größten.”
Diese erste Medaille war nur die Ouvertüre.
Im Super-G hatte sie sich selbst kaum eine Medaille zugetraut. „Das ist ja doch eher meine Wackeldisziplin”, meinte Riesch. „Man muss sehen, ich hatte zwar eine gute Saison im Super-G, aber seit drei Jahren keinen mehr gewonnen. Es wäre also kein Weltuntergang gewesen, wenn es heute mit der Medaille nicht geklappt hätte.”
Konkurrentin Lindsey Vonn hat dagegen in dieser Disziplin heuer eine regelrechte Serie hingelegt. „Auch die letzten zwei Weltcups hier in Garmisch hatte die Lindsey ja gewonnen”, erinnert sich Riesch. Bei der Fahrt ihrer amerikanischen Freundin war „mein Puls höher als bei meiner eigenen Fahrt”, sagte Riesch hinterher, „ich hatte die Medaille fast schon abgehakt.”
Vonn enttäuscht
Als Zweite der Top-7-Startgruppe war sie ins Rennen gegangen und auch als Zweite hinter der überragenden Lizzy Görgl ins Ziel gekommen. Doch von den Konkurrentinnen rauschte nur noch Julie Mancuso an Riesch vorbei – und der Traum von der ersten Medaille nahm Formen an. „Auf dem dritten Platz steht man immer so ein bisschen auf der Abschussposition”, meinte die Garmischerin zu den bangen Minuten im Ziel, bis ihr Bronze endgültig sicher war, „das war schon eine Nervenzerreißprobe. Ich wollte auf gar keinen Fall Vierte werden.” Das hat geklappt. „Geliebäugelt hab’ ich schon mit einer Medaille”, gab Riesch zu, „aber nicht wirklich spekuliert.”
Favoritin Lindsey Vonn landete derweil abgeschlagen auf Platz sieben und klagte über die Piste (siehe rechts). Riesch mag das nicht nachvollziehen: „Klar ist das schwer zu fahren. Aber wir sind hier bei einer WM. Da ist es durchaus gerechtfertigt, dass es nicht ganz einfach ist. Schließlich soll die gewinnen, die am besten fährt, auch bei schweren Bedingungen. Das war an diesem Tag die Lizzy, ich war die Dritte, und das macht mich überglücklich.”