Maria setzt auf Männer-Ski

Olympia-Hoffnung Riesch, von den Seriensiegen ihrer Freundin Lindsey Vonn genervt, prüft den Umstieg aufs Herren-Material. Der Alpinchef sieht das skeptisch: „Ein gefährliches Wagnis.“
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Beste Freundinnen, härteste Rivalinnen: Die Ski-Superstar Lindsey Vonn (l., USA) und Deutschlands Maria Riesch. Nun droht aber die Freundschaft zu bröckeln. Die Rieschs sind genervt vom Superstar-Gehabe Vonns.
AP Beste Freundinnen, härteste Rivalinnen: Die Ski-Superstar Lindsey Vonn (l., USA) und Deutschlands Maria Riesch. Nun droht aber die Freundschaft zu bröckeln. Die Rieschs sind genervt vom Superstar-Gehabe Vonns.

Olympia-Hoffnung Riesch, von den Seriensiegen ihrer Freundin Lindsey Vonn genervt, prüft den Umstieg aufs Herren-Material. Der Alpinchef sieht das skeptisch: „Ein gefährliches Wagnis.“

CORTINA D'AMPEZZO Endlich, beim letzten Rennen von Cortina am Sonntag, erfüllte sich Maria Rieschs Wunsch. Die Finnin Tanja Poutiainen gewann vor zwei DSV-Fahrerinnen, Viktoria Rebensburg, die als Zweite erstmals überhaupt aufs Podium kam, und Kathrin Hölzl, der Weltmeisterin. Maria Riesch wurde Achte, Lindsey Vonn kam auf Platz 19.

Egal ob Poutiainen oder sonst wer, die Siegerin hätte auch Frau Holle, Miss Marple oder Pippi Langstrumpf heißen können, Riesch wäre es egal gewesen. Nur nicht wieder Lindsey Vonn. Denn in Abfahrt und Super-G ist die US-Amerikanerin derzeit unschlagbar, auch in Cortina gewann Vonn beide Rennen.

Eine Dominanz, die allmählich auch die langjährige Freundschaft auf eine Belastungsprobe stellt. Meinte Riesch, die am Samstag immerhin Abfahrts-Zweite wurde, früher noch immer: „Wenn nicht ich gewinne, soll die Lindsey ganz oben stehen", sagte sie in Cortina nun angesichts des Duells im Gesamt-Weltcup, in dem Vonn mit 56 Punkten Vorsprung führt: „Ich bin zwar befreundet mit ihr, aber für mich ist das langsam zermürbend. Es wäre schön, wenn mal eine andere gewinnt."

Zumindest in den schnellen Disziplinen gibt es da kaum Hoffnung. Sieben der neun Speed-Rennen in diesem Winter gewann Vonn, davon alle fünf Abfahrten. Die Amerikanerin fährt in einer anderen Welt – aber eben auch auf anderen Skiern. Auf Männer-Skiern. Und deshalb überlegt nun auch Maria Riesch den Material-Umstieg.

Nach der vergangenen Saison hatte Rieschs Skifirma (Head) Vonn verpflichtet, ein Markenwechsel, über den sich Rieschs Begeisterung in Grenzen hielt. Schon den Sommer über trainierte Vonn auf den härteren und stabileren Männer-Skiern (s. unten), holte sich dazu den Service-Mann von US-Teamkollege Bode Miller. „Die Skier kosten Kraft, geben aber Tempo", sagte Vonn.

So viel Geschwindigkeit, dass sie der Konkurrenz um Freundin Maria noch mehr enteilt. Weshalb nun auch Riesch den Wechsel wagen will. Erst einmal im freien Fahren. „Und wenn ich einigermaßen klar komme, vielleicht auch im Training“, sagte die Slalom-Weltmeisterin.

Ein Wechsel, den Alpinchef Wolfgang Maier skeptisch sehen würde. „Ich war bisher ganz glücklich, dass sie sich nicht auf dieses Spiel eingelassen hat", sagt Maier, der einen kurzfristigen Umstieg so kurz vor Olympia für ein zu großes Risiko hält, zur AZ. „Das ist ein gefährliches Wagnis, mitten in der Saison. Die Vonn hat schon sehr lange darauf trainiert, da habe ich lieber einen zweiten Platz und eine gesunde Läuferin.“

Zumal Vonn laut Maier auch auf Frauen-Skiern kaum schlagbar wäre. „So wie die zur Zeit unterwegs ist, fährt sie einfach besser Ski – das liegt nicht nur am Ski." Und auch Riesch will die neuen Bretter ja nicht auf Biegen und Brechen. „Wenn es nicht funktioniert, höre ich sofort wieder auf damit, sonst mache ich mich ja nur verrückt."

Rivalin Vonn denkt schon an die nächste Nachrüstung. Von ihrem Bekleidungs-Ausrüster will sie sich bei Olympia einen noch schnelleren Anzug aus reinem Polyester überstreifen, der den Luftwiderstand weiter verringern soll.

Nächstes Wochenende fahren die Frauen übrigens in St. Moritz. Nach der Kombination folgen Abfahrt und Super-G. Rieschs Zermürbung wird wohl fortgesetzt.

Florian Kinast

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