Maria Riesch am Medals Plaza: "Bisserl Kribbeln"

VANCOUVER - Entspannt geht Maria Riesch das Abenteuer Olympia an - und freut sich, dass man sie auch in Kanada erkennt.
Vor der Medals Plaza in Whistler hatte Maria Riesch ihren ersten größeren Auftritt. Das Edelmetall in der Super-Kombination wird dort zwar erst am 14. Februar vergeben, doch bereits an ihrem ersten Tag im Olympia-Ort klickten die Kameras der mitgereisten Medien sowie vieler Kanadier.
"Es ist toll, wenn man so weit weg der Heimat erkannt wird, das freut einen natürlich", sagte die deutsche Vorzeige-Skirennfahrerin. Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen nutzte die 25-jährige Partenkirchenerin ihren freien Nachmittag zu einem Bummel durch die Fußgängerzone. Nicht nur beim Erinnerungsfoto in der Mitte der rotgekleideten kanadischen Bergpolizei bekam Riesch das Strahlen nicht aus ihrem Gesicht. Sie hatte auch richtig viel Spaß beim freien Skifahren abseits der Jagd um hundertstel Sekunden.
"Es war traumhaft. Wir hatten seit wer weiß nicht wie langer Zeit endlich wieder einen Tag zum Skifahren und einen Riesenspaß", sagte Riesch. Und ihre Speed-Kollegin Gina Stechert (Oberstdorf) pflichtete mit leuchtenden Augen bei: "Es war der Wahnsinn." Doch die lockeren Tage sind bereits gezählt, denn am 11. Februar steht bereits das erste Abfahrts-Training auf dem olympischen Programm. "Ein bisserl Kribbeln ist schon», gab Riesch zu. Befragt nach dem warmen Wetter und dem angekündigten Regen-Schnee-Mix bis zum Wochenende äußerte Riesch weniger Material-Sorgen ("Mein Servicemann hat das voll im Griff."), sondern "Bedenken, dass es ungleich sein könnte von den Wetterbedingungen. Da hab' ich ein bisserl Angst vor."
Sonst aber wirkt Maria Riesch sehr entspannt. Als Slalom-Weltmeisterin hat sie vor einem Jahr bewiesen, dass sie großem (Erwartungs-)Druck standhalten kann. "Die Goldmedaille im Gepäck hilft schon, da ein bisschen lockerer heranzugehen." Der Sieg bei der Abfahrts-Generalprobe zeigte, dass Riesch auch mit Damen-Ski schneller sein kann als die fast schon unschlagbare Freundin Lindsey Vonn (USA).
Der Triumph beendete zudem die Diskussion über einen Wechsel zum Herren-Material. "Es hat auf jeden Fall genervt. Deswegen war es auch der ganz große Befreiungsschlag, in St. Moritz mit den Damen-Ski zu gewinnen", sagte sie und berichtete souverän lächelnd von ihren Versuchen auf Herren-Abfahrtsski: "Ich hab's einmal probiert in Garmisch, das hat gar nicht funktioniert."
Im angemieteten Haus in Whistler bezog die zweifache Weltcup-Saisonsiegerin ein Einzelzimmer - drei Wochen vor Ort erfordern neben einer Rückzugsmöglichkeit auch besonders viel Gepäck. "Zu zweit wäre es schon eng", sagte Riesch mit Blick auf den nicht allzu großen Raum.
Auf familiäre Unterstützung muss sie vorerst verzichten. Schwester Susanne muss als Slalom-Mitfavoritin erst am 26. Februar antreten, die Eltern fliegen in der kommenden Woche ein. "Man denkt am Start ja nicht, wer alles da ist", sagt Riesch. Das Handy wird in ihrem Zimmer übrigens nicht für Ablenkung sorgen, es gibt keinen Mobil-Empfang in Rieschs Kammer: "Das ist ein bisschen blöd, aber vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn man nicht erreichbar ist."