Maria: "Ich probier' gerne aus, was mir gefällt"
Ein neues Leben – als Ehefrau. Eine neue Saison – als Gesamtweltcup-Titelverteidigerin. Ein neuer Style – mit High Heels. Im AZ-Interview sprechen Maria Höfl-Riesch und ihr Gatte Marcus Höfl über Treue, Schwalben auf den Seychellen, gemeinsame Kinder, Krümel im Bett – und auch übers Skifahren.
AZ: Frau Höfl-Riesch, Sie haben ein bewegtes Jahr hinter sich: Heim-WM, Gewinn des Gesamtweltcups, Hochzeit. Die neue Saison begann dagegen nicht gerade verheißungsvoll. Reagiert man gelassener, wenn man den Gesamtweltcup schon mal gewonnen hat?
MARIA HÖFL-RIESCH: Ein bisschen schon. Bei dem Start, den Lindsey (Weltcup-Konkurrentin und Riesch-Freundin Vonn, d. Red.) hingelegt hat, braucht man über den Gesamtweltcup sowieso nicht mehr groß nachzudenken. Es ist im Moment überhaupt sehr schwer, Rennen zu gewinnen: Im Speed gibt es Lindsey, im Slalom Marlies Schild, und beide sind in überragender Form.
Herr Höfl, wenn es so wie zu Saisonbeginn mal ein Tal gibt, wer macht sich mehr Sorgen: der Manager oder der Ehemann?
MARCUS HÖFL: Auf jeden Fall der Ehemann. Trotz Vonn und Schild gewann Maria in drei Jahren alles: Sie wurde Weltmeisterin, Doppel-Olympiasiegerin, Gesamtweltcup-Siegerin – da macht sich der Manager keine Sorgen mehr. Der Ehemann schon eher. Gerade vor dem Rennen in Flachau, wo die Ärzte nicht ausschließen konnten, dass mit Marias lädiertem Knie noch was Schlimmeres passiert. Deswegen war ich dagegen, dass sie startet – aber man hat ja gesehen, wer sich durchgesetzt hat. Und dann ist sogar ein zweiter Platz herausgesprungen. Maria weiß eben am besten, was gut für sie ist.
Als einer der wenigen begleiten Sie Ihre Frau im Weltcup-Zirkus. Ist es für Sie vor Ort einfacher, Maria in schlechten Momenten aufzufangen?
HÖFL: Es sind schon mehrere Manager dabei, nur fallen die vielleicht weniger auf. Ich stehe beispielsweise im Ziel öfter neben Kilian Albrecht, dem Manager von Lena Dürr – über ihn berichtet kaum jemand. Bei Maria und mir wird das halt ein bissl mehr wahrgenommen.
HÖFL-RIESCH: Für mich ist es in jeder Hinsicht eine Erleichterung, dass Marcus dabei ist. Er nimmt mir einfach wahnsinnig viel ab.
Gibt es Reaktionen von den Kolleginnen?
HÖFL-RIESCH: Nicht, dass ich wüsste. Natürlich haben sie registriert, dass es bei mir Veränderungen gab. Aber jetzt hat sich das so eingebürgert.
HÖFL: Marlies Schild und Benni Raich haben bei Olympia ganz woanders gewohnt als das Team; die Vonns waren, als sie noch zusammen waren, sicher sehr viel mehr ein Team im Team als wir das jetzt sind, und Lara Gut und Tina Maze arbeiten weitestgehend unabhängig von ihren Verbänden. Das sind alles Profis. Und letztlich zählt doch, was unterm Strich herauskommt.
Wie stark sind Sie ins DSV-Team eingebunden?
HÖFL: Bei den Rennen in Kanada und in den USA habe ich mal Zeiten hochgefunkt, aber ansonsten habe ich mit dem sportlichen Bereich nichts zu tun, bin bei keiner Mannschaftsbesprechung und auch am Hang nie dabei. So gerne ich Maria begleite, habe ich mit meiner Firma MHM auch eine Menge anderer Sachen zu tun. Vor allem Franz Beckenbauer ist nach wie vor der Hauptinhalt unserer Schaffenskraft.
Fühlt sich der Kaiser nicht vernachlässigt?
HÖFL: Ich glaube nicht. Es ist manchmal nicht einfach, ich muss es eben gut organisieren. Als ich letztens mit Maria in den USA war, bin ich halt um vier in der Früh aufgestanden und hab mich um mein Büro gekümmert. Mit Franz habe ich jeden Tag Kontakt. Acht Uhr ist unsere Telefonzeit. Da hat er den Joel in die Schule gebracht, auf dem Rückweg telefonieren wir meistens.
Maria, Sie müssen also Ihren Mann mit Franz Beckenbauer teilen.
HÖFL-RIESCH: Das mache ich gern. Ich verstehe mich sehr gut mit Franz. Da ist keiner von uns beiden eifersüchtig, wenn Marcus mal mehr Zeit mit dem anderen verbringt.
Sie leben nun in Kitzbühel. Haben Sie es dort schon mal privat auf die Piste geschafft?
HÖFL-RIESCH: Genau zwei Mal – für ein, zwei Stunden, nach dem letzten Weltcupfinale. Zusammen mit Marcus, in zivil, praktisch inkognito, also ohne Milka-Helm (lacht). Vielleicht hat mich am Lift trotzdem der eine oder andere erkannt, ansonsten konnte ich da aber unbehelligt meine Runden drehen. Und es hat riesig Spaß gemacht, vor allem, mal ohne den Druck und die Anspannung zu fahren, die man ja sonst immer hat.
Unterwegs zu sein, sind Sie ja gewohnt. War der Umzug eine große Umstellung?
HÖFL-RIESCH: Die größeren Veränderungen waren eigentlich im Sommer davor, als wir zusammengekommen sind. Da war ich schon viel bei Marcus in Kitzbühel, aber auch noch zu Hause in Garmisch. Ich musste beim Packen immer schon lange im Voraus planen, wann bin ich wo, was brauche ich dort, was hier – und so weiter. Aber mit der Hochzeit und mit dem Tragen der Ringe hat sich natürlich auch ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl eingestellt, das ist jetzt noch intensiver.
Wie ist diese Umstellung, zu sagen ,Mein Mann’, nicht mehr ,Mein Freund’?
HÖFL-RIESCH: Am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Aber selbst bei den Rennen in Amerika haben schon alle Höfl-Riesch gesagt.
Wie kam es zum Doppelnamen?
HÖFL-RIESCH: Meinen Namen komplett abzulegen, wäre komisch gewesen, weil man mich als Sportlerin so kennt. Als Riesch bin ich nun mal bekannt geworden. Aber das Höfl musste schon vorneweg, weil ich finde, dass man den gleichen Namen tragen sollte, wenn man verheiratet ist. Ist doch blöd, wenn man auf irgendwelchen Hotellisten ganz woanders steht als der Mann (lacht). Vielleicht lasse ich irgendwann später das Riesch ja weg, mal sehen. Auf jeden Fall wird es keine Höfl-Riesch-Doppelnamen-Kinder geben.
Aber es wird Kinder geben?
HÖFL-RIESCH: Ja, klar. Aber das ist noch ein Stück weit entfernt. Zwei, drei Jahre will ich schon noch fahren.
HÖFL: Natürlich spricht man vor der Hochzeit darüber, ob und wann man Kinder plant. Das gehört doch dazu.
Wie viele Kinder wünschen Sie sich?
HÖFL-RIESCH: Maximal zwei. Aber man weiß ja nie: Lindsey hat vier Geschwister, weil ihre Mutter noch Drillinge bekam. Auch meine Eltern wollten zuerst kein zweites Kind – und dann bekamen sie Zwillinge. Für meine Mutter war das nicht leicht. Vor allem mein Bruder war ein ganz schöner Treibauf. Übrigens sind auch mein Cousin und meine Cousine Zwillinge.
Wenn Sie auf 2011 zurückschauen: Was waren die drei wichtigsten Momente des Jahres?
HÖFL-RIESCH: Die Hochzeit, vor allem der Weg zum Altar. Ein ganz besonderer Moment, zwischen nervös, angespannt und voller Vorfreude. Danach: der Gesamtweltcupsieg. Das war ja damals ganz knapp am letzten Renn-Wochenende. Und der dritte? Schwer zu sagen. Die Heim-WM war wahnsinnig bewegend für mich, nicht nur positiv, aber mit den zwei Bronzemedaillen am Ende ein absolutes Highlight. Aber das soll jetzt keine Rangfolge sein, Privates und Berufliches sind zwei unterschiedliche Welten. Und natürlich gehören auch unsere Flitterwochen auf den Seychellen dazu: Ausspannen an einem einsamen Strand nach dem ganzen Trubel.
Sind Sie beide romantische Typen? Erinnern Sie sich an einen ganz speziellen Augenblick?
HÖFL: Da fallen mir die Feenseeschwalben ein, die wir auf den Seychellen plötzlich entdeckt haben. Die sind immer zu zweit unterwegs, fliegen immer hintereinander. Traumhafte weiße Vögel. Sobald einer stirbt, stirbt der andere auch. Diese Zusammengehörigkeit, das hat gut zu unserer Hochzeit gepasst.
Und im Alltag? Bringen Sie Maria morgens das Frühstück ans Bett, Herr Höfl?
HÖFL-RIESCH: Nein! Das mögen wir beide nicht.
HÖFL: Weil wir beide sehr ordentlich, organisiert und perfektionistisch sind. Zum Beispiel in den Kleiderschränken: Da ist alles nach Farben geordnet. Und Brösel im Bett? Das wäre für uns beide eine Katastrophe.
Wer von Ihnen ist denn ordentlicher?
HÖFL-RIESCH: Mit Bröseln und Wassertropfen auf dem Tisch ist Marcus ganz extrem. Ich passe eher so bei Tuben und Shampoo-Flaschen auf, dass keine Flecken zurückbleiben.
HÖFL: Wir sind halt beide Schütze. Ich glaube inzwischen auch, dass Partnerschaften mit Gleichgesinnten dauerhafter sein können. Jeder hat im Leben mal eine Phase, wo ihn das Gegenteil fasziniert, aber auf Dauer ist gleichgesinnt leichter.
Ist das nicht furchtbar anstrengend, wenn beide so perfektionistisch sind?
HÖFL-RIESCH: Gar nicht. Weil wir das beide so mögen.
Wenn also einer die Socken liegen lässt, ist gleich Ehekrach?
HÖFL-RIESCH: Aber das passiert doch gar nicht! Jedenfalls nicht bei uns.
Was war denn die schlimmste Nachlässigkeit, die der Andere dulden musste?
HÖFL-RIESCH: Als wir vom Rennen aus Flachau heimkamen, hat Marcus sofort seinen Koffer ausgepackt, und ich habe ausnahmsweise nur die Tasche ins Gästezimmer gestellt. Aber dann fühle ich mich schon nicht wohl, wenn ich weiß, dass da vielleicht noch nasse Sachen drin sind. Da hab’ ich schon ein schlechtes Gewissen.
Gab’s überhaupt schon mal Streit?
HÖFL: Es sind noch keine Sachen zu Bruch gegangen, wenn Sie das meinen. Meinungsverschiedenheiten werden bei uns ausdiskutiert.
Können Sie das gut?
HÖFL: Konfliktscheu sind wir beide nicht.
HÖFL-RIESCH: Und meistens kommen wir am Ende auch zusammen.
Maria, haben Sie sich verändert, seit Sie mit Marcus zusammen sind?
HÖFL-RIESCH: Einige behaupten das wohl. Aber die Leute, die mich gut kennen, wissen, dass das nicht so ist. Natürlich entwickelt man sich als Persönlichkeit weiter. Es ist ja ganz normal, dass ich jetzt nicht mehr so bin wie mit 18. Aber vom Wesen her bin ich noch genauso wie früher.
Und Ihr Interesse an Foto-Shootings und gesellschaftlichen Ereignissen, das Sie jetzt ausleben? War das denn schon immer da?
HÖFL-RIESCH: Auf jeden Fall. Aber seitdem ich Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin bin, kommen natürlich viel mehr Anfragen, gerade was Interviews und Shootings betrifft. Dadurch kann ich auch mehr ausprobieren, um zu sehen, was mir gefällt und was nicht. Das finde ich ganz spannend. Was ich dafür zum Beispiel überhaupt nicht mehr mache: Vorabendserien schauen. Das hab’ ich früher total intensiv gemacht, von halb sechs bis viertel nach acht. „Verbotene Liebe”, „Marienhof”, das ganze Programm.
HÖFL: Es haben sich eben gewisse Dinge und Umstände verändert, aber nicht Maria als Mensch.
Vor ein paar Monaten bekam Maria in einer Persönlichkeitsstudie von „Sport+ Markt” fantastische Werte. Bekanntheit, Beliebtheit – alles top. Wie nutzen Sie als Manager das, Herr Höfl? Ist Maria auch eine Marke geworden?
HÖFL: Zur ISPO Ende Januar wird es die ersten eigenen Maria-Produkte geben: eine Ski-Kollektion bei Bogner. Die Kollektion ist in Zusammenarbeit mit Designern von Bogner entstanden.
HÖFL-RIESCH: Ich habe mich da sehr eingebracht. Wir haben uns ständig ausgetauscht – über Farben und Schnitte. Und die Designer haben es dann zu Papier gebracht. Ich glaube, das wird super.
HÖFL: Und dann wird es einen Maria-Ski von Head geben, einen Helm von Dainese, Handschuhe von Ziener, eine ganze Palette von eigenen Produkten. Von daher: Ja, „Maria” ist nicht nur meine Frau, sie ist auch eine Marke.
Wofür steht diese Marke?
HÖFL: Als Erstes: für Erfolg. Bei der Umfrage von „Sport + Markt” fanden aber auch fast 50 Prozent, dass Maria ebenso für Modebewusstsein steht. Ein ganz erstaunlicher Wert, wie ich finde.
HÖFL-RIESCH: Ich wollte das eigentlich schon viel früher machen. Aber ein Leistungssportler, der ständig nur mit Helm gezeigt wird – da ist die Modewelt schon sehr weit weg.
HÖFL: Alpinski ist in dieser Beziehung die benachteiligste Sportart, die es gibt: sehr schneeabhängig, wie wir auch dieses Jahr mehrfach gesehen haben, dazu eine Saison- und Helm-Sportart, man ist maximal eineinhalb Minuten im Bild – wenn das Rennen überhaupt übertragen wird. Ein Biathlonrennen dagegen dauert eine Stunde, und im Fernsehen sieht man ständig Nahaufnahmen der Sportler, beim Schießen oder auch im Ziel.
HÖFL-RIESCH: Natürlich bin ich in erster Linie Sportlerin, aber es gibt mich halt auch anders als mit Helm und in Skiausrüstung – als Frau und als Persönlichkeit.
HÖFL: Und wenn man sich auch mal anders zeigt, etwas Neues wagt, gibt es halt ein paar, für die das erstmal ungewohnt ist. Ich habe mal einen Spruch von Jean Paul, einem deutschen Dichter, gelesen: ,Gehe nicht da hin, wo der Weg geht, sondern gehe da hin, wohin er nicht geht und hinterlasse Spuren.’ Der passt gut – wenn man so will, unser Motto.
Wie viel Spaß haben Sie an Foto-Shootings wie das in „Bunte” oder für Ihre Homepage?
HÖFL-RIESCH: So viele waren das nicht, eigentlich die einzigen größeren Shootings, und die haben wir an zwei Tagen im September erledigt. Aber beide haben mir sehr viel Spaß gemacht. Schöne Kleider anziehen, mit dem Stylisten überlegen, was cool aussieht, welche Schuhe dazu passen, welches Outfit. Und noch ein tolles Make-up. Eine schöne Abwechslung. So was braucht man auch mal.
Sie tragen ja oft auffällige Pumps. Hatten Sie schon immer ein Faible für High Heels?
HÖFL-RIESCH: Nein, das war nicht immer so. Da habe ich schon Gefallen daran gefunden in den letzten zwei Jahren. Marcus hat mich ein bisschen drauf gebracht – weil ich ihm in flachen Schuhen zu klein bin. (lacht)
Wie viele Paar Schuhe haben Sie im Schrank?
HÖFL-RIESCH: Nicht so viele wie Kim Kardashian (US-Model und Schauspielerin, d.Red). Vielleicht 50. Davon 15 Paar Highheels. Und fünf, sechs Paar Skischuhe.
Was ist bequemer: Pumps oder Skistiefel?
HÖFL-RIESCH: Kommt drauf an, wie lange man sie tragen muss und wie weit man läuft.
Suchen Sie auch aus, Herr Höfl?
HÖFL: Nicht immer, aber jetzt zum Geburtstag schon. Da hab ich ihr ein Paar geschenkt.
Sie waren im März zusammen in New York und sagten letztens, dass Sie sich nach der Karriere eine Zeit dort gut vorstellen könnten.
HÖFL-RIESCH: Ich war zum ersten Mal dort und fand die Stadt einfach nur Wahnsinn.
HÖFL: Mich verbindet sehr viel mit New York. Ich habe mich ja mit 23 Jahren selbstständig gemacht und war seitdem jedes Jahr mehrfach beruflich dort tätig. In den Jahren 2006 bis 2009, als ich für Red Bull das Fußball-Management verantwortet habe, manchmal mehrere Wochen am Stück. Dazu kommt die Verbindung, die Franz durch seine Cosmos-Zeit zu New York hat. Dieses Jahr waren er und ich zum 11. September da. Außerdem habe ich dort viele Freunde. Für mich ist es die faszinierendste Stadt. If you can make it there, you can make it anywhere.
HÖFL-RIESCH: Aber Kitzbühel wird sicher auf lange Sicht unser Zuhause bleiben. Ganz weggehen werden wir da nicht.
Die Heimatverbundenheit teilen Sie mit Magdalena Neuner, die im Frühjahr, mit erst 25 Jahren, ihre Karriere beenden und nach Wallgau zurückkehren will. Können Sie das verstehen?
HÖFL-RIESCH: Sie war halt schon früh sehr erfolgreich, vielleicht fehlt ihr jetzt ein bisschen die Motivation. Was den medialen Rummel angeht, den sie als einen Grund fürs Aufhören anführte: Es sollte sich jeder so darstellen, dass er sich wohl dabei fühlt – und das ist bei mir der Fall. Ich erfinde nichts und verstelle mich nicht, ich bin zu meinen Fans so, wie ich bin. Ich habe noch sehr viel Spaß an meinem Sport und auch kein Problem mit dem ganzen Trubel drum herum. Für mich ist es eine Ehre, wenn sich die Menschen für meinen Sport und mich interessieren.
Es gibt sicher viel mehr Anfragen als Sie letztlich wahrnehmen. Muss der Manager nicht mehr Anfragen einschieben als der Ehemann zulassen möchte?
HÖFL: Wir konzentrieren uns auf die größeren Dinge, vor allem, um den Aufwand zu minimieren. Was dazu führt, dass Maria eben nicht mehr alles macht, was sie früher gemacht hat, was wiederum dazu führt, dass Leute, die nicht mehr so bedient werden, nun sagen: ,Maria hat sich verändert.’ Früher ist sie für eine fünfminütige Radiosendung nach Stuttgart gefahren – das würde sie heute gar nicht mehr schaffen bei den vielen Anfragen, die es gibt. Aber klar, man kann sich auch nicht nur die Rosinen herauspicken, das geht ja in keinem Beruf. Also, man kann sich nicht über die Beliebtheit Freude und über die Sponsoren, die einen unterstützen, und sich dann gleichzeitig über den Rummel beschweren.
Einige Sportstars scheinen ja derzeit mit dem Rummel, den Anforderungen immer schlechter zurechtzukommen und müssen sich eine Auszeit nehmen.
HÖFL: Generell hat die Debatte ein bisschen Überhand genommen. Natürlich darf man das Thema Burnout nicht unterschätzen, es gibt sicherlich dramatische Fälle, aber insgesamt wird mir zu viel Geschrei darum gemacht. Profisportler ist ein Beruf, der im Vergleich zu den meisten anderen sehr gut vergütet wird; es ist ein großes Privileg, was wir hier machen dürfen. Und da ist man auch selbst verantwortlich, was man zulässt, was nicht und wie man sich selbst schützt.
HÖFL-RIESCH: Ich hab jedenfalls den Spaß und die Leidenschaft noch lange nicht verloren.