Maria Höfl-Riesch: „Skifahren? Irgendwann mal...“

Heute hat Maria Höfl-Riesch ihren ersten Einsatz als TV-Expertin. Im AZ-Interview spricht sie über ihr Leben abseits der Pisten, ihre Rolle als Zuschauerin, die neu gewonnene Freizeit und ihre Zukunftspläne.  
von  Thomas Becker
Nichts mehr mit Rennanzug: Ex-Skifahrerin Maria Höfl-Riesch im Gala-Outfit.
Nichts mehr mit Rennanzug: Ex-Skifahrerin Maria Höfl-Riesch im Gala-Outfit. © GES/Augenklick

Heute hat Maria Höfl-Riesch ihren ersten Einsatz als TV-Expertin. Im AZ-Interview spricht sie über ihr Leben abseits der Pisten, ihre Rolle als Zuschauerin, die neu gewonnene Freizeit und ihre Zukunftspläne.

München - Wenn am Freitagmittag die besten Skifahrer bei der Abfahrt in Gröden ins Rennen gehen, wird am Experten-Pult der ARD eine Frau stehen: Maria Höfl-Riesch. Vor ein paar Wochen feierte die im Frühjahr zurückgetretene dreifache Olympiasiegerin ihren 30. Geburtstag. Zeit für ein Gespräch darüber, wie das Leben nun weitergeht.

AZ: Frau Höfl-Riesch, haben Sie jetzt einen Schreibtisch im Büro, so richtig mit Durchwahl und so?

Maria Höfl-Riesch: Nein, das nicht. Ich bin zwar ab und zu im Büro, aber nicht jeden Tag nine to five.

Wie ist Ihr neues Leben ohne Skier?

Natürlich ganz anders. Um einiges entspannter. Obwohl ich trotzdem sehr viel unterwegs bin. Also langweilig ist es mir nicht.

Das war heuer Ihr erster trainingsfreier Sommer seit wann?

Puh, ich hab’ das ja schon als Kind immer so gemacht: vormittags Schule und danach mehrmals die Woche Konditionstraining. Skifahren als Beruf, mit zwei Trainingseinheiten am Tag – das war rund 15 Jahre lang so.

Was haben Sie im Sommer angestellt, was Sie in all den Jahren zuvor nicht tun konnten?

Ich konnte meine Zeit flexibler einteilen. Das war schon sehr angenehm, dass ich nicht alles immer nur rund um den Trainingsplan bauen musste, sondern auch mal so banale Dinge tun konnte wie zum Friseur oder zum Einkaufen gehen. Aber auch sonst: mal auf Einladungen, zu Terminen oder mal an den Gardasee zu fahren.

Wie fühlt sich das an?

Nach Freiheit.

Was haben Sie mit dieser Freiheit angefangen? Hat man als Ex-Profi überhaupt noch Hobbies?

Tennis haben wir in Italien ein bisschen gespielt. Aber der Sommer war ja auch vom Wetter her nicht so toll. Das war schon schade, gerade in meinem ersten freien Sommer. Sonst kam der Sommer immer genau dann so richtig, wenn wir ins Trainingslager nach Neuseeland oder Südamerika geflogen sind – nur diesmal leider nicht.

Wie sieht es mit dem Sport aus? Müssen Sie abtrainieren?

Nein, das ist bei uns nicht so krass. Aber ich würde mich als ehemalige Leistungssportlerin nicht wohlfühlen, wenn ich von heute auf morgen komplett mit Sport aufhören würde. Ich habe im Moment zwar noch nicht so das Verlangen, skizufahren, aber ich mache fast täglich Sport. Im Sommer war ich viel laufen, und jetzt stehen mein Mann Marcus und ich oft morgens um sechs auf und gehen eine Stunde lang in den Fitnesskeller aufs Rad und an die Geräte. Und wenn ich Zeit habe, mache ich am Nachmittag noch ein bisschen was.

Seit Ihrem letzten Rennen haben Sie noch für einen Werbespot auf Skiern gestanden und seitdem gar nicht mehr. Fehlt Ihnen das nicht?

Ich Freude mich schon drauf, das mal irgendwann zu machen, aber für mich war Skifahren halt immer Wettkampf. Früh um sieben wurde für uns der Lift angeschaltet, dann hieß es ein paar Stunden Vollgas, gegen die Uhr und gegen die anderen. Vielleicht habe ich nun auch ein bisschen Respekt davor, dass ich auf eine andere Art und Weise nicht mehr so viel Spaß daran haben könnte. Ich werde bestimmt nicht von neun bis vier fahren, sondern morgens mal eine Stunde, solange nichts los ist.

Einen konkreten Urlaubsplan gibt es nicht?

Einen Ski-Urlaub machen wir sicher nicht. Ich bin ja bei der WM in Vail, wenn Zeit ist, werden wir da bestimmt ein bisschen Skifahren.

Wie ist es, bei den Rennen nur noch Zuschauer zu sein?

Komisch, aber entspannter. Ich hatte noch bei keinem Rennen das Gefühl: ‘Oh, da will ich aber jetzt unbedingt fahren!’ Es ist für mich spannend, das zu verfolgen, aber ich vermisse es überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich bin aufgeregt bei Leuten, die ich gut kenne und denke: ‘In deren Haut möchte ich jetzt nicht stecken.’

Haben Sie noch Kontakt zum Weltcup-Zirkus?

Klar, zum deutschen Team ja sowieso, zu Lindsey Vonn und den Italienerinnen Johanna Schnarf und Daniela Merighetti zum Beispiel. Also, ich bin schon noch gut vernetzt.

Wie geht’s Schwester Susanne?

Nicht so besonders. Sie hat zwei Jahre lang so gekämpft, um wieder den Anschluss zu finden, aber die ersten Rennen waren leider ziemlich ernüchternd. Eine schwierige Situation, aber wenn man das Selbstvertrauen nicht hat, ist es halt schwer.

Ab Freitag müssen Sie nun auch das bei der ARD kommentieren. Wie oft werden wir Sie als Expertin sehen?

20 Rennen sind erst mal geplant, einschließlich der WM, und auch bei den Männer- Wettbewerben. Das gab es so vorher noch nicht und ist für mich eine ganz besondere Herausforderung. Da Freude ich mich auch drauf.

Das heißt, Sie lernen durch die Männer-Rennen auch mal ein paar neue Weltcuporte kennen.

Stimmt. In Wengen und Gröden war ich zum Beispiel noch nie.

Was haben Sie sonst noch für Pläne?

Es gibt einige Projekte, die während des Winters anstehen. Zum einen gibt es eine neue Kollektion von mir, dann wird es um Themen wie Fitness und Gesundheit gehen, und im Frühjahr geht’s mit neuen Projekten weiter, die wir gerade anschieben. Ich bin jedenfalls gut ausgeplant, mir wird nicht langweilig.

Ein Stress!

Aber schön! Ich bin froh und dankbar, weiterhin etwas zu tun zu haben, vor allem weil es eigene Projekte sind, bei denen ich mich einbringen kann. Wenn man über so viele Jahre im Sport gefordert war, dann wäre es sicher komisch, wenn es von jetzt auf gleich vorbei wäre mit den Herausforderungen.

Am Sonntag findet in Baden-Baden wieder die Wahl zur Sportlerin des Jahres statt – mit Maria Höfl-Riesch?

Das wäre natürlich der krönende Abschluss des Jahres, wenn das klappen würde!

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