Maria, die neue Rosi
Garmisch-Partenkirchen - „Bronze, das ist für mich wie Gold.” Natürlich war Maria Riesch überglücklich nach ihrem tollen WM-Start mit dem dritten Platz im Super G. Doch auch wenn es Bronze und nicht Gold wurde, so wird es doch zumindest Geld für sie werden. Denn der Werbewert der 26-Jährigen, der schon durch ihre zwei goldenen Triumphe bei Olympia in Vancouver, gewaltig angezogen hat, wird nun wohl noch einmal in neue Dimensionen vorstoßen.
„Solche Erfolge sind bares Geld wert. Gerade in Sportarten, in denen man nicht das ganze Jahr über präsent ist, muss man Leistung zeigen, um Nachhaltigkeit zu erzielen”, sagt Hartmut Zastrow, Vorstand der Kölner Sponsoringberatung-Agentur „Sport+Markt” der AZ und fügt an: „Maria ist auf dem Weg eine neue Rosi zu werden.” Gemeint ist natürlich die Gold-Rosi: Rosi Mittermaier, die bei Olympia 1976 zwei Mal Gold und einmal Silber holte und seitdem das Gesicht des deutschen Frauen-Skisports ist.
Während Stars wie Katja Seizinger (drei Mal Olympisches Gold) oder Marina Kiel (ein Mal Olympisches Gold) trotz ihrer großen Erfolge aufgrund ihrer eher spröden Art kaum im Gedächtnis blieben, ist Mittermaier unvergessen. „Seit 30, 40 Jahren hat sie unglaubliche Sympathiewerte”, erklärt Zastrow, „Maria kommt auch sehr sympathisch rüber. Sie ist halt ein bodenständiges Mädchen aus Bayern, das zur Frau gereift ist, aber nie ihre Wurzeln verloren oder verleugnet hat.” Deswegen werden die Werbeeinnahmen von Riesch, die etwa für den Schokoladenhersteller Milka Werbung macht, bereits jetzt auf etwa eine Million im Jahr geschätzt.
Ihr Manager Marcus Höfl, den sie im April auch heiraten wird, ist ein Vollprofi in der Werbebranche, vertritt unter anderem seit Jahren den Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. „Ich denke, dass die WM, die ja jetzt schon erfolgreich für Riesch ist, ihr eine Steigerung von 10 bis 30 Prozent einbringen wird”, schätzt Zastrow. Milka, Rodenstock, Head, Leki, Lange Skiboots und neuerdings auch der Uhrenhersteller Hublot sind bereits Partner von Riesch. Im WM-Ort schaut einen die Lokalmatadorin von jedem zweiten Werbe-Plakat an. Am Garmischer Bahnhof kommt man nicht an ihr vorbei: Überlebensgroß strahlt sie den Besucher vom Hublot-Plakat an. Oben im Skigebiet kann jeder Skizwerg gegen sie antreten: auf der Milka-Slalom-Piste am Hexenkessel-Lift, mit Zeitnahme und im Internet abrufbarer Video-Aufnahme.
Die Liste der Werbepartner dürfte nach der WM noch deutlich länger werden. „Maria steht ja für Bodenständigkeit, daher ist sie als Werbefigur für im eher konservativen Finanzsegment sehr gut geeignet”, sagt Zastrow, „auch jegliche Art von sportlicher Mode, auch Frauen-Artikel kann sie sehr gut repräsentieren. Wichtig ist nur, dass sie sich nicht verbiegt.” Deswegen sollte Riesch auch nicht ihr Gesicht für extreme Mode hergeben. „Maria steht ja doch für eine gewisse Weiblichkeit, wenn man da aufs falsche Pferd setzt, dann wirkt das nicht glaubwürdig”, sagt Zastrow. Speziell, da Riesch es kategorisch ablehnt, sich etwa für den „Playboy” zu entblättern. „Das ist mir sympathisch", sagt Zastrow, „Nacktbilder, das ist so der einfache Weg, der billige Weg, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Aber das ist heutzutage richtig ausgelutscht, weil es halt jede macht. Gibt es das Dschungelcamp, zieht sich eine aus. Gibt es Olympia, zieht sich eine aus. Den Kati-Witt-Faktor, als noch alle Welt Freude erregt über Nacktfotos war, den gibt es heute nicht mehr. Es passt zur Maria besser, das sie das nicht macht und auch dabei bleibt. Sie sollte das Image nicht ändern, denn Maria ist wirklich auf dem Weg, eine neue Rosi zu werden.”
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