„Maria braucht Lindsey nicht, um einen Freund zu finden“
Wie Matthias Riesch den Olympia-Triumph seiner großen Schwester erlebt hat, warum die Ski-Königin derzeit Single ist – und warum im Slalom eher Zwillingschwester Susanne siegt.
AZ: Erst der Frust in der Abfahrt, dann die sensationellen Auftritte in der Kombination. Herr Riesch, wo haben Sie das Gold-Rennen Ihrer großen Schwester verfolgt?
MATTHIAS RIESCH: Gemeinsam mit den Eltern – beim Public Viewing! Wir müssen immer Leute um uns haben. Im Fanclub-Lokal gibt’s immer eine Großbildleinwand. Normalerweise sind rund 30 Leute dabei, am Donnerstag waren es über 80 Leute. Die Stimmung war sensationell.
Ist denn der Bruder auch mit Leib und Seele Fan?
Klar! Ich habe in meinem Zimmer Poster von beiden hängen! Ich hebe auch ihre Startnummern auf. Von beiden habe ich noch die Nummer, mit der sie die ersten Punkte im Weltcup gemacht haben.
Sie fiebern also mit. Eltern sind allerdings oft sehr nervös, oder?
Die Mama ist nervlich immer sehr angespannt. Man darf sie dann nicht ansprechen. Papa und ich sind auch nervös, aber sie hat dann nur noch den Tunnelblick. Sie ist froh, wenn beide, die Maria und die Suse (Schwester Susanne, d. Red.), gesund im Ziel sind.
Am Mittwoch lief’s ja alles andere als gut. Wie war die Stimmung denn da?
Die Abfahrt habe ich mir nicht im Fanclub angeschaut, weil ich die Bayern gegen Florenz schauen musste. Da bin ich in den „Clou“ gegangen, eine Kneipe, in der beides lief.
Hatten Sie bei der Abfahrt den Eindruck, dass Maria Angst vor einem Sturz hatte?
Sie hat die Stürze mitbekommen und musste ewig warten. Vom Kopf her ist so eine Situation sehr schwer. Ich habe gehofft, dass sie nicht alles riskiert und die Sicherheitslinie wählt. Wichtig ist nur, dass sie heil unten ankommt.
Und dann hat sie einen Fahrfehler gemacht...
...und mir blieb das Herz stehen, als sie Richtung Fangnetz gefahren ist. Da gab’s einen Aufschrei, dann war es übrigens ganz, ganz ruhig.
Einen Tag später war es dann richtig laut: Olympisches Gold – mehr geht nicht.
Der WM-Titel war ein Highlight, aber Olympia ist noch ein Stück höher zu bewerten. Von einer Olympiasiegerin spricht man noch in 50 Jahren. Das bleibt dir ewig.
Wie gehen Sie mit dem Hype um Ihre Schwester um?
2003/2004 ist es mit Marias Karriere so richtig losgegangen. Im Ort kennt dich jeder, beim Weggehen hört man schon mal: „Schau, da ist einer von den Rieschs.“ Es gibt aber auch Neider, die lästern.
Wie geht Maria selbst mit der Popularität um?
Ab und zu nerven sie die Interviews und Autogrammwünsche nach dem Rennen, aber das ist ihr Beruf. Das muss sie machen, das weiß sie auch.
Ihre Schwestern wirken da auch stets sehr entspannt.
Alle sagen, Maria und Susanne sind natürlich und symphatisch. Beide denken nicht, dass sie was Besonderes sind.
Kaum zu glauben, dass Maria zur Zeit Single ist. Zuletzt hieß es, dass ihre Freundin, Abfahrts-Siegerin Lindsey Vonn, Maria verkuppeln will.
Sie ist froh, dass sie im Moment Single ist. Maria braucht Lindsey nicht, um einen Freund zu finden.
Wie sollte denn Ihrer Meinung nach Marias nächster Freund aussehen?
Er sollte auf jeden Fall größer sein als sie, sympathisch und sportlich. Er muss auch mal was unternehmen, mal weggehen. Er sollte sie als Person mögen, nicht als Ski-Star. Ich kann mir vorstellen, dass Maria mal einen Sportler kennenlernt. Ihre Traumtypen sind übrigens Til Schweiger und Cristiano Ronaldo.
Angeblich hat die Freundschaft zwischen Maria und Lindsey Vonn unter dem Olympia-Stress gelitten...
Dass die Freundschaft gelitten hat, ist absoluter Quatsch. Trotz aller Freundschaft sind sie eben auch Kontrahentinnen, jede will gewinnen.
Die Vonns sind ja auch seit Jahren an Weihnachten in Partenkirchen zu Gast.
Stimmt, Heiligabend feiern Lindsey und ihr Mann Thomas mit uns zusammen. Nach der Bescherung gehen wir alle noch was trinken. Das läuft ganz entspannt.
Worüber unterhalten sich Maria und Lindsey denn so?
Sie reden hauptsächlich über Schmuck und Kleidung: typischer Mädelskram. Privates und Berufliches wird wegen Olympia diese Saison noch mehr getrennt als sonst.
Sie kennen Maria natürlich in- und auswendig. Was ist Marias größte Stärke?
Maria ist mental extrem stark. Sie kann sich auf den Punkt konzentrieren, ist dann total fokussiert auf den Lauf.
War Maria eigentlich schon als Kind so ehrgeizig?
Wenn andere schneller waren, hat sie sich schon immer aufgeregt, sogar bei Spaßrennen. Ich erinnere mich an ein Radlrennen am Hausberg, da war sie 14, 15 Jahre alt. Ich habe sie kurz vor dem Ziel überholt und gesagt: „Auf geht's, jetzt hängst du dich in Windschatten nei.“ Das hat sie tagelang aufgeregt. Wenn sie verliert, hat sie richtig Wut im Bauch. Sie denkt sich: „Jetzt beweis’ ich's euch!“
Was in Vancouver bestens geklappt hat: dem Abfahrts-Flop folgte Kombi-Gold.
Wenn sie an einem Tag etwas verpatzt, dann motiviert sie das für den nächsten Tag. Sie will es wieder gutmachen.
Hatten Sie schon telefonisch Kontakt mit Ihrer Schwester, der Olympiasiegerin?
Maria hat 15 Minuten nach der Siegerehrung daheim angerufen. Papa war zuerst dran, da war die Mama ganz sauer. Ich habe am Schluss auch noch mit ihr geredet.
Im Slalom hat Maria ja die nächste Gold-Chance...
Also im Slalom schätze ich die Suse einen Tick stärker ein, aber die Maria hat natürlich jetzt genug Selbstvertrauen.
Wie ist denn Ihr Verhältnis zu den Schwestern?
Die Suse und ich sind schon richtige Zwillinge. Das ist etwas Besonderes. Und die Maria ist eine richtige große Schwester. Früher hat sie schon mal zu mir gesagt: „Geh nicht so oft fort!“
Gehen denn die zwei Skistars selbst oft fort?
Anfangs waren sie schon öfter mal unterwegs, aber mittlerweile sind beide echte Skiprofis – und so leben sie auch.
Interview: J. Jauernig, V.Alberola, P.Pander