Manchmal über das Limit
Er gilt als größter Rivale von Titelverteidiger Sebastian Vettel: Vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag in Budapest (14 Uhr, RTL und Sky live) strotzt Lewis Hamilton vor Selbstvertrauen. Gleich im ersten Training fuhr er im McLaren wieder Bestzeit – vor Red-Bull-Star Vettel.
Der Weltmeister von 2008 kann’s noch. Wohl auch, weil er vor dem Grand Prix auf dem Nürburgring die Notbremse gezogen hatte. Seine Rolle als „Popstar“ hatte ihn überfordert. Zwischen Boxenbesuchen von Rihanna oder Ice-T und zig Sponsoren-Terminen hatte er den Fokus verloren. Aus dem braven Briten war ein Pisten-Rambo geworden. Niki Lauda nannte ihn gar „komplett wahnsinnig“.
Nach einem PR-Marathon beim Heimrennen in Silverstone und einem geplanten Trip nach Indien mit Hin- und Rückflug innerhalb weniger Stunden bremste ihn sein Team ein: „Lewis hat zu viel gemacht. Deshalb haben wir ihm eine kleine Pause organisiert“, sagte Teamchef Martin Whitmarsh. Hamilton gestand: „Ich muss mal für eine Weile an ein und demselben Ort sein, trainieren, den Kopf frei bekommen.“ Auf dem Nürburgring feierte er prompt den zweiten Saisonsieg.
Auf und neben der Strecke hatte sich Hamilton mit nahezu jedem angelegt. Kollegen rammte er von der Piste. Den Experten entgegnete er, er höre nur auf die Meinung des verstorbenen Ayrton Senna. Den Rennstewards unterstellte er, angeblich im Scherz, sie bestraften ihn, „weil ich schwarz bin“.
Beliebter wurde Hamilton dadurch nicht. Dabei wollte ihn Beckham-Manager Simon Fuller, der Erfinder der Superstar-Castings, mit Freundin Nicole Scherzinger zum Glamour-Paar aufbauen. Vielleicht hat die Auszeit ja sogar bei diesem Plan geholfen: Ein erfolgreicher Rennfahrer lässt sich viel leichter vermarkten. Auch einer, der „manchmal über das Limit hinausgeht“, wie er selbst zugibt.