"Man wird in das System reingedrückt"
AZ: Herr Loch, München wird sich nicht für die Olympischen Winter-Spiele 2022 bewerben. Wie schade ist es, Heim-Olympia zu verpassen?
FELIX LOCH: Ich war schon ein wenig geschockt und traurig. Natürlich ist es der Traum jedes Sportlers, einmal in seiner Karriere die Spiele im eigenen Land zu erleben. Trotzdem müssen wir die Entscheidung akzeptieren. Nachvollziehen kann ich den Ausgang des Bürgerentscheids nicht ganz: Die Vorteile für unsere Region, wie zum Beispiel die damit verbundenen Investitionen in die Infrastruktur, Einnahmen im Tourismus oder den Imagegewinn für unser Land sind starke Argumente für Olympische Spiele.
Zum Saison-Start in Lillehammer herrschen milde Temperaturen. Die passende Einstimmung auf die Olympischen Winter-Spiele in der subtropischen Stadt Sotschi?
Es ist sehr gut gelaufen, ich habe hart trainiert, viel probiert. Es war schon ärgerlich, dass es in Altenberg so warm war, aber vielleicht war es im Hinblick auf Olympia gar nicht so schlecht. Da kann uns das auch erwarten, wenn es blöd läuft. Am Schwarzen Meer, wo daneben Palmen stehen.
Wäre Ihnen ein anderer Austragungsort lieber gewesen?
Man hat schon ein bisschen Zweifel, was das alles soll, warum wir in einem Fast-Sommer-Urlaubsort Olympische Spiele austragen. Ich will nicht sagen, man muss mitmachen, aber man wird schon ein bisschen in das System reingedrückt. Wenn man bei Olympia dabei sein will, dann ist man dem ausgeliefert.
In Sotschi werden Sie auch der Rodel-Bahn ausgeliefert sein, konnten Sie die Anlage bereits testen. Zufrieden?
Die Bahn gefällt mir sehr gut, ist relativ leicht zu fahren. Sie hat zwei, drei knifflige Stellen, einige Tücken. Aber auch Stellen, wo man ein bisschen entspannen kann.
Ihr Ziel als achtfacher Weltmeister und Olympiasieger dürfte sein, als Schnellster unten zu sein…
Bis zu Gold ist es noch ein langer Weg. So gehe ich auch gar nicht ran. Viele Leute sehen es so, ich nicht! Ich versuche, es so zu machen wie in den letzten Jahren, die ja sehr erfolgreich waren.
Wie groß ist da der Konkurrenz-Kampf innerhalb des Teams?
Intern ist es bei uns immer am Schwierigsten. Wir sind fünf, sechs ganz starke Männer, die ganz vorne mitfahren können. Jetzt sind noch ein paar Junioren aufgestiegen, die sehr schnell sind. Schon klar, dass es mal kracht, aber das ist schnell wieder vorbei. Wir haben jetzt auch ein neues Hobby entdeckt: Golf. Es ist ein angenehmer Ausgleich, um vom Rodeln wegzukommen. Man muss sich auch konzentrieren, um den blöden, weißen Ball genau wohin zu schlagen, aber der Druck ist weg. Eine gute Abwechslung.
Was machen Sie sonst, wenn Sie mal frei haben?
Ich bin ein eingefleischter Bayern-Fan, gehe auch gerne ins Stadion, wenn es passt. Aber auch gerne am Samstag zuhause aufs Kanapee, die Füße hochlegen, den Fernseher einschalten und gepflegt Bundesliga anschauen. Das ist spitze!