Mammamia! Toni und Co. erleben ihr Wunder in Oranje

BERN - Nach dem 0:3-Desaster gegen Holland droht dem Weltmeister das Vorrunden-Aus. Netzer: „Hätte ich in den kühnsten Träumen nicht erwartet“ Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft hat bei der EM-Endrunde in Österreich und der Schweiz WM-Champion Italien entzaubert.

Hatte er schon eine Vorahnung? Italiens Trainer kam im schwarzen Anzug zum ersten EM-Hit – und musste einen traurigen Abend ertragen. Musste miterleben wie seine Weltmeister abgefieselt wurden von Holland. Das 0:3 war noch schmeichelhaft, die Azzurri erlebten ihr blauesWunder. Mamma mia! „Eine Riesenüberraschung, damit hätte ich nie gerechnet“, meinte der überraschte ARD-Experte Günter Netzer. Schließlich hatte Holland seit 1974 nicht mehr gegen Italien gewonnen. Ein Wunder in Oranje! und den Italienern droht in der Todesgruppe das Vorrunden-Aus! Abwehrchef Fabio Cannavaro saß mit Krücken auf der Bank nach seinem Bänderriss. Na und! Kein Grund für die Italiener das Ziel zu korrigieren. „Wir holen den Titel, wir sind Weltmeister“, sagte Torjäger Luca Toni. Wird schwer nach der Vorstellung am Montag.

Ex-Nationalspieler Netzter meinte: „Cannavaro können die Italiener ersetzen, Defensiv- Spezialisten haben sie genug. Ein Ausfall von Toni dagegen wäre eine Katastrophe.“ Und gleich bei der ersten gefährlichen Italo-Attacke war der 1,94-Meter-Hüne zur Stelle, doch sein Kopfball flog am Oranje-Tor vorbei (12.). Dann verdiente sich Tonis Pendant auf holländischer Seite, Ruud van Nistelrooy, den „Fairness-Preis“ (Netzer). Obwohl ihn Italiens Keeper Buffon berührte, ließ sich der Torjäger von Real Madrid nicht fallen, um einen Elfmeter herauszuschinden, schoss aber auch – weil zu weit abgedrängt – vorbei (18,). Irgendwie eine Belohnung dafür sein 1:0 (26.) als er einen Schuss von Sneijder ins Tor abfälschte. Die Italiener reklamierten abseits, doch Italiens Panucci lag in der Situation verletzt hinter der Torauslinie, hob also regelgerecht das Abseits auf. Das Tor war korrekt.

Selbst an Netzer ist diese Regel vorbei gegangen

Selbst Netzer, Regisseur der legendären Europameister- Truppe von 1972, musste gestehen: „Diese Regel ist an mir vorbei gegangen.“ An Toni auch. Der Bayer protestierte – und kassierte die Gelbe Karte. Und die Italiener fünf Minuten später das nächste blaue Auge. Sneijder versenkte eine Kopfball-Vorlage von Kuyt souverän zum 2:0. Die Weltmeister vorgeführt! Unglaublich! Da schwärmte sogar Netzer: „Bewundernswert, was Holland gespielt hat, diewaren fitter, beweglicher, aggressiver.

Was die Italiener dagegen abgeliefert haben, war alles alles andere als bewundernswert.“ Wenigstens versuchten sie in Halbzeit zwei mit Kampfgeist Schadensbegrenzung zu betreiben. Die Squadra Azzurra kam besser ins Spiel, weil Holland einen Gang zurückschaltete. Toni rackerte unermüdlich, doch seinen Ohrschrauber, die Geste nach seinen Toren, durfte er gestern nicht zeigen. Weil er in Minute 76 eine Mega-Chance vergab.

Gejubelt haben nur die Holländer. Party in Oranje nachdem van Bronckhorst (79.) das finale 3:0 geschossen hatte. Tristesse bei den Blauen – passend zum Anzug von Trainer Donadoni. key, otr