Interview

Malaika Mihambo: "Ich mache mein Selbstbild nicht von Leistungen im Sport abhängig"

Spätestens seit ihrem Olympiasieg in Tokio ist Weitspringerin Malaika Mihambo der deutsche Leichtathletik-Star. In der AZ spricht sie über die European Championships, Studium und die Ukraine.
von  Thomas Becker
Malaika Mihambo, Weitspringerin, nimmt im Olympiastadion an einer Pressekonferenz für die European Championships teil. Vom 11.- 21.08.2022 finden in München die European Championships statt.
Malaika Mihambo, Weitspringerin, nimmt im Olympiastadion an einer Pressekonferenz für die European Championships teil. Vom 11.- 21.08.2022 finden in München die European Championships statt. © Sven Hoppe/dpa

München - AZ-Interview mit Malaika Mihambo: Die 28-Jährige gewann 2021 Olympia-Gold im Weitsprung. 2019 wurde sie schon Weltmeisterin.

AZ: Frau Mihambo, im August wollen Sie bei den European Championships im Münchner Olympiastadion antreten. Wie gut kennen Sie das Stadion?
MALAIKA MIHAMBO: Bislang kenne ich es nur von zwei Öffentlichkeitsterminen. Als Sportlerin werde ich erstmals im August an den Start gehen. Darauf freue ich mich sehr.

Malaika Mihambo kommt gerade aus dem Trainingslager in Belek

Leichtathletik-Wettkämpfe gab es hier schon lange nicht mehr. Die Weitsprunganlage vor der Gegengerade, wo schon Heide Rosendahl 1972 zu Olympia-Gold sprang, kennen Sie sicher von Youtube. Wie gefällt Ihnen das Stadion?
Die Dachgestaltung ist natürlich interessant und beeindruckend. Das ist schon einzigartig, denn meistens ist so ein Stadion ja komplett überdacht oder in den kleinen Stadien eben gar nicht überdacht.

Mit der Leichtathletik-WM in Eugene (USA) im Juli und den European Championships im August hat die Sommersaison heuer zwei Höhepunkte. Wie war die Saisonvorbereitung?
Ich komme gerade aus dem Trainingslager in Belek. Am 8. Mai habe ich den ersten Wettkampf der Freiluftsaison, ein Sprintwettkampf. Ich bin generell sehr zuversichtlich, da ich gesund geblieben bin und durchtrainieren konnte, was sich dann hoffentlich auch in den Wettkämpfen niederschlagen wird.

Im Winter waren Sie zum Trainingslager im Allgäu: Langlaufen in Balderschwang.
Ich war fünf Jahre lang in keinem einzigen Trainingslager. In Balderschwang war ich zum ersten Mal, es war schön. Man kann sich auch zuhause gut vorbereiten. Da ich jetzt auch beim Bundestrainer trainiere, gibt es auch immer wieder Lehrgänge, an denen mein Trainer teilnehmen muss, und dann gehe ich auch mit.

Veränderung durch Olympiasieg? "Man wird ein bisschen häufiger erkannt"

Vor Corona hatten Sie noch ganz andere Pläne: Sie wollten bei Carl Lewis und Leroy Burrell in den USA trainieren. Liegen die Pläne noch auf Eis?
Wenn ich das mache, dann nur als Trainingslager. Das steht noch im Raum, aber derzeit ist die Lage noch nicht so, dass man da unbedingt herumreisen muss. So etwas versuche ich schon noch zu reduzieren. Aber wenn das dann mal ansteht, freue ich mich darauf. Da würde mein Trainer auch mitkommen. Aber das hat jetzt nicht oberste Priorität, weil wir ja auch sehr gut zusammengefunden haben und es auch zwischenmenschlich sehr gut klappt. Das möchte ich dann auch ungern eintauschen, sondern wertschätzen.

Wenn man wie Sie in Tokio Olympiasiegerin geworden ist, kann man auch nicht allzu viel falsch gemacht haben. Was hat sich in Ihrem Leben durch Olympia-Gold verändert?
Man wird ein bisschen häufiger erkannt, aber für mich selbst ändert sich gar nichts, weil ich meinen Selbstwert und mein Selbstbild nicht abhängig mache von Leistungen im Sport, weder von Erfolg noch von Niederlagen.

Auf Sponsorenseite hat sich aber etwas getan?
Natürlich läuft das besser als Olympiasiegerin oder als generell erfolgreiche Sportlerin, das ist normal.

"Der Bereich Natur- und Umweltschutz ist für mich sehr wichtig"

Nebenbei studieren Sie seit drei Jahren Umweltwissenschaften, ein Fach mit Zukunftsperspektiven. Bekommt das Thema durch den Krieg in der Ukraine einen Schub?
Auf jeden Fall. Uns wird vor Augen geführt, wie stark alles in der Welt vernetzt ist. Man weiß das natürlich, und doch ist einem einfach oft nicht bewusst, wie was zusammenhängt, wie auch die Geopolitik zusammenhängt mit verschiedenen Aspekten, die unser tägliches Leben betreffen. Ich hoffe, dass man nun die richtigen Schritte geht und sich für nachhaltige Lösungen einsetzt, die diese Abhängigkeiten reduzieren.

Ist das ein Thema, das Sie auch nach Ihrer Karriere als Sportlerin beschäftigen wird?
Mal sehen. Der Bereich Natur- und Umweltschutz ist für mich sehr wichtig, berührt mich auch, von daher wird mich das definitiv begleiten, aber was genau ich nach der sportlichen Karriere und meinem Studium machen werde, weiß ich noch nicht.

Haben Sie Kontakt zu Sportlern in der Ukraine?
Meiner Mitstreiterin Maryna Bekh-Romanchuk (Vize-Weltmeisterin 2019, Anm. d.Red) habe ich immer mal wieder geschrieben und mich erkundigt, wie es ihr geht. Wo sie sich aktuell befindet, weiß ich leider nicht genau.

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