Magdalena Neuners Heimat

Beim SC Wallgau hat Neuner den Umgang mit den Langlaufski und dem Gewehr gelernt. Vorstand Karl Schandl erklärt, wie der familiäre Verein auch heute noch Kinder an den Sport heranführt.
von  Sebastian Schulke
Auch nach zahlreichen Goldmedaillen bei Welt- und Europameisterschaften ist Magdalena Neuner stets heimatverbunden geblieben.
Auch nach zahlreichen Goldmedaillen bei Welt- und Europameisterschaften ist Magdalena Neuner stets heimatverbunden geblieben. © imago

AZ: Herr Schandl, Sie sind erster Vorstand beim SC Wallgau. Der Verein, bei dem Biathlonstar Magdalena Neuner das Laufen und Schießen gelernt hat. Haben Sie ein paar Tränen verdrückt, als die Magdalena im Dezember ihren Rücktritt erklärt hat?

KARL SCHANDL: Für uns kam der Rücktritt nicht überraschend. Magdalena hatte bereits im vergangenen Sommer anklingen lassen, dass sie ihre Prioritäten ändern und mehr noch für ihre Familie da sein will. Ich kann sie da auch bestens verstehen. Dieser Rummel um ihre Person war ja wirklich die Oberkatastrophe.

Hat der Rummel auch den SC Wallgau erreicht?

Ja, allerdings mehr im positiven Sinn. Die Erfolge von Magdalena Neuner haben bei uns einen regelrechten Boom ausgelöst, was Biathlon angeht. Für die Kinder in unserem Dorf und aus der Umgebung ist Magdalena ein großes Vorbild. Und so sind unsere Schnuppergruppen sehr gefragt.

Aber einen Aufnahmestopp haben Sie noch nicht?

Nein, wir haben genügend Platz und Trainer für die Kleinen. Viele Eltern helfen da auch mit. Unser Verein hat sich da genauso wenig verändert wie die Magdalena. Auch wenn sie unseren Vereinsnamen jahrelang in die Welt hinaus getragen hat, wir bleiben am Boden.

Und wie macht sich der Nachwuchs so? Bewegen sich die Wallgauer Talente bereits auf Magdalenas Spuren?

Wir verfolgen keinen Leistungssport beim SC Wallgau. Magdalena hat zwar bei uns mit dem Skifahren, Langlaufen und schließlich mit dem Biathlon angefangen. Als sie 13 Jahre alt war, ging Magdalena jedoch nach Kaltenbrunn in eine Trainingsgruppe von Bernhard Kröll vom Regionalverband Skigau Werdenfels. Kröll ist ja immer noch ihr Trainer.

Dann sorgen Sie einfach für die sportlichen Grundlagen beim Nachwuchs?

Wir Freude uns einfach, wenn jeder bei uns im Dorf Skifahren oder Langlaufen lernt. Und wer will, kann dann eben ab zehn Jahren auch noch ein Gewehr in die Hand nehmen.

Haben da Eltern nicht Angst um ihre Kinder?

Nein. Sicherheit steht natürlich an erster Stelle. Die Kinder schießen außerdem mit Laser- und Luftgewehren. Da kann nichts passieren.

Sind Sie selber auch Biathlet?

Dafür fehlt mir doch die nötige Kondition. Ich fahre sehr gerne Ski. Aber auch so übt Biathlon für mich eine große Faszination aus. Ich habe ja nun schon einige Rennen von Magdalena live vor Ort mitverfolgt. Und diese Spannung vom ersten bis zum letzten Schuss ist einfach grandios.

Wird Magdalena Neuner in Zukunft als Trainerin beim SC Wallgau in Aktion treten?

Wenn es ihre Zeit erlaubt, wird sie bestimmt ab und zu vorbeischauen und unsere Jugend trainieren. Magdalena wird ja in Wallgau bleiben und auch ihrem Heimatverein treu bleiben.

Die große Biathlon-Königin ist Ihre Nachbarin?

Das stimmt. Ich kenne Magdalena seit sie laufen kann. Für sie ist Familie etwas ganz wichtiges - und auch beim SC Wallgau geht es sehr familiär zu. Wir arbeiten hier alle ehrenamtlich, sind eine eingeschworene Gemeinschaft und wollen einfach Sport und Natur hier in den Bergen genießen. Etwas Schöneres gibt es doch eigentlich nicht. Den großen Rummel brauchen wir nicht.
 

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