Magdalena Neuner: "Ganz befreit"
HOCHFILZEN Am Dienstag hatte sie den überraschenden Rücktritt auf ihrer Homepage angekündigt, am Mittwoch hatte sie mit glasigen Augen darüber gesprochen – und am Freitag gewann Magdalena Neuner, die Ausnahmebiathletin der vergangenen Jahre, den Sprint in Hochfilzen. Als wäre nichts gewesen. Zehn Schuss ins Schwarze, perfekte Laufleistung – die Wallgauerin siegte, wie zuvor schon beim Weltcup-Auftakt in Östersund, souverän in grandiosen 21:09,2 Minuten – vor der Finnin Kaisa Mäkäräinen und der Russin Olga Saitsewa. „Es ist eine Last von meinen Schultern gefallen”, bekannte sie danach glücklich, „jetzt kann ich ganz normal meine Rennen machen.” Und ganz normal weiter gewinnen.
Danach zeigte Neuner, die noch am Mittwoch vom 2007 drohenden Burnout berichtet hatte, ihr unnachahmliches Lächeln, war mit sich, ihrer Entscheidung und ihrer Leistung im Reinen. „Ich bin offen und herrlich mit dieser Sache umgegangen und kann jetzt ganz befreit meine Wettkämpfe bestreiten”, sagte die 24-jährige Frührentnerin in spe. Ob sie der für 2012 angekündigte Rückzug während des Rennens nie belastet habe? „Nein, da habe ich doch eine tolle Antwort gegeben. Alle zehn Schuss ins Schwarze – das ist schon okay.” Für eine, die nächstes Frühjahr Gewehr und Skier in die Ecke stellen wird, sowieso.
Die Gedanken daran habe sie während des Wettkampfs „komplett verdrängt” berichtete Neuner und fügte hinzu: „Und darauf bin ich schon stolz. Nur einmal, als ich nach dem Stehendschießen rausgelaufen bin, da dachte ich mir schon: Ja, cool – das ist fürs Ego ganz toll!”
Klar ist nach diesen 7,5 Kilometern in Hochfilzen, dass Neuner zwar keine Lust mehr auf eine lange Karriere hat, aber in dieser Saison noch einmal allen beweisen will, wer die beste in der Loipe und am Schießstand ist. Am Samstag (13.55 Uhr, ARD live) ist sie im Verfolgungsrennen – als Gesamtweltcup-Führende im Gelben Trikot – wieder einmal die Gejagte. Und darauf, dies vermittelte sie zumindest an diesem Freitagnachmittag, Freude sie sich: „Das macht mir gar nichts aus. Das kenne ich, dass ich vorne weg laufe.”
Logisch, schließlich ist die Doppel-Olympiasiegerin und zehnfach Weltmeisterin eine der erfolgreichsten Biathletinnen aller Zeiten. Eine, die vielleicht sogar die Chance gehabt hätte, die größte aller Zeiten zu werden.