"Magdalena geht, wir bleiben"
Auch ohne Neuner macht ihr Fanklub weiter. Der 2. Vorstand erklärt, wie das funktioniert. AZ: Herr Henzel, prima Stimmung hier in der „Erdinger Urweissen Hütt'n”.
WOLFGANG HENZEL: Ja, die Brauerei hat den Fanklub eingeladen, ein Tisch für zwölf. Magdalena war 2007 zum Zeitpunkt der Fanklub-Gründung noch nicht Mitglied im „Team Erdinger Alkoholfrei”. Wir hatten viele Brauereien angefragt wegen einheitlicher Fanklub-Kleidung. Resonanz: null. Nur Erdinger war direkt dabei und hat gesagt: ,Okay, das ist eine Perspektiv-Sportlerin. Was nicht ist, kann noch werden. Vielleicht ist sie mal irgendwann bei uns im Team.’ Was zu Olympia 2010 dann auch der Fall war.
Wie werden Sie unterstützt?
Wir bekommen von Erdinger Sweat-Shirts, Polo-Shirts, Winterjacken, Fanartikel – und das Schöne daran: Alles was wir erlösen, geht in die Nachwuchsförderung, bislang schon 25000 Euro. Biathlon ist sauteuer. Letztes Jahr haben wir für 2000 Euro vier Kleinkalibergewehre für den Nachwuchs angeschafft. Zehn Euro ist unser Mitgliedsbeitrag. Zu Hochzeiten hatten wir 900 Mitglieder aus 16 Nationen, jetzt ein paar weniger.
Wie macht der Fanklub weiter, wenn Neuner aufhört?
Magdalena geht, wir bleiben. Wir sind alle Biathlon-interessiert und werden weiterhin Fahrten organisieren. Da sind so viele Freundschaften entstanden. Und Miriam Gössner ist auch aus unserer Gegend.
Können Sie Neuners Entscheidung nachvollziehen?
Lena ist ein ganz normaler Mensch. Die letzten Jahre waren ein riesiger Hype. Sie konnte sich ja kaum noch frei bewegen. Ich hab' selbst lange Fußball gespielt, Verbandsliga Hessen beim FC Alemannia Groß-Hofheim. Wer zehn Jahre Leistungssport macht, muss auf so viel verzichten. Du bist 25 und die anderen gehen auf Party. Also ich kann sie gut verstehen.
Diese letzten Rennen werden bestimmt sehr emotional.
Da werden einige ganz schön schlucken müssen. Mit zwei Bussen kommen wir aus Wallgau. Und am Sonntagabend werden wir beim Fanklub-Vorstand Florian Holzer im „Bayrish Pub” in Wallgau noch ein bisschen feiern.
Ein Fest mit Lena gibt es bestimmt auch noch.
Am 13. April in Wallgau, organisiert von der Gemeinde. Nach Vancouver waren 5000 Leute da – bei 1300 Einwohnern. Letztes Jahr zum Weltcup-Gesamtsieg haben wir ihr einen Kochkurs beim Schuhbeck geschenkt; den muss sie noch einlösen. Nach der Saison hat sie alle Zeit der Welt.
Ist Magdalenas Freund Seppi auch bei den Rennen?
Weiß gar nicht, ob der bei den Wettkämpfen dabei war. Vielleicht mit der Familie. Ich weiß auch gar nicht, ob der überhaupt im Fanklub ist. Sein Bruder Pauli ist jedenfalls drin. Absolut lockere Typen, die Burschen.
Dann werden Sie Magdalena künftig öfter im Ort sehen.
Wir wohnen nur hundert Meter auseinander. Aber sie war auch bisher immer bei den Mitgliederversammlungen: Sitzung mit Vorstandsbericht, alle zwei Jahre Neuwahlen – bis auf eine Ausnahme war sie immer dabei, schreibt stundenlang Autogramme, egal, ob aufs T-Shirt oder die blanke Brust. Glückwunschkarten zu runden Geburtstagen von Fanklubmitgliedern? Überhaupt keine Frage. Sie schreibt immer eine persönliche Widmung. Man kriegt alles von ihr.
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