Männer, macht's wie die Frauen!

GDINGEN Ein rauschendes Turnier, eine dramatische Finalniederlage, eine Mannschaft, die auch die Silbermedaille feierte – die deutschen Volleyball-Frauen haben bei der vergangenen Europameisterschaft kräftig Werbung für ihre Sportart gemacht. Jetzt sind die Männer dran – ihre EM beginnt am Freitag. „Es wäre toll, wenn sie eine genauso gute Figur wie die Frauen machen würden”, sagt Mihai Paduretu.
Der Trainer von Generali Haching, mehrmaliger Pokalsieger und Vizemeister, hat fünf Spieler im Turnier: Sebastian Schwarz, Marcus Böhme, Ferdinand Tille und Tom Strohbach bei der deutschen Auswahl, Konstantin Shumov bei den Finnen. „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge”, sagt Paduretu. „Natürlich bin ich stolz, dass wir fünf Spieler dabei haben. Aber das bedeutet auch, dass wir während der EM nicht richtig trainieren können, weil die halbe Mannschaft fehlt.”
Vier der fünf Hachinger dürfen mit viel Einsatzzeit rechnen. „Böhme ist der erfahrenste Mittelblocker in der Mannschaft, er wird wohl Stammspieler sein”, sagt Paduretu, „auch Schwarz und Tille werden eine wichtige Rolle spielen.” Finne Shumov gehört im Mittelblock sowieso zur europäischen Oberklasse – nur Strohbach wird als Ersatzmann für alle Fälle zuschauen. „Da lernt er, wie der Hase läuft”, sagt Paduretu. Denis Kaliberda, der mittlerweile in Italien spielt, hat Paduretu in den vergangenen Jahren ausgebildet. „Er lernt nun, immer mehr Verantwortung zu übernehmen.”
Die AZ macht mit dem Haching-Coach den Check: Wie sind die Aussichten, wohin soll’s gehen – und wer steht im Weg?
Das Ziel: „Das Viertelfinale bringt uns nicht voran”, sagt Paduretu. Er weiß: Sein Sport braucht Aufmerksamkeit. Mit Erfolgen, so wie bei den Frauen, die auch bei den TV-Zuschauerzahlen einige Achtungserfolge schafften. „Dafür sollte es schon das Halbfinale sein”, sagt Paduretu. „Aber Bundestrainer Vital Heinen hat die Mannschaft gut vorbereitet.” Viel wird von Star–Angreifer Georg Grozer abhängen. „Wenn er gut drauf ist, können sie jeden Gegner schlagen.”
Die deutsche Gruppe: Russland, Tschechien, Bulgarien. „Russland wird vermutlich Erster werden”, sagt Paduretu. „Sie haben bei Olympia und die Weltliga gewonnen. Wenn du die schlagen willst, muss wirklich alles funktionieren.” Realistischerweise kämpft Deutschland also um Platz zwei. „Gegen Bulgarien entscheidet die Tagesform”, sagt Paduretu. „Die Tschechen sehe ich ein Stück dahinter.” Als Gruppendritter bliebe Deutschland zwar im Wettbewerb – würde aber im Achtelfinale womöglich auf die starken Franzosen treffen.
Die Favoriten: „ Russland und Polen sind die Titelkandidaten”, sagt Paduretu. In beiden Ländern genießt Volleyball einen sehr hohen Stellenwert. Die Vereine zahlen gut, die Hallen sind voll.
Gleich am Freitag (17 Uhr, Sport1) treffen die Deutschen auf Russland. Paduretu: „Wenn es da eine 0:3-Niederlage gibt, darf man auf keinen Fall die Nerven verlieren.”