Mach's noch einmal, Dörk!

In der Nacht auf Montag kann Nowitzki zur US-Legende werden: Gewinnt er mit seinen Dallas Mavericks das sechste Spiel gegen die Miami Heat, wäre er der erste deutsche NBA-Champion.
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Dallas - Dwyane Wade und LeBron James machen sich lustig über ihn. Als sie nach dem Spiel in Zivil aus der Kabine kommen, äffen sie seinen Husten nach, ziehen das T-Shirt bis über die triefende Nase, wie ihr Gegner das getan hatte. Und werfen sich weg vor Lachen. Höchst unsportlich, dieses Verhalten – und doch auch eine Auszeichnung: Zwei Superstars der besten Basketball-Liga der Welt flüchten sich nach ihrer Niederlage verzweifelt in ein Verhöhnen des ihnen überlegenen Siegers: Dirk Werner Nowitzki.

Schwer auszusprechen für Amerikaner, dieser Dörk aus Wördsbörg. Womöglich wird er dennoch bald in aller Munde sein, denn vor dem sechsten Spiel der NBA-Finalserie in Miami (Nacht auf Montag, 2 Uhr MESZ) führen die Dallas Mavericks nach einem 112:103-Heimsieg mit 3:2 und haben damit zwei Matchbälle. Nowitzki wäre der erste Deutsche, der den Ring eines NBA-Champions tragen darf.

Am Sonntag in einer Woche wird er 33 Jahre alt und entweder todtraurig oder der glücklichste Mensch der Welt sein. Spätestens am Dienstag in einem möglichen siebten Spiel entscheidet sich die Gefühlslage des besten deutschen Basketballers aller Zeiten. Seine Titelsammlung ist noch übersichtlich: WM-Bronze und EM–Silber mit dem Nationalteam. Was fehlt, ist der Ring. Für ihn tut er alles: spielt mit Fieber, mit kaputtem Finger, völlig egal. Vor der Saison verzichtete er sogar auf viele Dollar-Millionen, nur damit sein Verein ein paar hochkarätige Mitspieler einkaufen kann. Alles für den Ring.

Auch wenn die ganz großen Titel fehlen, sprechen Nowitzkis Zahlen eine deutliche Sprache. Eine Auswahl: 2007 wurde er als erster Europäer zum wertvollsten Spieler der Saison (MVP) gewählt, war zehn Mal beim All Star-Game dabei, war der erste Europäer, der die 22.000-Punkte-Marke durchbrach, ist einer von nur vier Spielern in der Geschichte der NBA mit Playoff-Schnitten von 25 Punkten und 10 Rebounds pro Spiel. Nach den ersten vier Finals stand das Duell Nowitzki gegen LeBron James, den MVP der vergangenen beiden Jahre, in den entscheidenden Schlussvierteln 44:9 für den Deutschen. Wenn der Blonde in Dallas an die Freiwurflinie tritt, schreien die Fans „MVP“. Und die Reporter schwärmen von „poetry in motion“ über das Spiel von „Dirkules“, „Big D“, „Dunking Deutschman“, „German Wunderkind“, „RiDirkulous“, „The giant German“. Noch so ein Zeichen von Anerkennung, diese Vielzahl von Spitznamen.

Erst mit 13 kam Nowitzki von Handball und Tennis zum Basketball, in der Schulmannschaft des Würzburger Röntgen-Gymnasiums. Ex-Nationalmannschaftskapitän Holger Geschwindner wurde sein Mentor und Trainer – und ist es bis heute. Nach 13 Jahren NBA und einem verlorenen Finale (2006 gegen Miami) steht er nun vor der Krönung seiner Karriere. In der Heimat verzweifeln die Fans, weil das Spektakel fast nirgends zu sehen ist (siehe Kasten). In den 70ern stellten die Papas den Wecker auf nachts um drei, um Muhammad Ali, Joe Frazier und George Foreman zu sehen. Jetzt stört Dirk Werner Nowitzki die Nachtruhe. Er sagt: „Wir müssen diesen vierten Sieg holen, sonst war alles umsonst.“

Live im TV:

Jeder will es sehen, aber kaum einer kann es empfangen: Die Finalserie der NBA läuft beim US-Sportsender ESPN, aber auf keinem der hier frei empfangbaren Sender - weder bei Eurosport, Sport1 noch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Somit wird eine kleine Bar in der Gravelottestraße 7 in der Nähe des Ostbahnhofs in der Nacht zum Montag zum Mekka der Basketballfans. Auf einer Leinwand und zwei Plasmabildschirmen wird ab zwei Uhr nachts Spiel sechs der Finalserie laufen. Während andere Sportsbars nicht über den nötigen Kabelanschluss verfügen oder zu später Stunde kein Personal mehr bereit stellen wollen, schiebt der Wirt der „Paris Bar“ Überstunden. Wie steht es auf den Fan-Shirts der Dallas Mavericks? „The time is now!“

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