Lukaschenko als Schatten – DEB-Team: "Nebenschauplätze ausblenden"

Sport und Politik lassen sich bei der Eishockey-WM in Minsk nicht komplett trennen. Die deutschen Nationalspieler wollen vor allem eins: sich auf den Sport konzentrieren. 
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Die DEB-Auswahl will sich bei der WM in Weißrussland voll und ganz auf den Sport konzentrieren.
dpa Die DEB-Auswahl will sich bei der WM in Weißrussland voll und ganz auf den Sport konzentrieren.

Sport und Politik lassen sich bei der Eishockey-WM in Minsk nicht komplett trennen. Weißrusslands Präsident Lukaschenko bietet das Turnier die Chance zur Propaganda. Die deutschen Nationalspieler wollen vor allem eins: sich auf den Sport konzentrieren. 

Minsk – Ein wenig stimmen die politischen Verhältnisse im WM-Gastgeberland Weißrussland die deutschen Eishockey-Nationalspieler schon nachdenklich. „Natürlich macht sich jeder Einzelne Gedanken“, berichtete etwa Routinier Alexander Barta am Rande des Trainings in Minsk. Als Kritiker des totalitären Regimes von Staatschef Alexander Lukaschenko wollen sich der 31-Jährige und seine Teamkameraden geschweige denn Bundestrainer Pat Cortina jedoch nicht hervortun.

Mannschaft und vor allem der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) begegnen dem brisanten Thema mit Vorsicht und noch mehr Zurückhaltung. „Wir als Spieler können solche Dinge sowieso nicht beeinflussen“, schränkte Barta ein: „deswegen versuchen wir, dass wir die Nebenschauplätze ausblenden.“

Immerhin sprechen die deutschen Spieler über das heikle Thema. Bundestrainer und DEB-Sportdirektor Cortina will dazu lieber nichts sagen, „weil ich mich auf den Sport konzentrieren will“. Auf Nachfragen verweist der DEB auf allgemein abgesprochene Äußerungen von Präsident Uwe Harnos. „Wir meinen, dass Land und Menschen durch Sportveranstaltungen und der damit einhergehenden Öffentlichkeit mehr geholfen ist“, lautet ein verschicktes Statement zur Frage, ob ein Boykott der umstrittenen Veranstaltung besser gewesen wäre. „Sport soll unpolitisch sein, der Völkerverständigung dienen“, lautet eine weitere Äußerung dazu.

Die Nachrichten aus dem autoritär geführten Weißrussland klingen allerdings erschreckend. Vor weniger als einem Monat soll nach Angaben von Amnesty International zuletzt eine Hinrichtung vollzogen worden sein. Wenige Tage vor WM-Beginn wies die Organisation noch einmal auf die katastrophale Menschenrechtslage und die politischen Gefangenen hin. Weißrussland ist das letzte Land in Europa, das die Todesstrafe noch ausführt. Präsident Lukaschenko gilt nach westlichem Verständnis als einzig verbliebener Diktator Europas.

Massiv stürzte die Kritik an der WM-Vergabe auf den Weltverband IIHF ein. Die Forderungen häuften sich – trotzdem sah der Weltverband davon ab, den WM-Schauplatz zu verlegen. Seit diesem Freitag ist das Eishockey-Spektakel in der weißrussischen Hauptstadt im vollen Gange.

Aus Sicht von Amnesty bietet die WM die Chance, die Menschenrechtsverletzungen in dem Nachbarland von Polen anzuprangern. Dies deckt sich durchaus mit der Sichtweise von Harnos. Verpflichtet fühlt sich die deutsche Mannschaft jedoch nicht, Politik interessiert die in Minsk als Außenseiter antretende Auswahl derzeit nur am Rande. Nichts soll sie von einem erfolgreichen WM-Abschneiden und einem gelungenen Auftakt am Samstag gegen Kasachstan ablenken. Lukaschenko als Gesprächsthema in der Kabine oder im Hotelzimmer? Eher nicht.

„Ich muss ehrlich sagen, ich bin jetzt nicht so der große Politiker“, räumte Russland-Legionär Felix Schütz ein und ergänzte: „Wir kriegen eigentlich sehr wenig mit“. In den kommenden zwei Wochen kann Weißrussland in der Öffentlichkeit einen Eindruck hinterlassen. Der Empfang und erste Eindruck sei „herzlich“ gewesen, beschrieb Barta. Mit einer weißrussischen Brotspezialität hatten Einheimische die deutschen Gäste bei ihrer Ankunft im Hotel begrüßt.

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