Lukas Dauser: "Bei Haching hängt bei mir so viel Herzblut dran"
Der 28-jährige Turner Lukas Dauser aus Glonn gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio Barren-Silber. Er tritt für den TSV Unterhaching an.
AZ: Herr Dauser, wie war der Urlaub in Sardinien als Olympia-Silbermedaillengewinner?
LUKAS DAUSER: Nach den Olympischen Spielen war viel Trubel. Bis zum Urlaub hatte ich kaum Zeit zu überlegen, ob ich die Medaille schon realisiert habe. Auf Sardinien ist das dann ein bisschen angekommen, so richtig begreifbar ist es aber noch nicht, dass man das Ziel erreicht hat, auf das man jahrelang hingearbeitet hat. Es war mein erster Urlaub seit acht Jahren, der länger als eine Woche war. 13 Tage waren wir unterwegs. Es war schön, ein wenig herauszukommen, wobei es schon auch viele Anfragen gab. Ich habe also ein Stück weit auch zu tun gehabt.
Kann ein Modellathlet nach Monaten des Trainings und der Anspannung im Urlaub herunterfahren?
Die ersten Tage waren sehr ruhig am Strand. Nach ein paar Tagen juckte es aber in den Fingern. Wir haben eine Kajaktour und eine Bootstour gemacht. Jeden Morgen habe ich ein Stretching-Programm durchgezogen. Weil ich das eben gewöhnt bin. Ich kann das gar nicht, gar nichts zu machen.
Kontrolleure am Flughafen wundern sich über Medaille
War die Medaille im Urlaub dabei?
Ich hätte sie eigentlich nicht mitgenommen, da ich aber direkt von der Willkommensfeier für das Team Deutschland von Frankfurt aus in den Urlaub fuhr, hatte ich sie mit. Ich ließ sie im Hotel-Safe. Bei der Flughafenkontrolle ist sie kurz herausgefischt worden - die Kontrolleure wollten wissen, was das ist. Danach haben sie mir gratuliert. (lacht)

Wie waren denn die Feiern nach Tokio?
Ich wurde empfangen vom Verein, Freunden, Freundin und Familie und von der Gemeinde Glonn. Als Bayer kann man sich keinen schöneren Empfang wünschen: mit Blasmusik. (lacht) Ich durfte mich ins Goldene Buch eintragen.
"Ich habe einen großen Heimatbezug zu Haching"
Von Glonn nach Aubenhausen, woher Jessica von Bredow-Werndl kommt, sind es 15 Kilometer. Die Reiterin gewann in Tokio zweimal Gold. Scheint eine gute Ecke für Medaillen zu sein...
(lacht) Wahrscheinlich ist es ein Gen, das da herrscht. Ich kenne Jessica nicht persönlich, aber ich hoffe, das wird sich ändern, wenn wir bei Veranstaltungen wie dem Bayerischen Sportpreis aufeinandertreffen.
Sie trainieren seit einigen Jahren an Stützpunkten, erst in Berlin, nun in Halle. Trotzdem starten Sie weiter für den TSV Unterhaching.
Ja, mit dem Einzelstartrecht. Das war für mich selbstverständlich. Ich habe einen großen Heimatbezug zu Haching. Ich trainierte dort lange, der Verein unterstützt mich. Da hängt so viel Herzblut dran.
2012 gewann mit Marcel Nguyen ein weiterer Hachinger ebenfalls Olympia-Silber, ebenfalls am Barren. Irgendwas macht Haching richtig.
Woran das liegt, weiß ich selber nicht ganz genau. Trainer Kurt Szilier hat sicher großen Einfluss darauf und ein gutes Händchen für das Gerät. Marcel und ich kennen uns sehr gut. Früher waren wir in der gleichen Trainingsgruppe. Heute sind wir auch Konkurrenten, aber in der Turnszene gönnt man es dem anderen, wenn der einen guten Tag hatte. Wir sind befreundet.
Warum haben Sie sich eigentlich den Barren ausgesucht?
Der Barren ist ein Mix aus schnellen, spektakulären Bewegungen und auch ruhigeren Elementen. Durch die Haltezeiten wie etwa den Winkelstütz oder Handstand können die Zuschauer zwischendurch kurz durchatmen und so die Übung besser erfassen.
Ist Kunstturnen gefährlich?
Ich habe mit sechs Jahren begonnen. Da lernt man, wie man fällt und sich abrollt. Bei neuen Übungen trainiert man zuerst den Ablauf in der Luft auf dem Trampolin und springt in eine Schaumstoffgrube hinein. Oder es werden Matten hingelegt, dass man sich herantastet. Nichtsdestotrotz muss man zu 100 Prozent den Kopf bei der Sache haben. Bei uns im Turnen wird viel mit Kraft in Bewegung gearbeitet, das kann gefährlich werden.
Silber-Turner Lukas Dauser: "Wir leben aber nicht wie Nonnen, achten aber auf gewisse Sachen"
Was steht 2021 noch an?
Es stehen noch fünf Wettkämpfe in der Bundesliga und noch der ein oder andere Weltcup an. Für die WM im Oktober habe ich abgesagt, weil das Jahr schon so vollgepackt war. Es war auch nicht leicht, sich ein Jahr länger fit zu halten durch die Verschiebung der Olympischen Spiele - Körper und Kopf brauchen eine Ruhepause.
Haben Sie 2024 im Blick?
Im Hinterkopf habe ich die Spiele in Paris ganz sicher. Ich will auf jeden Fall einen weiteren Zyklus mitmachen. Für mich geht der Blick aber zunächst auf die EM in München im kommenden Jahr.
Sie sind mit Viktoria verlobt. Wird 2021 für Sie auch privat glänzend?
Wir sind seit Mai verlobt. Meine Freundin studiert Zahnmedizin und schließt nächstes Jahr ab. Da aber das Jahr so vollgepackt sein wird, wollen wir uns Zeit lassen und uns dann 2023 das Ja-Wort geben.
Was sind Ihre Hobbys?
Ich spiele gerne Darts und beschäftige mich gerne mit Sport. Ich koche auch ganz gerne.
Müssen Sie als Kunstturner Diäten befolgen?
Vor vier Jahren arbeitete ich längere Zeit mit einem Ernährungswissenschaftler zusammen. Was braucht mein Körper? Ich wurde eingestellt mit Nahrungsergänzungsmitteln. Eine richtige Diät ist es nicht, aber sechs bis acht Wochen vor dem Wettkampf trinke ich beispielsweise keinen Alkohol mehr. Wir leben aber nicht wie Nonnen, achten aber auf gewisse Sachen. Bei uns wird frisch gekocht. Am Abend esse ich keine Kohlehydrate mehr, damit der Körper keine Energie mehr aufwendet, zu verdauen, sondern sich erholt.
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