»Löwen, kommt auf meinen Balkon«

OB Christian Ude hofft im AZ-Interview auf einen Aufstieg von 1860 und amüsiert sich über den Jürgen Klinsmann
von  Abendzeitung
Hofft auf ein Münchner Derby im DFB-Pokal-Finale: OB Christian Ude.
Hofft auf ein Münchner Derby im DFB-Pokal-Finale: OB Christian Ude. © dpa

OB Christian Ude hofft im AZ-Interview auf einen Aufstieg von 1860 und amüsiert sich über den Jürgen Klinsmann

AZ: Herr Ude, Ihre Löwen sorgen schon wieder für Aufsehen: Erst das beachtliche 1:1 im Derby gegen Bayern, dann der 3:2-Pokal-Triumph nach 0:2-Rückstand in Aachen: Hoffen Sie jetzt auf die Bayern in der nächsten Runde?

CHRISTIAN UDE (OB von München und 1860-Aufsichtsrat): Nein, die wünsche ich mir erst im Finale. Das wäre ein Münchner Ereignis – auf Berliner Boden. Zwei Münchner Vereine im Pokal-Endspiel, der Wahnsinn: An diesem Tag würde ich selbstverständlich nach Berlin fliegen.

Am Sonntag starten die Löwen mit dem brisanten Derby gegen den FC Augsburg in die Rückrunde: Haben Sie den Rathaus-Balkon für eine mögliche Aufstiegsfeier am 18. Mai schon reserviert?

Ich will keinen narrisch machen, aber selbstverständlich ist vorsorglich der Balkon für den TSV 1860 freigehalten. Am Rathaus wird es nicht scheitern. Wir sind immer allzeit bereit, einen Aufstieg von Sechzig zu feiern: Löwen, kommt auf meinen Balkon! Es wäre großartig für den Verein, wieder aufzusteigen. Die Mannschaft ist derzeit in einer begeisternden Form – und bei nur zwei Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze ist alles möglich.

Ihre Löwen schunkelten zuletzt 1994 – nach dem „Wunder von Meppen“ – auf dem Balkon...

Mit Lorant als Trainer und Wildmoser als Präsident – ja, das waren Zeiten. Daran habe ich bis heute noch ein traumatisches Erlebnis, das ich auch schon in einem Satirebuch verarbeitet habe.

Das wäre?

Tatsächlich habe ich als damals noch unerfahrener Bürgermeister zum Wohle der Fußballstadt München auch den FC Bayern erwähnt – und dann bin ich von den Löwen-Fans gnadenlos niedergegröhlt worden, dass ich minutenlang nicht mehr zu Wort gekommen bin.

Aktuell heißt der Löwen-Trainer Marco Kurz. Sportdirektor Stefan Reuter würde am liebsten die nächsten zehn Jahre mit ihm zusammenarbeiten.

Kurz hat offensichtlich nicht nur Talent und Ausdauer, sondern auch Fortune. Das braucht man bei 1860.

Was bei 1860 besonders ins Auge sticht: Die Mannschaft ist bei einem Etat von 6 Millionen Euro so billig wie noch nie.

Das ist das beglückende, auch über die Vereinsgrenzen hinaus, dass man Erfolg nicht kaufen kann, dass man auch mit knapper Kasse Siege feiern kann. Die Erfolge von 1860 zur Zeit beweisen, dass Geld nicht alles ist. Das macht den Sport direkt wieder zum Sport und für mich sehr sympathisch.

Finanz-Boss Stefan Ziffzer will demnächst die Option für den Rückkauf der Stadion-Rechte für eine Summe von angeblich 1,2 Millionen Euro an den FC Bayern verkaufen.

Das ist eine Frage, die wir in den Gremien völlig offen diskutiert haben. Es handelt sich bei der Rückkaufsoption ja wirklich nur noch um eine theoretische Möglichkeit.

Ist das im Sinne des OB?

Aus städtischer Sicht wäre uns natürlich ganz eindeutig ein Stadion von zwei Vereinen am liebsten. Dafür war es auch gedacht. Nur: Ist die Nutzung ja weitestgehend unabhängig von den Eigentumsverhältnissen. Da wird die Symbolik oft übertrieben, die Löwen fühlen sich zum Beispiel an der Grünwalder Straße auch sehr heimisch. Dabei waren sie dort nie etwas anderes als Mieter.

Noch ein Wort zum FC Bayern: Wie sehen Sie die Klinsmann-Verpflichtung?

Das finde ich sehr amüsant, vor allem, wenn ich mich erinnere, wie liebevoll der Bundestrainer Klinsmann vom FC Bayern vor der WM mit Häme begleitet worden ist. Für mich ist Klinsmann ein Sympathieträger des deutschen Fußballs, die jetzige Berufung ist eine phantastische Rehabilitation – und die Erfolgsaussichten sind besser als manche munkeln.

Interview: Oliver Griss

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