Loch und Hackl: Der Chef und sein Schlittengott

Deutschlands bester Rodler holt bei der WM in Altenberg zwei Goldmedaillen, im Einzel und im Teamwettbewerb – und zieht damit schon mit 22 Jahren mit seinem Betreuer und Mentor gleich.
von  J. Galinski

Deutschlands bester Rodler holt bei der WM in Altenberg zwei Goldmedaillen, im Einzel und im Teamwettbewerb – und zieht damit schon mit 22 Jahren mit seinem Betreuer und Mentor gleich

ALTENBERG Wenn Felix Loch derzeit Rennen im Eiskanal fährt – oder besser: gewinnt, weil das in diesen Tagen praktisch gleichbedeutend ist, dann fährt Rodel-Legende Georg Hackl immer mit. Auch am Samstag, als Loch bei der Weltmeisterschaft in Altenberg seinen dritten Titel holte, war das ein Verdienst Hackls: Beide hatten zusammen eine neue Feinabstimmung am Schlitten ausgearbeitet, bei seinen Weltmeister-Läufen kam sie zum ersten Mal überhaupt zum Einsatz.


„Schlitten-Gott”, nannte Loch Hackl nach dem Rennen, der gratulierte mit „Sauber, Chef!” Mit drei goldenen WM-Medaillen im Einsitzer ist Loch in dieser Kategorie mit Hackl gleichgezogen. „Ich bin unglaublich glücklich”, sagte Loch. „Der Schlitten, die Tagesform – es hat alles gepasst, besser hätte es nicht laufen können". Allerdings: Hackl war, als er 1997 in Innsbruck/Igls zum dritten Mal gewann, schon 31 Jahre alt – Loch ist gerade einmal 22. Genauso alt war Hackl, als er in der Rennsaison 1988/99 zum ersten von zwei Malen den Gesamtweltcup gewann. Loch dürfte es ihm mit ziemlicher Sicherheit in diesem Winter gleichtun: Nach fünf Siegen in sieben Rennen ist ihm der Sieg nur noch theoretisch zu nehmen.


Für DOSB-Präsident Thomas Bach, der das Rennen an der Bahn begeistert mitverfolgte, ist Loch schon jetzt ein Großer des deutschen Sports. „Ihn zeichnet eine große Konstanz aus. Er ist immer auf dem Punkt topfit. Das ist es, was große Athleten ausmacht.”


Konstanz, das zeichnete auch Hackl aus, der 19 Jahre stets in der Weltspitze der Rodler fuhr und dabei 33 Weltcuprennen gewann. Den Meister und seinen Schüler vereint im Eiskanal und ihrem Wesen als Sportler vieles – und trotzdem zeigen sie sich in ihrem Auftreten meistens grundverschieden.


Da ist der kauzige Hackl, der zuletzt damit Schlagzeilen machte, weil ihn ein Nachbar in Königssee im Streit beim Schneeschaufeln mit einer Eisenstange am Kopf verletzte. Hackl lebt bei öffentlichen Auftritten wie Stefan Raabs Wok-WM (sieben Goldmedaillen bei neun Starts) zwar vom Image als Gaudibursche und bayerisches Original, gibt sich aber durchaus auch eigenbrötlerisch und kantig.
Loch dagegen, der vor einigen Monaten in die erste gemeinsame Wohnung mit Freundin Lisa zog, ist bei praktisch jedem Interview, bei jedem öffentlichen Auftritt sehr glaubhaft gut gelaunt und lacht viel.


Man nimmt es ihm sofort ab, wie viel Spaß ihm das Rodeln – und natürlich auch das Gewinnen – macht. In der Werkstatt ist er ein genauso akribischer und verbissener Arbeiter wie Hackl – nach außen trägt er das selten.


Durch seine vielen Erfolge schon im jungen Alter hat er ein erstaunliches Selbstvertrauen gewonnen. „Felix hat alles richtig gemacht”, sagte Bundestrainer Norbert Loch nach den erneuten Titelgewinn, nachdem sein Sohn wieder einmal so abgeklärt wie technisch sicher das Eis hinabgerast war.


In 19 Jahren hat Hackl insgesamt 13 Goldmedaillen, im Einzel und mit dem Team, bei olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften gewonnen. Zum Zeitpunkt seines Karriereendes war er 40 Jahre alt. Loch hat jetzt schon sieben – und dabei wird es wohl nicht bleiben. Auch, weil Hackl unermüdlich mit ihm am Schlitten werkelt. „Es macht immer wieder Spaß zu gewinnen. Und ich bin noch jung und kann in Zukunft den ein oder anderen Titel gewinnen”, sagt Loch.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.