Lisicki: Der Weltstar-Traum

„Wenn sie einen Lauf bekommt, kann sie jede Gegnerin schlagen“. Sabine Lisicki startet mit großen Ambitionen ins Tennisjahr 2010, sagt aber deswegen auch ihre Fed-Cup-Teilnahme ab.
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„Heute ging einfach gar nichts, alles lief schief“: Sabine Lisicki beendete ihr Down-Under-Abenteuer bereits in Runde zwei.
AP „Heute ging einfach gar nichts, alles lief schief“: Sabine Lisicki beendete ihr Down-Under-Abenteuer bereits in Runde zwei.

„Wenn sie einen Lauf bekommt, kann sie jede Gegnerin schlagen“. Sabine Lisicki startet mit großen Ambitionen ins Tennisjahr 2010, sagt aber deswegen auch ihre Fed-Cup-Teilnahme ab.

MELBOURNE Es war die reinste Postkarten-Idylle, in der Sabine Lisicki die letzten Stunden vor dem Startschuss zu den Australian Open genoss. Am Ende eines kühlen Sommertages versank die Sonne wie ein Feuerball an der St. Kilda Beach im Meer, und Lisicki betrachtete sich das Schauspiel mit großer Faszination. „Einfach toll“ sei es, „was man alles zu sehen kriegt und erlebt als Tennisspieler“.

Beim ersten Grand-Slam-Spektakel der Saison wird Lisicki ab heute keine Augen mehr für die Schönheiten Melbournes haben. Denn hier soll eine langgestreckte Offensive beginnen, ein harter Marsch durch die Tennis-Institutionen, der nur ein einziges Ziel kennt: Den Vormarsch in die Top Ten, den Sprung in die Weltspitze, den Durchbruch in ihrer noch jungen Karriere. „Ich habe ganz ehrgeizige Ziele", sagt Lisicki, „ich will richtig weit nach vorne.“

In Melbourne geht sie als Nr. 24 der Welt an den Start, erste Gegnerin ist am Dienstag die Kroatin Petra Martic. „Wenn sie einen Lauf bekommt", sagt Bundestrainerin Barbara Rittner, „kann sie fast jede Gegnerin schlagen.“

Allerdings muss die Fed- Cup-Chefin dies mit gemischten Gefühlen betrachten – denn noch vor den ersten Ballwechseln der Saison 2010 flatterte dem DTB ein Absagebrief Lisickis für das Länderspiel Anfang Februar in Tschechien ins Haus. Lisicki, so hieß es, müsse sich in einer mit Terminen vollgepackten Saison zuerst um ihre persönliche Karriere kümmern, halte sich aber die Teilnahme an weiteren Fed-Cup-Matches offen. „Nachvollziehbar" sei das irgendwie, meint Rittner, die sich aber grämt, dass Lisicki sie nicht persönlich über den Rückzug informierte.

Auch wenn sie es nicht ausspricht: Rittner sieht wie andere Beobachter mit etwas Sorge, dass sich Lisicki zunehmend von ihrem Lebensumfeld in Deutschland entfremdet und immer mehr Beziehungen kappt. Wegen der vermeintlich schlechten Trainingsbedingungen hatte die 20-Jährige schon Mitte letzten Jahres erklärt, sie werde kaum noch in Berlin arbeiten können und stattdessen noch intensiver in Nick Bollettieris Drillcamp in Bradenton ihre Übungen absolvieren. Nun folgt auch noch der Verzicht auf den Fed Cup, der Verzicht aufs Teamspiel mit den deutschen Mitstreiterinnen. „Das Problem ist: Niemand in Lisickis Camp findet, dass es wichtig wäre, sich erstmal in Deutschland einen Namen zu machen", sagt ein DTB-Funktionär, "da wird eher vom Status als Weltstar geträumt.“

Man darf in diesem Zusammenhang getrost auf Tommy Haas verweisen, der sich lange Jahre nie zu schade war, in den großen Davis-Cup-Schlachten mitzumischen - und der seine Popularität vor allem über die Auftritte in der Nationalmannschaft begründete. Dabei hatte Haas wie jetzt auch Lisicki seinen Lebensmittelpunkt in Amerika.

Jörg Allmeroth

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