Lisicki bringt Williams an den Rand der Verzweifelung

Raus mit Applaus: Sabine Lisicki brachte beim WTA-Turnier in Miami Serena Williams ins Wanken. Auch wenn sich die Nummer eins durchsetzte: Lisickis Auftritt macht Lust auf den Tennis-Sommer.
von  SID
Trotz der Niederlage gegen Serena Williams lieferte Sabine Lisicki eine gute Leisung ab.
Trotz der Niederlage gegen Serena Williams lieferte Sabine Lisicki eine gute Leisung ab. © dpa

Key Biscayne/Köln - Als der Kuchen kam, musste Sabine Lisicki gehen. Zum Abschied winkte sie ins Publikum, schenkte den Zuschauern im Crandon Park von Key Biscayne ein Lächeln und schrieb fleißig Autogramme. Die einheimischen Tennis-Fans dankten der Spielerin aus Deutschland mit warmem Applaus, sie hatte tapfer gekämpft, die Party der großen Serena Williams jedoch nicht entscheidend gestört. Auch die Organisatoren des WTA-Turniers von Miami durften aufatmen: Was hätten sie bei einem Lisicki-Sieg auch mit der überdimensionalen Torte anstellen sollen, die sie Williams zum 700. Sieg auf der Profitour schenkten?

Tatsächlich stand Lisicki kurz davor, die Feierlichkeiten zu verderben. Zwei Stunden lang powerte sie, zeitweise brachte sie die siebenmalige Miami-Siegerin sogar zur Verzweiflung. "Es waren viele gute Punkte und insgesamt eine sehr gute Partie", sagte Lisicki nach dem 6:7 (4:7), 6:1, 3:6 im Viertelfinale: "Letztlich haben hier und da ein paar Punkte entschieden."

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Zum Beispiel der Ballwechsel bei Lisickis Satzball im ersten Durchgang. Die 25-Jährige lag 6:5 in Führung, schlug selbst auf, doch Williams (33) wehrte die Gefahr mit all ihrer Klasse und Erfahrung ab. Im Tiebreak zwang Lisicki die Nummer eins der Tennis-Welt zu Zauberschlägen, ihren ersten Satzball erspielte sich Williams mit einem einhändigen Rückhandpassierball, beinahe aus dem Spagat und weit hinter dem Körper geschlagen.

Lisicki hatte sich nichts vorzuwerfen und lag dennoch in Rückstand. "Trotzdem bin ich super zurückgekommen und habe gekämpft", sagte Lisicki, zurecht stolz auf Satz Nummer zwei, in dem sie die zweifelnde Williams teilweise vorführte. Zwar brachte ein frühes Break im dritten Durchgang die Entscheidung zugunsten der Top-Favoritin, das Selbstvertrauen, das Lisicki mit dem Halbfinale in Indian Wells und den Auftritten vor den Toren Miamis sammelte, kann ihr aber niemand nehmen.

"Das sind immerhin die zwei größten Turniere nach den Grand Slams", sagte Lisicki, die zur Belohnung am Montag unter die Top 20 zurückkehrt. Von Williams gab es ein Lob obendrauf. Sie müsse sich nun verstärkt mit Lisickis Spiel beschäftigen, meinte die 19-malige Grand-Slam-Siegerin, die in dieser Saison noch immer ungeschlagen ist. Die Niederlage in Wimbledon 2013 hat Williams anscheinend verdrängt, nun ahnt sie, dass Lisicki ihr nicht nur auf Rasen gefährlich werden kann.

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Für die Aufschlag-Weltrekordlerin aus Berlin gilt es nun, ihre Form bis zu ihrem Saisonhöhepunkt in London im Juli zu konservieren. Bevor es allerdings in den All England Club geht, steht die anstregende Sandplatzsaison im Terminkalendar, bislang nie Lisickis Lieblingszeit im Tennisjahr.

Zum Auftakt fliegt sie mit dem Fed-Cup-Team zum Halbfinale gegen Russland nach Sotschi (18./19. April). Nicht ausgeschlossen, dass sie erstmals nach zwei Jahren wieder im Einzel zum Einsatz kommt. "Sabine hat wieder Geduld und Spielwitz und die Art von Tennis gezeigt, die sie spielt, wenn sie gut ist", lobte Bundestrainerin Barbara Rittner: "So ist sie natürlich eine gefährliche Spielerin." Selbst für die große Serena Williams.

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