Linus Straßer: "Olympia? Die Norm kommt von selbst"

München - Der 25-jährige Münchner Straßer holte im Januar beim City-Slalom in Stockholm seinen ersten Weltcup-Sieg.
AZ: Herr Straßer, die Saison ist bislang nicht ganz so gelaufen, wie Sie sich das gewünscht hätten, im Weltcup haben Sie noch keine Punkte geholt. Wie fällt Ihr Fazit bisher aus?
LINUS STRASSER: Ich hatte eine sehr intensive Vorbereitung und habe sehr gut trainiert. Im Rennen konnte ich das bislang leider noch nicht so umsetzen, wie ich mir das vorgestellt habe, aber das ist für mich eine Frage der Zeit.
Um die Olympia-Norm machen Sie sich noch keine Sorgen? Sie müssen zweimal unter die ersten 15 oder einmal unter die ersten 8 fahren, um sich für Pyeongchang zu qualifizieren.
Olympia ist noch weit weg. Klar will ich dahin, aber für mich geht es erst einmal um etwas Anderes, nämlich darum, dass ich ins Fahren komme und im Rennen meine Leistungen abrufen kann. Die Olympia-Norm kommt dann von selbst. Deshalb habe ich mich entschieden, die beiden Riesenslalom-Rennen in Alta Badia am Sonntag und Montag nicht zu fahren, sondern erst einmal in den beiden Slaloms im Europacup an den Start zu gehen (Straßer wurde am Mittwoch beim Rennen in Obereggen/Südtirol Sechster, d.Red.). Erst beim Slalom in Madonna di Campiglio am 22. Dezember will ich wieder im Weltcup starten.
Mit Felix Neureuther fällt der Leader im Herren-Team derzeit verletzt aus. Sind Sie überrascht, dass es auch ohne ihn so gut läuft?
Wir wussten alle, dass wir ein sehr gutes Team haben, angefangen von unseren Speed-Leuten wie Thomas Dreßen und Andreas Sander bis hin zu Stefan Luitz und Alexander Schmid. Die Leistung unseres Teams motiviert mich zusätzlich, nochmals mehr Gas zu geben!
Trauen Sie es Neureuther denn zu, es noch zu Olympia zu schaffen?
Ich hoffe, dass sein Plan aufgeht und er unser Team wieder verstärken kann.
Sie starten für die Skiabteilung des TSV 1860. Wie sehr verfolgen Sie die Fußballkollegen? Zwischendurch hieß es ja mal, Sie seien Bayern-Fan.
Ich schaue mir gerne guten Sport an, da gehören auch Bayern-Spiele in der Champions League dazu. Meine Eltern haben sich damals für den TSV 1860 entschieden, weil er ein cooler Verein und Traditionsklub ist. Dadurch, dass ich für die Sechzger Ski fahre, habe ich eine Empathie für den Verein und natürlich auch für die Fußballer entwickelt. Ich habe die vergangenen Jahre mitgefiebert und mitgelitten. Umso mehr freut es mich, dass sie jetzt wieder Erfolg haben. Ich war schon zweimal in dieser Saison im Grünwalder Stadion, das war echt eine tolle Atmosphäre.
Sie wohnen nach wie vor in München. Haben Sie nicht mal überlegt, näher an die Berge zu ziehen?
Mein Zweitwohnsitz ist ohnehin Kitzbühel, wo ich auch das Skifahren gelernt habe. Ich werde dort auch, wie jedes Jahr, mit meiner Familie Weihnachten verbringen.
Im Skisport gab es zuletzt mit Nachwuchsfahrer Max Burkhart und David Poisson zwei tödliche Unfälle. Bringt einen das zum Nachdenken, dass man vielleicht vorsichtiger auf die Piste geht?
Die beiden Unfälle waren sehr tragisch. Das hat mich auch emotional sehr berührt. Beim Rennen muss ich diese Gedanken aber ausblenden, damit ich zu 100 Prozent meine Leistung abrufen kann. Wenn man diese Unfälle mitbekommt, kann man auch solche Dinge wie die Verletzung vom Felix - so bitter sie auch ist - ganz anders einordnen.