Liberté toujours oder Ribéry darf alles
Das Handy ist tabu - jedenfalls im Spielerbus und in der Kabine der Bayern. Da müsste es erst recht auf der Bank verboten sein. Doch Franck Ribéry schrieb in Rostock SMS. Weil er alles darf.
MÜNCHEN Schon wieder Andalusien. Im Januar war Franck Ribéry eine Woche mit den Bayern in Marbella, im Trainingslager. Morgen geht es mit der französischen Nationalelf nach Malaga zur Vorbereitung auf das EM-Testländerspiel am Mittwoch gegen die Spanier – sofern der 24-Jährige den Medizincheck besteht.
Beim 2:1 in Rostock war Ribéry, der Torschütze zum 1:0, zur Pause ausgewechselt worden – wegen einer leichten Oberschenkelverhärtung. „In der Halbzeit dachten wir, die Sache ist nicht so schlimm, wir wollten aber kein Risiko eingehen“, sagte Co-Trainer Michael Henke, „nach dem Spiel sah es dann ein wenig schlimmer aus. Wir müssen abwarten.“ Heute lässt sich Ribéry vom Mannschaftsarzt der Franzosen untersuchen.
Vertieft in sein Handy
Die Bayern hoffen, dass der Mittelfeldspieler am Mittwoch nicht zum Einsatz kommt, um für das Top-Spiel am Sonntag in der Allianz Arena (17 Uhr) gegen Bremen fit zu sein.
Als er am Freitag rausging, verfolgte er die zweite Halbzeit auf der Bank neben den Reservisten Toni Kroos, Andreas Ottl und Jan Schlaudraff. Ribéry war dick eingemummt in eine Bayern-Daunenjacke, hatte sich eine Wolldecke um die Beine gewickelt. Zugig und kalt war’s an der Ostsee – doch Ribéry machte es sich gemütlich und war vertieft. In sein Handy. Noch während des Spiels tippte er eine Kurzmitteilung.
„Ottmar Hitzfeld und ich haben das gar nicht mitbekommen“, sagte Henke der AZ, „mir ist es auch erst erzählt worden. Wir werden mal mit Franck in Ruhe darüber reden.“ Auf der Fahrt zu einem Spiel ist das Handy im Mannschaftsbus tabu, genau wie vor Anpfiff in der Kabine. Für die Bank-SMS soll es aber keine Geldstrafe geben – auch, weil die Bayern für so ein Vergehen noch keine Strafe festgelegt hatten.
Alle Freiheiten bei den Bayern
Zumal genießt Ribéry einen Sonderstatus. Hätten sich Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski derartiges herausgenommen, hätte der mitunter sehr strenge Bayern-Manager Uli Hoeneß das Mobilfunkgerät womöglich zornig einkassiert. Henke nimmt Ribéry in Schutz: „Heutzutage haben doch alle ihre Handys überall mit dabei. Da hat sich Franck sicher nichts dabei gedacht.“ Aber er hat es gemacht. Weil er alles darf.
Er, der 25-Millionen-Euro-Import, Frankreichs Fußballer des Jahres, der „Weltklassespieler“ (Hitzfeld) hat bei Bayern alle Freiheiten. Ribérys schöne Bayern-Welt: Liberté toujours! Und ohne ihn sind die Bayern nur die Hälfte wert – siehe Rostock, als Hansa nach der Pause die Mittelfeld-Hoheit übernahm. „Zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir gemerkt, dass er gefehlt hat“, sagte Kapitän Oliver Kahn. „Solche Spieler kannst du nie sofort ersetzen“, meinte Trainer Hitzfeld.
Ribéry schreibt SMS, Bayern funkt SOS. Wenn er nicht dabei ist.
Patrick Strasser