"Lewis ist ein prima Kerl"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug äußert sich im AZ-Interview über Weltmeister Lewis Hamilton, warum er nicht an Hypothesen glaubt und macht eine überraschende Bemerkung über Sebastian Vettel.
von  Abendzeitung
Norbert Haug (re.) ist Hamiltons Chef bei McLaren-Mercedes.
Norbert Haug (re.) ist Hamiltons Chef bei McLaren-Mercedes. © dpa

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug äußert sich im AZ-Interview über Weltmeister Lewis Hamilton, warum er nicht an Hypothesen glaubt und macht eine überraschende Bemerkung über Sebastian Vettel.

AZ: Herr Haug, Lewis Hamilton hat erklärt, McLaren-Mercedes niemals verlassen zu wollen. Was fühlen Sie angesichts einer solchen, in der heutigen Zeit doch sehr ungewöhnlichen, Aussage?

NORBERT HAUG: Lewis fühlt sich wohl bei Vodafone McLaren Mercedes und wir fühlen uns wohl mit Lewis. Und das soll noch möglichst lange so sein.

War diese Weltmeisterschaft für Sie ein klein wenig eine Entschädigung für all das, was 2007 vorgefallen ist?

Der Titelgewinn ist die Zielsetzung, für ein Topteam - jedes Jahr aufs Neue. Ein WM-Titel kann keine Entschädigung sein, er ist vielmehr die Erreichung des selbst - sehr hoch – gesteckten Ziels.

Glauben Sie, dass Lewis Hamilton eine neue Ära prägen kann in der Formel 1?

Es macht keinen Sinn, sich mit Hypothesen zu beschäftigen, das ist Zeitverschwendung und wer in der Formel 1 Zeit verschwendet ist zu langsam - auf und neben der Strecke. Wir müssen hart arbeiten und uns weiter steigern, dann werden wir auch künftig vorne dabei oder ganz vorne sein.

Wann und wie haben Sie Hamilton eigentlich kennen gelernt?

Vor rund zehn Jahren. McLaren und Mercedes-Benz fördern Lewis seither, wir haben uns die Kosten für den Aufbau seiner Karriere hälftig geteilt. Lewis fuhr 2004 und 2005 in Deutschland im Rahmen den DTM in der Formel 3 Euroserie und gewann sein erstes Formel 3-Rennen auf dem Norsiring, eine Strecke, die er sehr mag, auch wegen der Atmosphäre dieses Rennens in der Stadt.

Was haben Sie von ihm gedacht? Hat sich diese Einschätzung bis heute verändert?

Wir verstehen uns gut und haben ein sehr intensives Verhältnis geprägt von Respekt. Lewis ist ein prima Kerl. Er hat sich weiterentwickelt, sich dabei aber nicht grundsätzlich verändert.

Hielten Sie es 2006 für ein Risiko, dem jungen Hamilton das Cockpit zu geben?

Ich habe Lewis die Lösung der Aufgabenstellung zugetraut und mich für seinen Einsatz eingesetzt. Ron Dennis (McLaren-Chef, die Red.), Martin Whitmarsh (McLaren-Geschäftsführer) und ich treffen die Festlegung der Fahrerbesetzung gemeinsam.

Sie betonen sehr oft, auch direkt nach dem Rennen am Sonntag, dass die WM schon viel früher entschieden worden wäre, wenn Lewis nicht für das, zugegeben tolle, Überholmanöver von Spa bestraft worden wäre. Wieso ist Ihnen das so wichtig?

Weil es die Wahrheit ist. "Viel früher" habe ich aber nicht gesagt, ein Rennen früher wäre Lewis so allerdings bereits Weltmeister gewesen.

Wie müsste die nächste Saison laufen, damit Sie am Ende noch zufriedener sein könnten als jetzt?

Mir reicht es völlig, wenn alle im Team - und damit auch ich - so zufrieden sind wie jetzt.

Sebastian Vettel hat am Sonntag durch sein Manöver wohl die Chance verspielt, irgendwann für Mercedes zu fahren…

Irgendwie scheinen Sie ganz anders zu denken als wir.

Interview: Filippo Cataldo

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