Lewis Hamilton ist (noch) keine Symbolfigur

Johannes Schnabl, Formel-1-Experte der AZ, über Lewis Hamiltons Engagement abseits der Formel 1.
von  Johannes Schnabl
Perfekt: Lewis Hamilton feiert in Istanbul seinen siebten WM-Titel.
Perfekt: Lewis Hamilton feiert in Istanbul seinen siebten WM-Titel. © Tolga Bozoglu/POOL EPA/AP/dpa

München - Ob Lewis Hamilton mit seinem siebten WM-Titel nun genauso gut ist wie Michael Schumacher oder besser, ob er sogar der Beste der Besten ist? Diese Fragen sind kaum zu beantworten. Zu unterschiedlich waren die Zeiten, die jeweiligen Umstände. Sicher ist: Lewis Hamilton ist ein verdammt guter Rennfahrer - aber eben auch nicht mehr.

Er ist kein Umwelt- und Klimaschützer, wie er es behauptet. Dafür disqualifiziert ihn schon allein sein Beruf. Von seinem Jetset-Leben samt Privatjachten - auch wenn er dies nun weniger öffentlich führt - ganz zu schweigen.

Und Hamilton ist auch nicht die Symbolfigur der Gleichberechtigung, als die ihn manche - und vor allem er sich selbst - schon sehen. "Der Versuch, die Bedingungen für Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern, gleiche Menschenrechte zu schaffen, ist für mich das Wichtigste", meinte der Abo-Weltmeister, der zu fast jedem Rennen dieser Saison, auf die Black-Lives-Matter-Bewegung aufmerksam machte und stets mit Botschaften auf T-Shirts und mit Social-Media-Posts für Aufmerksamkeit trommelt.

Doch wäre die Türkei nicht genau der richtige Ort gewesen, für Gleichberechtigung zu werben? In einem Land, in dem seit dem Putschversuch 2016 massiv die Menschenrechte beschnitten werden, wo Meinungs- und Pressefreiheit schwinden und das islamistische Denken unter Autokrat Recep Tayyip Erdogan wuchert wie ein Krebsgeschwür. Da schwieg Hamilton. Auf der Strecke ist der Brite derzeit unschlagbar. Als Symbolfigur ist aber noch viel Luft nach oben.

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