Letzte Runde für den kleinen Kannibalen
Sein Namen ist der prominenteste beim Sechstagerennen: Erik Zabel fährt noch einmal bei den Sixdays. Danach kommt er nur als Zuschauer zurück.
MÜNCHEN Es sind die letzten Runden, die Erik Zabel in München zurücklegen wird. Denn der Sprint-Superstar befindet sich auf Abschieds-Tournee. Sein neunter Aufritt bei den Münchner Sixdays (bis 11. November) ist definitiv sein letzter. Zabel sagt Servus.
„Weil meine innere Uhr mir das sagt“, meint Zabel. Am Montag soll Deutschlands Sportler des Jahres 2001 in München verabschiedet werden. „Wir haben uns etwas Großes ausgedacht, aber das soll eine Überraschung bleiben“, sagt Veranstalter Klaus Cyron.
Auf tiefe Emotionen wie bei Zabels Doping-Beichte, als er im Mai 2007 Krokodilstränen weinte, dürfen die Fans allerdings nicht hoffen. Denn in dieser schwierigen Zeit für den Radsport hält sich sein Abschiedsschmerz „in Grenzen“.
Beinahe wäre die Abschieds-Tournee des „Zabelhaften“ an München vorbei gefahren. „Wir mussten etwas aufs Geld achten“, sagte Rennleiter Sigi Renz, der wegen des Zuschauer-Desasters 2007 die Gagen der Fahrer kürzen musste. Was Cordula Zabel, die ihren Mann managt, nicht gefiel. „Wir haben uns schließlich auf einen sehr fairen Vertrag geeinigt“, sagt Renz.
Wenn heute Abend um 20 Uhr der Startschuss fällt, will der sechsmalige Gewinner des Grünen Tour-Trikots mit „Spaß und Genuss“ ums hölzerne Oval sausen. Doch das geht bei Zabel, den Renz einst ob seines (Über-)-Ehrgeizes „kleiner Kannibale“ taufte, freilich nicht ohne sportlichen Erfolg. „Ich möchte noch einmal aufs Podium fahren“, sagt Zabel. Nicht nur aufs Podium, sondern ganz nach oben fuhr er mit Leif Lampater, mit dem er auch in München startet, bei den Dortmunder Sixdays, die am Dienstag endeten.
Das Senioren-Duell zwischen Zabel und Alpen-Tornado Bruno Risi wird wieder mit Spannung erwartet. Sieben Aufeinandertreffen gab es bislang in München – mit Vorteil für den Schweizer: Vier Mal hatte Risi die Nase vorne, drei Mal Zabel. Nur 2006 starteten beide als Traumduo – und triumphierten.
„Erik ist ein großartiger Sportsmann“, schwärmt Renz. „Ein Zugpferd wie Zabel sehe ich nicht bei den Jungen. Ich hoffe nur, dass irgendwann mal wieder so ein Stern aufgeht.“ Ein Comeback wie bei Lance Armstrong schließt Zabel definitiv aus. Nach München will er „gerne wieder kommen, allerdings nur als Zuschauer“.
Joscha Thieringer
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