Letzte Olympia-Chance

Deutschlands Handballer spielen bei der EM ab Sonntag wohl nicht um Medaillen, sondern um die Qualifikation für London. Dabei wird es vor allem auf Pascal Hens ankommen, der die erste Partie zum Endspiel ausruft.
Thomas Becker |
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Deutschlands Handballer spielen bei der EM ab Sonntag wohl nicht um Medaillen, sondern um die Qualifikation für London. Dabei wird es vor allem auf Pascal Hens ankommen, der die erste Partie zum Endspiel ausruft.

Bob Hanning, der Lautsprecher der Liga, hatte natürlich die Lösung parat. Je eher man ausscheide, desto eher könne man den Umbruch einleiten, meinte der Manager von Bundesligist Füchse Berlin zum drohenden Olympia-Aus der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Nachdem die DHB-Frauen schon gescheitert sind, wären es die ersten olympischen Spiele ohne den weltgrößten Handballverband. „Das wäre für die Sportart überhaupt nicht gut“, sagt Martin Schwalb, Präsident des deutschen Meisters Hamburg. Die Liga klagt schon über Zuschauerrückgang. Ein Ausblick auf die am Sonntag in Serbien beginnende EM.

DER WEG NACH LONDON
Nach Platz zehn bei der EM 2010 in Österreich und Rang elf bei der WM 2011 in Schweden muss in Serbien die Chance auf die Olympia-Teilnahme gewahrt werden. Der Weg nach London ist kompliziert. Bereits qualifiziert: Weltmeister Frankreich. Vom 6. bis 8. April findet ein Olympia-Qualifikationsturnier mit folgenden Startern statt: Dänemark, Spanien, Schweden, Island, Kroatien und Ungarn. Bei der EM werden unter den restlichen neun Nationen noch zwei Plätze für dieses Qualifikationsturnier vergeben, an die beiden bestplatzierten Teams, die noch nicht auf anderem Weg qualifiziert sind. Der Europameister ist direkt dabei. Sollte es Frankreich sein, geht das Ticket an den Finalgegner.

DER TRAINER
So richtig kann man es sich noch nicht vorstellen, dass da nicht mehr Heiner Brand samt Schnauzbart an der Bank stehen wird. Nach 14 Jahren ist der Weltmeister-Coach beim DHB am 1. Juli auf den Managerposten gerutscht, hat Assistent Martin Heuberger das Ruder übergeben, der nun mit 47 Jahren noch zum Novizen wird. 23 Länderspiele hat er auf dem Buckel, als Kreisläufer, wie Brand, war neun Jahre Bundestrainer der Junioren, holte je zwei WM- (2009, 2011) und EM-Titel (2004, 2006), dazu WM- und EM-Silber. Mit dem Männer-Team steht er nicht nur gleich mit dem Rücken zur Wand, sondern auch voll in der Öffentlichkeit, was er nicht mag. „Ich brauche diesen ganzen Medienrummel nicht. Aber ich weiß, das gehört zum Geschäft, und man lernt ja auch. Mir ist ganz recht, wenn der Fokus noch auf Heiner liegt. Da habe ich meine Ruhe.“ Die dürfte bald vorbei sein. Vier von fünf Länderspiele unter seiner Regie gingen bislang verloren. Heuberger sagt: „Wir werden noch Mittel und Wege finden, wie wir erfolgreich sein können.“

DAS TEAM
Womit Hanning Recht hat: Es ist keine junge, zukunftsträchtige Truppe, die nach Serbien reist. Nur zwei Spieler sind jünger als 25. Das alte Problem der „stärksten Liga der Welt“: Stars aus dem Ausland blockieren dem deutschen Nachwuchs die wichtigen Positionen auf dem Feld. Vom Branchenführer THW Kiel stehen nur die Außenspieler Dominik Klein und Christian Sprenger im Aufgebot. Knapp wird es im Rückraum, vor allem auf der Spielmacherposition, wo Heuberger auf das lange verletzte Teilzeit-Genie Michael Kraus verzichtet, mit Michael Haaß und Martin Strobel aber nur mittelprächtige Alternativen hat. Kapitän Pascal Hens darf sich nicht verletzen, sonst könnten in der Offensive schnell die Lichter ausgehen. Hens klagt: „Wenn wir es nicht nach London schaffen sollten, wird mein Körper erstmal seine Ruhe brauchen.“ Zum Auftaktspiel am Sonntag gegen Tschechien (17.20 Uhr, ZDF) sagt er: „Nach einer Medaille zu schielen, wäre vermessen. Schon gegen Tschechien geht es um alles. Weiter sollten wir noch nicht denken.“ Danach geht es gegen Mazedonien und gegen Schweden. Dritter in der Vorrundengruppe muss das DHB-Team werden, um in die Hauptrunde einzuziehen. Dort sind die besten drei Teams der Gruppe A mit Serbien, Slowakei, Dänemark und Polen die nächsten Gegner.

DIE FAVORITEN
Deutschland gehört sicher nicht dazu. Um die Medaillen werden sich wohl die üblichen Verdächtigen streiten: Der viermalige Weltmeister Frankreich ist klarer Favorit bei den Buchmachern (1:2,1), vor Dänemark (1:5,5), Spanien (1:7) und Kroatien (1:8). Für einen deutschen Sieg gäbe es bei einem Euro Einsatz 21 Euro zurück.

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