Leise laufen!

Es dauert nicht lange, da hat meine Lehrerin genug gesehen. Und gehört sowieso. Das Trampeln, das laute Aufsetzen, die brachialen Schritte. „Zieh mal die Schuhe aus”, sagt sie, „und die Strümpfe am besten auch. Und lauf leise!” Also bewege ich mich barfuß übers Rollband, und sie hält das auf Video fest, damit es später alle sehen können: wie man nicht läuft. Der AZ-Sportchef als abschreckendes Beispiel.
Das „Elements” an der Donnersberger Brücke. Einmal im Monat macht Ingalena Heuck, 2010 Deutsche Meisterin im Halbmarathon, hier einen Laufkurs. Heute: Technik.
Technik? Im Tischtennis war mein Vorhand-Topspin eine Waffe, beim Tennis spiele ich die Rückhand nur Slice, im Schnee stellt sich der Innenski meist quer, am Steuer des Cinquecento nehme ich die Curbs gern mit. Aber Technik beim Laufen? Gibt’s doch gar nicht!
„Laufen kann jeder – denkt jeder”, sagt Heuck zur Begrüßung, „doch das ist ein folgenschwerer Irrtum.” Mal von der falschen Schuhwahl abgesehen, seien die Laufverletzungen meist Folge mangelhafter Technik, erklärt die frühere Spitzen-Leichtathletin – und nimmt mich ins Visier: „Du warst mal Fußballer!” Wieso? „Der breite Laufschritt!” Nicht der einzige Fehler. Ich lerne, wie fatal es ist, dass ich stets auf der Ferse lande. Und dass es beim Laufen auch auf die Arme ankommt: „Du schaufelst mit rechts.” Und das Knie hebe ich zu wenig, dafür trage ich den Kopf zu hoch. Fazit: Miserable Haltungsnoten.
„Jetzt probiere nochmal leise zu laufen”, sagt Ingalena Heuck. Und tatsächlich: Dadurch lande ich fast automatisch auf dem Ballen. „Mittelfuß-Stil” nennt Heuck es, der sei gesund und ökonomisch, und dann empfiehlt sie noch: „Schrittfrequenz erhöhen!"
Gegenüber vom Studio, auf dem Rainer-Werner-Faßbinder-Platz, geht’s ans Eingemachte: Skippings, Kniehebeläufe, Sprungläufe, Prellhüpfer, Einbein-Standübungen, Froschsprünge – alles unter Ingalenas Kommando und zur Belustigung des Freiheizhallen-Publikums. Doch Heuck hilft, das Gefühl für den Laufstil entwickelt sich, bei Temposteigerungsläufen achte ich jetzt konsequenter auf Füße, Arme, Knie – schließlich lenkt das auch von Atemnot ab.
Und daheim schleiche ich nur noch barfuß übers Parkett. Auf den Ballen, ganz leise. Mal sehen, wie lange ich brauche, 45 Jahre später, fürs zweite Mal: Laufen lernen ist spannend.
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