Leder-Ei und Lederhose: Tom Brady will nach München zurückkommen

Vor seinem Gastspiel mit den Tampa Bay Buccaneers in der Münchner Allianz Arena wird Football-Ikone Tom Brady landestypisch beschenkt. Und der 45-Jährige verspricht: "Ich komme definitiv zurück."
von  Matthias Kerber
"Ich hätte nie gedacht, dass ich in dem Alter noch spiele", sagt American-Football-Legende Tom Brady, der mit seinen 45 Jahren immer noch der Quarterback der Tampa Bay Buccaneers ist.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich in dem Alter noch spiele", sagt American-Football-Legende Tom Brady, der mit seinen 45 Jahren immer noch der Quarterback der Tampa Bay Buccaneers ist. © Dirk Shadd/dpa

München - Klischee, geliebtes Klischee, was würden wir nur ohne dich machen? Und so kam, es, wie es kommen musste, wenn eine prestigeträchtige Sport-Industrie den Trip aus dem Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, in dem das Klischee, dass man vom Tellerwäscher zum Millionär werden kann, weiter realitätsfern virulent ist, den Sprung über den Großen Teich nach Deutschland, nach München, der Heimat des Oktoberfestes, wagt.

Tom Brady bekommt in München eine Lederhosn geschenkt

Tom Brady, der als Quarterback seine Tampa Bay Buccaneers im Jahre 2021 in seiner ersten Saison mit dem Klub aus dem Sonnenstaat Florida gleich zum Super-Bowl-Triumph geführt hat, wurde in München eine Lederhosn mit dem Logo der Buccaneers auf dem einen Hosenbein und der deutschen Flagge und einem Football auf dem anderen als "landestypisches" Präsent überreicht.

Da entgleiste dem 45-jährigen Strahlemann, der so lange eine Glamour-Ehe mit dem Topmodel Giselle Bündchen geführt hat, für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge – und fast auch sein Zahnpasta-Lächeln. Doch Brady ist Medienprofi genug, um gute Miene zum bajuwarischen Klischee-Spiel zu machen.

Superstar und Strahlemann der NFL: Der siebenmalige Super-Bowl-Champion Tom Brady, Quarterback der Tampa Bay Buccaneers.
Superstar und Strahlemann der NFL: Der siebenmalige Super-Bowl-Champion Tom Brady, Quarterback der Tampa Bay Buccaneers. © Sven Hoppe/dpa

Er nahm die Lederhosn an, lächelte breit und legte die Devotionalie dann doch lieber recht schnell zur Seite, damit ja keiner auf die Idee kommen konnte, ihn dazu zu animieren, sich in die plakative Tracht stürzen zu müssen. "Wie würde das wohl aussehen, wenn ich die nach dem Spiel trage?", scherzte Brady lieber und hielt das Teil vor die Kameras.

Tom Brady zum ersten Gastspiel der NFL in München

Wie hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog, ein Niederbayer, 1998 so klischeehaft für den Freistaat formuliert: "Laptop und Lederhose". Ein Slogan, den sich dann der Ministerpräsident Edmund Stoiber entlieh, um die Zukunftsorientiertheit, aber auch das Traditionsbewusstsein der Bayern zu umschreiben. Nun, auf Brady und die NFL bezogen, die mit der Partie Tampa Bay gegen die Seattle Seahawks erstmals in ihrer Geschichte ein Gastspiel der regulären Saison auf deutschem Boden bestritten hat, müsste man es dem ovalen Spielgerät wohl entsprechend in Leder-Ei und Lederhose umformulieren.

Gut vermummt: Buccaneers-Quarterback Tom Brady bei seiner Ankunftam Münchner Flughafen.
Gut vermummt: Buccaneers-Quarterback Tom Brady bei seiner Ankunftam Münchner Flughafen. © Ulrich Gamel/dpa

In dieser Saison wurde Brady, der nach der vergangenen Spielzeit seine Football-Schuhe schon an den Nagel gehängt hatte, dann aber seinen (Un-)Ruhestand nach nur 40 Tagen zum Missfallen seiner Frau Gisele beendet und sich wieder in die American-Football-Arbeitskleidung geworfen hatte, die Lederhosn schon öfter ausgezogen, als ihm lieb sein konnte. Fünf Mal in den ersten neun Spielen schlich Brady als Verlierer vom Feld. Dabei sah er plötzlich öfters wie ein 45-Jähriger aus, der den richtigen Zeitpunkt für einen ehrenvollen Abgang verpasst hatte, als der Superstar, der im Jungbrunnen badet und alle Rekorde bricht, die man im Football eben so brechen kann. Doch bereut hat er sein Comeback trotzdem (angeblich) nicht.

"Ich bin fit und in guter Form, es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Ich hätte nie gedacht, dass ich in dem Alter noch spiele", sagte Brady, der es in seiner unglaublichen Karriere auf sieben Super-Bowl-Erfolge (sechs mit den New England Patriots, einen mit Tampa Bay) gebracht hat. "Ich bereue nichts. Ich wollte mich einfach weiter mit anderen messen – und ich liebe den Wettkampf."

Und da Brady eine Marke für sich ist und den Werbe-Auftrag, der NFL, die den deutschen Markt endgültig erobern will, um sich neue Absatzmärkte und damit zusätzliche Millionen zu sichern, die im (übersättigten) US-Markt nicht mehr zu generieren sind, verstanden hat, huldigte er den deutschen Fans schon vor dem Spiel. "Du wirst dich nicht an alle Spiele in deiner Karriere erinnern, aber an dieses wirst du dich erinnern. Das ganze Leben besteht aus Erinnerungen, das hier ist eine. Es ist mein erstes Mal in Deutschland. Ich komme definitiv zurück."

Mal sehen, ob das noch als Spieler sein wird . . .

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