Lauda: Strippenzieher mit Kappe
MÜNCHEN Die Kappe darf Niki Lauda behalten. Obwohl sie rot ist und er ja ab sofort für die Silbernen arbeitet. Lauda ist ab sofort ein Sternkämpfer, er ist Chef des neu geschaffenen Aufsichtsrates des Mercedes-Formel-1-Rennstalls und somit – offiziell – sogar der Chef von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und Teamboss Ross Brawn. Er soll helfen, die Silberpfeile endlich konkurrenzfähig zu machen. Und das, „ohne, dass wir viel mehr Geld ausgeben dürfen als bisher”, wie er sagte.
Lauda war drei Mal Weltmeister, er war Berater bei Ferrari und Teamchef bei Jaguar. Er gilt er als lebende Legende. Ein Lauda darf alles. Etwa für Mercedes arbeiten und einen Privatsponsor auf der Kappe haben. Oder Aufsichtsratschef bei den Stuttgartern sein und als „unabhängiger Experte” für RTL die Formel 1 bewerten, das wird der Österreicher nämlich weiter tun.
Lauda darf aber noch mehr: Etwa die Karriere Michael Schumachers beenden. Zumindest jene bei Mercedes. Laut „Bild” soll Lauda zwar nicht das Ende des Rekordmeisters bei den Silberpfeilen zum Saisonende beschlossen haben. Doch er war maßgeblich daran beteiligt, Lewis Hamilton von McLaren zu Mercedes zu locken. Und dieser Fahrerwechsel besiegelte das Ende Schumachers bei Mercedes. „Ich denke, Lewis ist der beste Fahrer der Welt”, sagte Lauda der BBC, „er ist unglaublich schnell und macht keine Kompromisse.” Die Stuttgarter hatten am Freitag bekannt gegeben, dass Schumachers Vertrag nicht verlängert wird. Gleichzeitig hatte das Team den Briten Hamilton als Nachfolger des 43-jährigen Kerpeners präsentiert.
Die Karriere Schumachers scheint Lauda am Ende zu sehen. „Ich bezweifle, dass er sich dauerhaft noch einmal mit den Besten, also Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Lewis Hamilton messen kann”, sagte er der „FAS” und fügte hinzu: „Irgendwann ist nun einmal alles vorbei”. Andererseits aber sagte Lauda auch: „Dass er zu alt ist, dass er zu schlecht sieht – diese Frechheiten will ich nicht kommentieren, das ist alles ein absoluter Schwachsinn”. Bei Mercedes sei Schumacher nur am Auto gescheitert, ein endgültiger Abschied Schumachers würde ein „Riesenloch in der Formel 1 verursachen”.
Möglicherweise macht Schumacher ja auch weiter. „Alles ist möglich”, sagte Schumachers Managerin Sabine Kehm der „BamS”, Schumacher „sitzt sicher nicht ohne Möglichkeiten da. Es ist nur im Augenblick noch viel zu früh, über konkrete Richtungen zu sprechen.” Die Chancen auf eine Fortsetzung der Karriere stünden bei 50:50. Peter Sauber, Besitzer des gleichnamigen Teams, jedenfalls würde Schumacher „sofort” nehmen. Auch Ferrari und Lotus könnten eine Option sein.
Nur dass Schumacher doch noch Teamchef bei Mercedes werden könnte, scheint derzeit ausgeschlossen – schließlich wäre sein Kritiker Lauda dann sein Chef.