"Lasst die Uhr zu Hause!"
Der erste Triathlon ist eine riesige Aufgabe. Hier erklärt die Expertin, wie Anfänger Probleme angehen – oder gleich vermeiden können
AZ: Frau Kujala, stellen Sie sich vor, es ist der Vorabend Ihres ersten Triathlons – und Sie sind furchtbar nervös. Was tun Sie dagegen?
WENKE KUJALA: Zuallererst sollte man sich bewusst machen, dass diese Nervosität überhaupt nichts Schlimmes ist, im Gegenteil! Sie zeigt doch nur, dass man etwas Besonderes vor hat, also sollte man das Gefühl auch genießen, sich im Kopf noch ein mal klar machen, was auf einen zukommt.
Wie werden die Minuten vor dem Start erträglich?
Das ist ganz unterschiedlich. Die einen quatschen gerne und holen sich so Ablenkung, andere machen sich ganz abgeschieden warm. Und wieder andere brauchen die Familie um sich herum. Hier sollte man genau auf sich hören!
Gerade die erste Disziplin, das Schwimmen, macht vielen angehenden Triathleten dann Probleme.
Deswegen ist es ganz wichtig, sich entsprechend seinen Fähigkeit zu positionieren, um nicht total in der Masse zu landen. Schwächere Schwimmer sollten sich am hinteren Ende des Feldes orientieren – und zudem ganz nach außen.
Was tun, wenn trotzdem Panik aufkommt?
Das Wichtigste ist, jetzt keinen falschen Ehrgeiz zu zeigen, sondern auf Brust oder Rücken zu wechseln und an den Rand der Strecke zu schwimmen. Die Endzeit spielt jetzt keine Rolle, nur die Sicherheit. Deshalb sollte man sich im Zweifelsfall auch nicht scheuen und an die Helfer der DLRG wenden.
Beim ersten Start macht eine Zielzeit also keinen Sinn?
Nein! Ich sage allen Anfängern: Lasst die Uhr zu Hause – und genießt es einfach! Überhaupt einen Triathlon zu schaffen, ist eine tolle Leistung. Die weiteren Ziele folgen dann später.
Nach überstandenem Schwimmen geht es in die Wechselzone. Und der Reißverschluss am Anzug klemmt.
Erstmal gilt: An- und ausziehen zu Hause so oft wie möglich üben! Wer dann immer noch Probleme hat, den Neoprenanzug auszuziehen, sollte einfach einen anderen Sportler fragen. Für gewöhnlich sind alle sehr hilfsbereit. Und noch ein Tipp: Vaseline auf die Gelenke und die engen Stellen an der Haut auftragen – das hilft beim Ausziehen!
Nehmen wir an, das Schwimmen hat problemlos geklappt, die ersten Kilometer auf dem Rad auch – und dann platzt ein Reifen!
Für solche Fälle sollte immer Werkzeug und ein Schlauch im Gepäck sein. Und auch hier gilt: keine Panik! Technische Defekte passieren nun mal. So einen Reifenwechsel sollte man deshalb vorher schon mal gemacht haben. Das dauert 10 Minuten.
Was tun, wenn dann am Ende beim Laufen die Beine so schwer werden, dass ein Weiterkommen unmöglich scheint?
Einfach mal ein Stück gehen, das ist keine Schande! Gerade auf der Volksdistanz muss eigentlich niemand beim Laufen aufgeben, da kämpft sich jeder noch durch. Vor allem, wenn man die Energie der Zuschauer aufsaugt, das zaubert ein Lächeln auf das Gesicht. Die letzten Meter ins Ziel würde ich dann unbedingt wieder laufen – um mit einem positiven Abschluss aus dem Rennen zu gehen!