Langer, Amigos und der Streit um den Ryder Cup

Zwei Klubs aus Bayern wollen den Zuschlag für 2018 – und Valleys Chef wittert Verschwörung
EICHENRIED Schon um acht Uhr in der Früh stand Bernhard Langer am Platz, ein gemütliches Training vor dem Auftakt heute. Langer lochte viel und lachte viel, so entspannt wirkte der Altmeister bei den BMW Open noch nie. Eichenried 2009, ein Turnier zum Genießen für den 51-Jährigen, der fast nur noch auf der US-Senioren-Tour spielt.
Die Erwartungen sind gering, längst hat ihn Martin Kaymer als bester Golfer des Landes abgelöst. So hat Langer nun neue Prioritäten. Wie die Bewerbung um den Ryder-Cup 2018, wofür er hier am Freitag als Präsident des deutschen Ryder-Cup-Komittees (RCD) seine eigene Pressekonferenz abhält. Doch schon zwei Tage davor war nun Schluss mit der Gemütlichkeit, denn jetzt kommt kräftiger Gegenwind. Aus dem Landkreis Miesbach. Michael Weichselgartner, Präsident vom Golfclub Valley, ist verärgert. Er wittert bei der Vergabe „Amigo-Geschäfte“.
Zum Hintergrund: Wenn 2018 Europa die USA zum Kontinental-Duell empfängt, steigt der Ryder Cup nicht wie sonst auf den britischen Inseln, sondern auf dem Festland. Bewerber sind Spanien, Portugal, Frankreich, Schweden, Holland und eben Deutschland. Im Oktober müssen die Nationen bei Europas Dachverband den Standort melden. In Deutschland buhlen sechs Golfanlagen um die Kandidatur: Bad Saarow (Brandenburg), Alveslohe (Schleswig-Holstein), Winsen (Niedersachsen), Hofgeismar (Hessen) und zwei bayerische Anlagen. Der Wittelsbacher Golfclub in Neuburg a.d. Donau und der neue GC Valley.
Um diese beiden Anlagen geht es beim Ärger von Weichselgartner. „Es ist kein fairer Ablauf", wetterte der Valley-Chef gestern im Gespräch mit der AZ, „die haben sich längst für Neuburg entschieden." Und warum? Wegen der, wie Weichselgartner sagt, Verflechtung von Langers Bruder Erwin, der einerseits im RCD-Beirat sitzt, andererseits mit den Wittelsbachern im Geschäft sei, um den Platz Ryder-Cup-tauglich umzubauen. Weichselgartner: „Das ist schon sehr stark Amigo. Und zudem ist der Florian Bruhns (RCD-Geschäftsführer, d. Red.) der beste Freund vom Thomas Himmel." Der ist der Architekt der neuen Golfanlage.
Vorwürfe aus Oberbayern, die Bruhns in Frankfurt erstaunten. „Die Aussagen halte ich für sehr unglücklich“, sagte Bruhns, als ihn die AZ damit konfrontierte. Eine Verbindung zu Himmel dementierte er nicht: „Dass man sich untereinander kennt, ist auf dem kleinen Golf-Markt nicht zu vermeiden, aber wir entscheiden doch nicht nach Beziehungen. Die Entscheidung ist völlig offen. Wichtig ist, dass der Ryder Cup überhaupt nach Deutschland kommt.“ Und deswegen wolle man mit dem aussichtsreichen Kandidaten antreten: „Alles andere wäre doch saudämlich."
Dass Weichselgartner seine neue 36-Loch-Anlage für die beste Anlage hält, um Stars wie Tiger Woods abschlagen zu sehen, steht außer Frage. „Mit Neuburg wären die Chancen gleich null“, sagt er. Tatsächlich wurde Valley in einer Studie des internationalen Beratungsunternehmens KPMG überwiegend positiv bewertet. So erfüllt der Platz die Ryder-Cup-Kriterien bei Bahnlänge, Zuschauerkapazität oder Verkehrsanbindung. Gegen Valley spricht laut Studie vor allem der Zeitpunkt. Denn der Ryder Cup ist immer Ende September, Anfang Oktober. Zur Wiesn-Zeit! Und so warnt die Studie auf Seite 15 vor Engpässen bei den Hotels in und um München: „Oktoberfest birgt mögliches Risiko.“
Ein Interessenskonflikt, zwischen Woods und Wiesn. Aber vielleicht geht beides, schließlich verbindet Golfprofis beim Spielen mit Münchens OB beim Anzapfen ein gemeinsamer Ehrgeiz. Mit möglichst wenig Schlägen ins Ziel. Ude mit zwei Schlägen beim Anstich? Der Wiesn-Birdie.