Kühnhackl über Funk (†70): "Ein Tölzer im Himmel"

Der 66-jährige Erich Kühnhackl ist Deutschlands Eishockeyspieler des vergangenen Jahrhunderts. Zusammen mit dem am Freitag verstorbenen Lorenz Funk gewann er mit Deutschland die Bronze-Medaille bei Olympia 1976.
AZ: Herr Kühnhackl, am Freitag ist Ihr alter Weggefährte, Eishockey-Ikone Lorenz Funk, nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Wie sehr hat Sie das persönlich mitgenommen?
ERICH KÜHNHACKL: Sehr! Allein wenn ich drüber reden muss, fällt mir das Atmen richtiggehend schwer. Ich habe einen guten Freund verloren.
Und Deutschland einen seiner größten Eishockeyspieler.
Darüber muss man gar kein Wort verlieren, er war ein Spieler, wie es nicht viele gibt und gab. Man ist ja in der heutigen Zeit sehr schnell dabei, einen hochzujubeln, ihn in den Starstatus zu erheben. Aber beim Lenz, da muss man einfach sagen: Er war ein Ausnahmespieler und – was mir noch wichtiger ist – ein Ausnahmemensch. Ich bin sehr traurig, aber eines ist ganz klar, der Lenz ist jetzt im Himmel und muss nicht mehr leiden. Ein Tölzer im Himmel.
Wann haben Sie ihn denn das letzte Mal gesehen?
Das war noch heuer. Ich habe ihn daheim auf einen Kaffee besucht, da war gerade die Schülermeisterschaft in Bad Tölz. Der Lenz hat ja nie gejammert, sich nie beklagt, das war einfach nicht in seiner DNA drin. Nicht als Spieler, aber auch nicht als Mensch. Aber man hat da dann doch schon gemerkt, dass ihm der Krebs zusetzt, dass er ihn mitnimmt. Er wollte eigentlich gar nicht zu dem Turnier mitgehen, ich musste ihn regelrecht überreden. Ich habe ihn dann mitgenommen, die Siegerehrung wollte er erst auch nicht vornehmen, aber auch da konnte ich ihn überreden. Das war ja das Größte für die Buam, dass der Lokalheld die Sieger ehrt. Aber es war da schon offensichtlich, dass er gelitten hat, dass es ihm einfach nicht mehr gut geht. Aber der Lenz hat dagegen angekämpft, so lange es eben möglich war. Und er war ein Kämpfer vor dem Herrn!
Was sind denn Ihre Erinnerungen an den Spieler Lorenz Funk?
Wir waren ja beide Mittelstürmer, haben also sehr oft gegeneinander gespielt. Und in all den Jahren, all den sportlichen Auseinandersetzungen, die wir über die Jahre geführt haben, hatten wir nie einen echten Streit. Wir Großen müssen ja auch zusammenhalten (lacht). Wir haben uns bekämpft, haben alles gegeben, haben uns dadurch auch gegenseitig besser gemacht. Aber unfaire Aktionen, das gab es bei ihm einfach nicht. Nie! Er war ein riesiges Vorbild, er hat dem deutschen Eishockey erst als Spieler, dann als Sportdirektor – etwa in Berlin – mehr gegeben als fast alle anderen. Das deutsche Eishockey wäre ohne ihn unstrittig anders.
Zusammen mit Funk haben Sie auch einen der größten Erfolge des deutschen Eishockeys gefeiert – die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck.
Solche Momente schweißen extrem zusammen. Wir haben die Bronzene auch entsprechend gefeiert, das konnte der Lenz auch sehr gut. Ja, ich vermisse ihn sehr, ich habe gerade erst sehr lange mit meinem Nachbarn drüber geredet. Das geht einem schon sehr nahe, dass er jetzt schon von uns gegangen ist. Den Eishockeysport hat er so dermaßen geliebt und das Eishockey ist auf jeden Fall ärmer ohne ihn.
Freunde haben über Funk gerne im Spaß gesagt, er habe das Eishockey so geliebt, er trüge einen Puck im Herzen.
Das passt gut. Ich kann Ihnen versichern: Es war ein sehr, sehr gutes Herz. So eines gibt’s ned oft. Groß und liebevoll. Servus, Lenz, es war mir eine wahre Ehre.