Kriegt Schumi noch die Kurve?
Nach dem bitteren Saisonstart kommen Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit des Stars auf. Doch Ex-Formel-1-Star Gerhard Berger und sein Erzrivale Fernando Alonso glauben weiter an den Mercedes-Star.
SHANGHAI Für Oliver Kahn ist die Sache klar: „Du musst lernen loszulassen“, sagt die Torwart-Legende, „ich bin froh, dass ich den Weg nach draußen gefunden habe. Deshalb finde ich auch den Weg von Michael Schumacher problematisch, sich das alles noch einmal anzutun.“
Doch an einen Rücktritt von seiner Rückkehr denkt Michael Schumacher auch nach seinem Fehlstart in die Saison, bei dem er einmal Sechster, einmal Zehnter wurde und einmal ausfiel, allen Anschein nach sicher nicht. Vor dem vierten Saisonrennen in Shanghai am Sonntag (9 Uhr, RTL und sky live) gibt sich Schumacher – vielleicht einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten, der noch ehrgeiziger ist als Kahn – kämpferisch. „Die Lust am Wettkampf hat mich voll gepackt“, sagt er, „man kann nur schrittweise vorangehen, und ich bin da sehr zuversichtlich.“
Er tut gut daran, so zu denken. Meint etwa Gerhard Berger, anders als Kahn nicht fachfremd in der Formel 1. Der Tiroler, der 1997 ausstieg und sich danach nie wieder hinters Lenkrad eines Formel-1-Boliden setzte, versteht die Debatte um Schumachers Konkurrenzfähigkeit nicht. „Schumacher macht bis jetzt einen Super-Job, gerade weil er auf Nicos (sein Teamkollege Rosberg, d. Red.) Niveau fährt oder von ihm nur knapp geschlagen wird. Und weil Michael sich bisher stetig steigert. Er hat noch einiges an Potenzial und wird noch zulegen. Das weiß er auch“, sagt Berger der AZ. Rosberg fahre derzeit „gigantisch“: „Wenn man Michael an ihm misst, muss man dazu sagen: Rosberg ist der stärkste Teamkollege, den Michael je hatte. Er ist auch klar besser als dessen frühere Ferrari-Kollegen Eddie Irvine und Rubens Barrichello. Dazu ist Nico jung, intelligent, top trainiert, steht voll im Saft und ist hoch konzentriert. Natürlich ist es eine Riesenaufgabe, diesen Jungen zu schlagen.“
Berger glaubt, dass Schumacher Rosberg im Laufe der Saison schlagen kann. „Michael wird immer besser, das Auto auch. Bald kommt der Tag, an dem alles zusammen fließt“, sagt er. Das sieht auch Silberpfeil-Teamchef Ross Brawn so. „Er ist nach drei Jahren Formel-1-Pause noch dabei, wieder Fuß zu fassen. Aber es ist ziemlich klar, dass er mit jedem Rennen stärker wird“, sagte Brawn.
Der Zweikampf zwischen Rosberg und Schumacher um die Nummer 1 bei Mercedes werde spannend: „Ich denke, es wird ein faszinierender Kampf zwischen ihnen“, glaubt Brawn, der auch den WM-Titel noch nicht abgeschrieben zu haben scheint. „Michael und Nico werden gute Ergebnisse erzielen, sobald wir ihnen ein Auto geben, dass ihren Talenten entspricht. Dann werden sie ganz vorne mitfahren können“, hofft der Brite.
Auch Fernando Alonso, der Schumacher 2005 und 2006 den WM-Titel wegschnappte und jetzt bei Ferrari fährt, glaubt, dass der Kerpener die Kurve noch kriegt. „Die Saison ist lang, und ich gehe ernsthaft davon aus, dass Michael schon in diesem Jahr ein ernstzunehmender Konkurrent um den Titel werden wird“, sagte Alonso in „Sport Bild“.
Berger ist sich da, bei aller Wertschätzung für Schumacher, nicht so sicher. Im Kampf um den Titel scheint er den 41-Jährigen aber schon abgeschrieben zu haben. „Ob es gegen Sebastian Vettel reicht, ist eine ganz andere Frage. Die fliegen ja förmlich. Vettel ist der Titel eh nicht zu nehmen, wenn da nichts Grundlegendes schief geht“, glaubt Berger.
P. Hesseler, F. Cataldo