Krieg um das Riesch-Buch

Deutschlands Ski-Stars zerstreiten sich wegen der Autobiographie: Höfl-Riesch kontert süffisant, Wasmeier erneuert die Kritik, und auch die Neureuthers sind verwundert.
von  Florian Bogner
Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch bei der Vorstellung ihrer Autobiographie "Geradeaus" im Oktober 2012.
Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch bei der Vorstellung ihrer Autobiographie "Geradeaus" im Oktober 2012. © dpa

Deutschlands Ski-Stars zerstreiten sich wegen der Autobiographie: Maria Höfl-Riesch kontert süffisant, Markus Wasmeier erneuert seine Kritik, und auch die Neureuthers sind verwundert: "Musste das sein?"

München - Schnell ist sie ja, das hat Maria Höfl-Riesch ein ums andere mal bewiesen. Auf der Piste und überhaupt. Und auch schlagfertig. Jedenfalls reagierte Deutschlands beste Skifahrerin prompt – auf die bissige Kritik, die Abfahrts-Legende Markus Wasmeier in der "Welt" vorgelegt hatte.

"Wer schon beim Bilden deutscher Sätze Probleme hat, der hat natürlich auch Probleme mit einem Buch", sagte Höfl-Riesch zur Schelte des Olympiasiegers, der Marias Buch, im Oktober unter dem Titel "Geradeaus" erschienen, hart kritisiert hatte (AZ berichtete). Ein Skikrieg – in vollem Gange.

Wasmeier meinte im Interview unter anderem, Riesch habe sich mit der Aussage, der Ski-Weltcup sei ein Pornozirkus, in selbigem "nur Feinde geschaffen". Das Vorhaben, mit dem Buch dem Vorwurf entgegenzutreten, sie sei von ihrem Ehemann und Berater Marcus Höfl "fremdgesteuert", bezeichnete er als "die dümmste Entscheidung, die sie treffen konnte".

Riesch bemerkte am Sonntagabend, dass sich Wasmeier damit aktiv am Verkauf der Biographie beteiligt habe ("Danke für die Werbung!"). Wasmeier aber fühlt sich bestätigt. "Ich habe auf das Interview nur positive Reaktionen erhalten, viele sind auf meiner Seite. Es ist halt leider so, wie ich's gesagt habe", meinte der Schlierseer am Montag zur AZ.

Über die hämische Bemerkung, er könne keine deutschen Sätze bilden, sagte der 49-Jährige: "Vom Inhalt her ist meine Meinung im Interview genau wieder gegeben: Ich finde dieses Buch unnötig." Er könne nicht verstehen, wieso Höfl-Riesch "auf anderen rumhackt und Sachen erzählt, die nicht stimmen, nur um ein Buch zu verkaufen".

Mit ihrer Aussage, der Weltcup sein ein Hort zahlreicher amoröser Abenteuer zwischen Rennfahrern, Rennfahrerinnen und Serviceleuten, würde sie meilenweit daneben legen – und habe die Konsequenzen unterschätzt. "Das ist doch die unterste Schublade überhaupt", echauffierte sich Wasmeier: "Man muss sich nur mal vorstellen, was die Serviceleute zuhause von ihren Frauen zu hören bekommen haben. Da geht's doch um Familien!"

Höfl-Riesch dürfte sich nun nicht darüber beschweren, dass sie geschnitten werde: "Das schönste ist doch, dieser Familie zugehörig zu sein und engste Freundschaften zu schließen, die ein Leben lang halten. Aber mit diesen Aussagen hat sie leider jeden getroffen."

Christian Neureuther, Vater des Weltcupfahrers Felix Neureuther und Ehemann von Rosi Mittermaier, sieht das ähnlich. Er wolle sich nicht in den Streit zwischen Höfl–Riesch und Wasmeier einmischen, sagte er der AZ.

"Aber ich habe mich schon darüber gewundert, dass sie darin auch über unseren Sohn Felix schreibt. Es ist ein Grundprinzip, nichts Negatives über Freunde zu schreiben", sagte der Ex-Skirennläufer: "Details über andere aus dem engsten Umfeld packe ich nicht in ein Buch. Erst Recht, wenn's nicht stimmt. Mit Kritik haben wir kein Problem, aber wenn's persönlich wird, finde ich es unfair. Dass sie den jugendlichen Felix als Mobber hingestellt hat, ist grotesk", ärgerte sich Papa Neureuther.

Dass Höfl-Riesch ein Buch geschrieben habe, sei grundsätzlich ja legitim – auch das Ehepaar Neureuther hat schon Bücher herausgegeben. "Aber es gibt Grundwerte der Moral: einer davon besagt, dass man das eigene Umfeld, aus dem man kommt, nicht beschmutzt oder gar als Pornozirkus bezeichnet", meinte Neureuther senior.

Vor einem Jahr hatte das Paar selbst ein Buch mit dem Titel "Fröhlich bin Ich sowieso" herausgegeben.

Das positive Gegenbeispiel, wie Neureuther findet: "Ein Ghostwriter sollte dieses Buch schreiben. Es gab viele Sitzungen, doch als das Buch fertig war, haben wir es gestoppt. Wir haben dann das Buch gemeinsam geschrieben, viel gelacht und diskutiert – um nicht zu sagen, gestritten! Jetzt sind wir stolz, wir bekommen nur positive Reaktionen."

Höfl-Riesch drücken sie dennoch weiter die Daumen. "Wir kennen sie ja von klein auf – deshalb haben uns diese Passagen in ihrem Buch so betroffen gemacht. Musste das sein? Trotzdem: Wir freuen uns über jeden Erfolg des deutschen Skiteams, da gehört Maria dazu."

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