"Krieg' den Hintern hoch, mein Lieber"

Wie Freundin Sara Foster Tommy Haas motiviert - und wer noch verantwortlich ist für das sensationelle Comeback des Tennis-Senioren.
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Ihren Tommy immer im Blick: Haas-Freundin Sara Foster.
AP Ihren Tommy immer im Blick: Haas-Freundin Sara Foster.

LONDON - Wie Freundin Sara Foster Tommy Haas motiviert - und wer noch verantwortlich ist für das sensationelle Comeback des Tennis-Senioren.

Ob sie nun zwei Tage lang dem Gefühlschaos eines scheinbar ewigen Marathonmatches im All England Club ausgesetzt sind, wie am Freitag und Samstag im Duell von Tommy Haas gegen Marin Cilic, oder ob sie einen entspannten Nachmittag wie im Achtelfinal-Duell ihres „Chefs“ gegen Igor Andrejew verleben: Die Drei von der Spielertribüne, Lebensgefährtin Sara Foster, Fitmacher Alex Stober und Trainer Thomas Hogstedt, gehören wie selbstverständlich ins Erfolgs-Bild von Wimbledon. Ins Bild des altersreifen Tommy Haas, der sein privates Glück und die richtigen sportlichen Begleiter gefunden hat. „Ich fühle mich so wohl wie noch im Tennis“, sagt der stolze deutsche Gladiator, der am Mittwoch in der Runde der letzten Acht gegen Novak Djokovic antritt. Jener Tommy Haas, der mit seinen 31 Jahren endlich, endlich mit sich selbst und der Welt des Wanderzirkus im Reinen ist: „Das Puzzle passt zusammen.“

Seine Verlobte Sara Foster, Schauspielerin und Ex-Model, entpuppt sich im Herbst von Haas´ Karriere als ruhende Kraft und gleichzeitig als „Motivations-Kanone“, wie der gebürtige Hamburger lächelnd sagt: „Wenn ich mal keine Lust habe, auf den Trainingsplazu zu gehen, dann gibt es schon mal einen bösen Kommentar: Krieg´ den Hintern hoch, mein Lieber.“ Nie sei er so glücklich gewesen wie mit seiner jetzigen Partnerin, so Haas: „Sie ist die Liebe meines Lebens. Ich kann mir keine glücklichere Zeit vorstellen als mit ihr zusammen.“ Trainer Hogstedt schätzt die 27-jährige Amerikanerin, die einst für MTV moderierte und dann ins Filmgeschäft wechselte, ebenfalls sehr: „Sie ist sehr direkt, sehr offen und sehr klar in ihren Ansichten“, sagt der Schwede, „und sie ist nicht diese typische Spielerfrau. Sie hat ihre eigenen Erfolge, ihr eigenes Arbeitsleben.“

Der Münchner Alex Stober, der erst in diesem Frühling zum Team Haas stieß, gilt als einer der fähigsten Fitmacher der Tennisbranche. Fast wundert es, dass der Altmeister nicht schon früher bei seiner ziemlich langen Suche nach einem Physiotherapeuten auf Stober stieß, den Mann mit den heilenden Händen. „Es ist eine so große Hilfe, einen Topburschen an deiner Seite zu haben wie Alex“, sagt Haas, der gerade in Wimbledon von der Expertise des knetenden Bayern profitierte, allein schon wegen des persönlich höchst turbulenten Spielplans. Zwei Matches, die über zwei Tage gingen, verschafften dem ältesten Spieler im Turnier bisher erst drei wirklich freie Tage.

"Bleibt Haas fit, sehen wir ihn wieder in den Top Ten"

Stober gehörte früher zum Trupp von ATP-Physiotherapeuten, die in einer Saison schon mal über 40 Wochen um die Welt reisen. Seinen bisher prominentesten Job hatte Stober beim siebenmaligen Wimbledon-Champion Pete Sampras, der ihn wegen seiner erstklassigen Dienste bei Tourwettbewerben als persönlichen Helfer engagierte. Als Sampras aufhörte, war auch Stober des Reisens überdrüssig und arbeitete nach einem kurzen Intermezzo mit Rainer Schüttler überwiegend in seiner Münchner Praxis. Bis Haas ihn im April fragte: „Gehst Du mit auf die Tour?“ Und Stober einschlug ins Angebot.

Der Dritte im Bunde ist Coach Thomas Hogstedt. Er und Haas sind ein recht merkwürdiges Pärchen, aber Gegensätze ziehen ja bekanntlich an. „Ich bin ein stoischer Typ. Ich muss auch ruhig bleiben, wenn es bei Tommy brennt“, sagt der stille Zeitgenosse, der schon zum zweiten Mal in den Diensten des Tourveteranen steht. Hogstedt ist ein Schwede, wie er im Bilderbuch steht: Ein Mann der wenigen Worte, ein besonnener Stratege, ein Typ, der auf der Tribüne keine Faxen macht – schon gar nicht, wenn er unten auf dem Platz einen Profi wie Haas betreut.

Dessen Gefühlsausbrüche - und gelegentliche Beschimpfungen auch der Entourage - nimmt Hogstedt ungerührt hin: „Das passiert in der Hitze des Gefechts und ist vergessen nach dem Spiel. Nur Beleidigungen dulde ich nicht, da hört der Spaß auf.“ Hogstedt sei ein „Arbeiter, der an jedem Detail feilt“, sagt Haas über den Skandinavier, der einst schon Magnus Norman und auch Nicolas Kiefer in die Top Ten führte.

Genau wie bei Kiefer schaffte es Hogstedt bei Haas, einem grübelnden, von sich selbst nicht mehr überzeugten Spieler neue Zuversicht zu geben, neue Freude und neuen Ehrgeiz. „Vor ein paar Wochen war er nicht mal in der Lage, überhaupt ein Turnier zu spielen – und er war total verunsichert“, sagt der 45-jährige, „aber als er in Deutschland zu trainieren begann für die Sandplatzsaison, da hat er sich plötzlich mit wahnsinnigem Ehrgeiz in die Sache reingehauen.“ Bleibe Haas in den nächsten Monaten fit, so Hogstedt, „dann sehen wir ihn wieder in den Top Ten.“ Auch dies hat der Schwede seinem Chef ja eingeimpft: Den verpaßten Chancen nachzutrauern, „bringt nichts außer Magenschmerzen.“ Gelassen könne Haas nach vorne schauen, zu noch „vielen guten Jahren im Tennis“.

Jörg Allmeroth

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