Krawatten-Affäre in Riem
Der Riemer Rennverein-Präsident Norbert Poth verweigert Pferdebesitzern den Zutritt zum VIP-Bereich – die drohen nun mit Abschied.
Begrüßungsreden halten, Geschenke entgegennehmen, Preise übergeben, immer wieder Hände schütteln: Der aufreibende Renn-Sonntag in Riem mit den Ehrengästen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Norbert Poth Nerven gekostet, der Präsident des Rennvereins gönnte sich am Montag einen Ruhetag.
Die Anstrengungen haben sich zumindest finanziell gelohnt: Die Sponsoren gingen zufrieden und mit dem Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen. „Es war eigentlich ein richtig schöner Renntag“, findet Riems Generalsekretär Rudolf Oster.
Eigentlich. Denn während die Araber in den noblen oberen Etagen des Klubhauses schlemmten, wurden einigen Münchner Pferdebesitzern von Präsident Poth brüsk der Zutritt zum VIP-Bereich verwehrt – wegen Verstoßes gegen den Dresscode. „Ich bin stinksauer! Herr Poth hat mich vor meiner Familie und meinen Freunden angefahren und in den Aufzug zurückgedrängt“, sagt Patrick Bertermann, Eigentümer des Rennstalls Eivissa. „Klar, ich habe keine Krawatte an, aber wir laufen hier ja nicht rum wie Penner. Sogar beim Derby in Hamburg bin ich so auf der Bahn gewesen.“ Auch der abgewiesene Pferdebesitzer Philip Brunner kann Poths Auftritt nicht nachvollziehen: „Das war echt unverschämt. So kann man mit den Leuten, die den Rennverein übers ganze Jahr finanzieren, nicht umgehen.“
Präsident Poth, der sich seit seinem Amtsantritt im April 2010 in Riem nicht nur Freunde gemacht hat, versteht die Aufregung nicht: „In der Einladung gab's einen Hinweis auf den Dresscode, daran gibt es nichts zu rütteln. Mit Turnschuhen kommt oben niemand rein.“ Doch Bertermann behauptet: „Ich habe nie eine Einladung erhalten, sonst hätte ich doch darauf reagiert. Am schlimmsten war aber die Art, wie ich abgewiesen wurde. Herr Poth hat mich quasi samt Anhang rausgeschmissen. Falls er sich nicht schleunigst bei mir entschuldigt, ziehe ich meine 15 Pferde aus Riem ab und kündige meine Mitgliedschaft im Rennverein. Ich fühle mich hier nicht ernst genommen.“ Eine unangenehme Drohung, die den Rennverein teuer zu stehen kommen könnte, schließlich erhält Riem fast 2000 Euro im Jahr pro Pferd.
Noch härter wären die Konsequenzen für Michael Figge, der Bertermanns Pferde trainiert: „Ich bin zu Herrn Poth gegangen und habe ihm gesagt: ,Herr Poth, Sie bedrohen meine Existenz.’ Da hat er mir geantwortet, dass ihm das egal ist. Das muss man sich mal vorstellen!“
Selbst dem Generalsekretär ist Poths Verhalten nicht ganz geheuer. „Wenn das wirklich so war, wie mir berichtet wurde, war die Aktion wohl eher unglücklich“, sagt Oster. „Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten, aber er konnte keinen Fehler bei sich erkennen. Aber man sollte auch beachten, dass er an diesem Tag sehr unter Stress stand.“
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