Krasniqi: "Mein Boxer-Herz, das schlägst du nicht so leicht!"
Der Münchner Krasniqi kämpft um den WM-Titel: Warum er seinen Gegner nicht als Champion respektiert, wieso er den Ring mit einem Lächeln betritt.
AZ: Herr Krasniqi, am Samstag wird Ihr großer Traum wahr, Sie boxen in London gegen Weltmeister Nathan Cleverly um die WM, das hätten Sie sich sicher auch kaum vorstellen können, als Sie vor acht Jahren in München Ihre Karriere begannen...
ROBIN HAXHI KRASNIQI: Wirklich nicht! WM, klar, das war ein Ziel, ein Traum, aber es war so irreal, allein daran zu denken. Jetzt ist es plötzlich so weit. Es hat sich alles gelohnt. All der Schweiß, all die Schmerzen, die permanenten Entbehrungen. Boxen ist so ein harter Sport und der Weg, den ich gegangen bin, war so hart. Ich bin sicher, Boxer zu werden, ist so schwer, dass kein Mensch in der Lage wäre, dies zwei Mal in seinem Leben zu schaffen.
Cleverly hält nicht viel von Ihnen. Sein Promoter Frank Warren bezeichnete Sie als „Schmerz im Hintern – unangenehm und unnötig”.
Was der Promoter sagt, ist lächerlich und werde ich nicht kommentieren. Sie haben den Kampf drei Mal verschoben. Ich habe keine Ahnung, ob die Verletzungen und Erkrankungen vorgetäuscht waren. Aber Cleverly hat einen Fehler gemacht. In dem Jahr, das ich warten musste, bin ich nur besser geworden. Ich werde am Samstag den Ring mit einem Lächeln betreten, denn ich weiß, ich habe alles Menschenmögliche getan, um den Titel zu holen. Cleverlys ganzes Team ist extrem provokant. Er selber redet viel zu viel. Ich mag keine Sprücheklopfer. Für mich ist er kein Weltmeister. Er hat seinen Titel geschenkt bekommen, weil Jürgen Brähmer Ärger mit seinem Promoter hatte und deswegen nicht angetreten ist. Ich kann ihn als Champion nicht respektieren.
Dafür redet Cleverly selbst nur von den großen Zahltagen, die auf ihn warten, sobald er Sie besiegt hat. Er träumt vom Kampf gegen Box-Legende Bernard Hopkins, der mit 48 Jahren erneut Weltmeister würde.
Wenn ich das höre, kann ich nur lachen, Hopkins ist eine Legende, Cleverly sollte lieber nicht über ihn reden. Er muss erst mal mit mir fertig werden – und einen Gegner wie mich hat er noch nie getroffen. Ich bin vielleicht nicht der beste Boxer, aber meinen Willen, mein Boxerherz, das schlägst du nicht so leicht.
Sie haben Ihre Karriere in München in der Boxfabrik von Roland Suttner begonnen, haben zwei Ihrer ersten drei Kämpfe verloren – und nun der WM-Kampf...
Im Nachhinein ging es am Anfang zu schnell. Ich bin ja gleich Profi geworden, hatte keine Amateurkarriere. Ich war noch nicht bereit, daher die Niederlagen. Aber sie waren gut für mich. Sie haben mir im Herzen weh getan, ich habe sie tief in meiner Seele gespürt. In dem Moment habe ich mir geschworen, in jedem Training 100 Prozent zu geben, denn ich wollte nie wieder das Gefühl der Niederlage erleben. Ich habe mir selbst versprochen, immer alles zu geben, oder mit dem Boxen aufzuhören. Ich habe meine Karriere sogar über meine Freunde, meine Familie gestellt. Ich war seit fast Monaten nicht mehr daheim in München, aber das ist es mir wert. Es klingt klischeehaft, aber Boxen ist mein Leben.
Haben Sie noch Kontakt zu Suttner?
Nein, aber ich werde ihm mein Leben lang dafür dankbar sein, dass ich bei ihm die ersten Karriere Schritte machen durfte. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Aber irgendwann habe ich gesehen, dass ich das Talent habe, dass ich den Willen habe, dass ich – wenn ich die richtigen Trainer um mich habe – es ganz nach oben schaffen kann. Mir war es nicht genug, nur bayerischer Meister zu sein. Immer nur Bierzelte, immer nur gegen Taxifahrer anzutreten. Deswegen musste ich Suttner und München verlassen.
Wie kommen Ihre Eltern inzwischen damit zu recht, dass Sie nach Ihrem Wechsel zum Boxstall SES nach Magdeburg Ihren Namen von Haxhi in Robin änderten?
Am Anfang waren sie nicht so begeistert, aber sie verstehen, dass Robin mein Künstlername ist und der es mir für eine internationale Karriere leichter macht. Schon zu Schulzeiten in München habe ich ja schon gelegentlich den Namen Robin als zweiten Namen benutzt, weil der Name Haxhi für viele schwer auszusprechen war. Meine Eltern unterstützen mich ganz und gar. Als Robin und als Haxhi.
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