Kralle, das silberne Gesamtkunstwerk

Christoph Stephan wird Zweiter bei der Biathlon-WM. Der Ex-Freund von Amelie Kober denkt an seinen toten Vater.
von  Abendzeitung
Ein lustiger Bursche: Biathlon-Ass Christoph Stephan.
Ein lustiger Bursche: Biathlon-Ass Christoph Stephan. © GES/Augenklick

Christoph Stephan wird Zweiter bei der Biathlon-WM. Der Ex-Freund von Amelie Kober denkt an seinen toten Vater.

Auf einem Siegerpodest stehen meistens lachende Menschen. Sie schauen in die Kamera, lachen und beißen für die Fotografen auf die Medaille. Christoph Stephan biss sich nach seinem WM-Silber am Dienstag nur auf die Zunge und zog seltsame Grimassen. Aber der 23-Jährige ist auch eher unkonventionell. Der Biathlet und Ex-Freund von Snowboarderin Amelie Kober, der in einem der wenigen ernsten Momente dann die Medaille seinem toten Vater widmete.

Als Stephan im Januar in Antholz sein erstes Weltcuprennen gewann, sagte er: „Das war 3000 Mal besser als Sex.“ Darauf nun angesprochen, sagte er: „Heute war’s wohl nur 2000 Mal besser.“ Nachdem er über 20 Kilometer Silber geholt hatte, knapp hinter Ole-Einar Björndalen, der seinen 13. WM-Titel feierte.

Dabei wäre Stephan, der tätowierte Rockmusik-Fan beinahe gar nicht gelaufen. „Eigentlich wollte ich ihn gar nicht aufstellen“, sagte Bundestrainer Frank Ullrich, „aber im Training habe ich dann das gewisse Knistern gespürt.“ Die beiden verstehen sich.

Weil Stephan nach Jahren der Lässigkeit erkannt hat, dass er sich quälen muss „Wenn ich nicht immer alles zu 100 Prozent machen wollte, bräuchte ich ja gar nicht erst anzufangen“, sagte Stephan, „der Uller will das Perfekte, genau wie ich.“

Aber auch bei Schicksalsschlägen gibt es eine Verbindung. Als Ullrich 24 war, starb seine erste Frau an Krebs. Christoph Stephan verlor im vergangenen Jahr seinen Vater. „Vor zwei Jahren bei der Junioren-WM war er noch dabei, diese Medaille widme ich ihm“, sagte er und sprach dann wieder über lustigere Dinge. Etwa, dass er sich als „Gesamtkunstwerk“ sehe. Auf die Nachfrage, was dazu beitrage, meinte er: „Ich, meine Playstation 3 und meine Musik.“ Vielleicht kommt da auch noch eine Partnerin dazu. „Angebote gibt es noch nicht“, sagte er, „ich hätte Gold machen müssen, das wäre besser gewesen.“

Eine bekannte Freundin hatte er ja schon einmal, Amelie Kober, Vize-Olympiasiegerin im Snowboard. Doch die beiden trennten sich, haben heute keinen Kontakt mehr, Kober ist nun mit dem österreichischen Snowboarder Andi Promegger (28) liiert.

Stephans private Zukunft ist offen, die sportliche zumindest lässt hoffen, dass er einmal so erfolgreich wird wie etwa Michael Greis, der auch gestern schwächelte und nur auf Platz 19 kam. So meinte der Uller zur Kralle noch: „Christoph wird uns noch viel Freude bereiten.“ Und sicher auch manch groteske Grimasse. fk

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