Kohlschreiber: „Ein paar Prozent fehlen“

Philipp Kohlschreiber kämpft tapfer – und verliert dennoch bei den Australian Open gegen Favorit Rafael Nadal: „Ein paar Prozent haben gefehlt, es war haarscharf."
MELBOURNE Die Geschichte zweier tüchtiger Bayern, die beim Grand Slam-Kampf in Melbourne die Tenniswelt auf den Kopf stellen, musste nicht geschrieben werden an diesem drückend schwülen Sommerfreitag am Yarra River. Doch in der Nebenrolle des Außenseiters gaben Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer gleichwohl ein vorzügliches Bild ab, zwei deutsche Tennis-Botschafter, die auf der Hauptbühne der Australian Open für dramatische, spektakuläre Momente gegen hochgehandelte Titelkandidaten sorgten.
Nur die kühle Entschlossenheit, die Stars vom Schlage eines Rafael Nadal und Juan Martin del Potro bei den „Big Points“ auszeichnet, fehlte dem Duo aus dem Oberhachinger Trainingsstützpunkt schließlich zu einem echten Knalleffekt. „Chancen so auszulassen, ist gegen einen wie Nadal tödlich“, sagte Kohlschreiber nach seiner 4:6, 2:6, 6:2, 5:7-Niederlage gegen Titelverteidiger Nadal. „Ein paar Prozent haben gefehlt, es war haarscharf. Aber was kann ich mir für die ganze Anerkennung kaufen. Ich bin ausgeschieden, und das ist ärgerlich nach so einem Match", meinte der Verlierer hinterher grimmig. „Ganz, ganz eng“ sei es zugegangen, befand Nadal, „ich musste extrem hart kämpfen. Aber ich war auf diese Gegenwehr gefasst, Philipp ist ein gefährlicher Bursche.“
Auch Argentiniens neuer Tennis-Titan del Potro wankte und wackelte gegen den in die internationale Spitze zurückgekehrten Mayer, doch mit letzter Mühe rettete sich der US Open-Gewinner mit 6:3, 0:6, 6:4 und 7:5 ins Achtelfinalziel. „Wenn ich auf diesem Level weiter mache, ist mir um die Zukunft nicht bange“, sagte Mayer, „das war mein bestes Spiel seit drei Jahren.“ Seine Gefühlswelt war „durcheinander". Mayer: „Einerseits bin ich stolz, wie ich mich hier verkauft habe. Aber ich weiß auch, dass mehr drin war.“
Jörg Allmeroth