Kohlschreiber: Die Niederlage macht Hoffnung
DÜSSELDORF - Die deutschen Tennis-Asse verloren das Finale des World Team Cups gegen Serbien 1:2. Warum Philipp Kohlschreiber dennoch optimistisch Richtung French Open schaut...
Zwei Pleiten im Einzel, aber ein unschlagbares Doppel: Die deutsche Tennis-Nationalmannschaft hat das Finale des World Team Cups in Düsseldorf gegen WM-Debütant Serbien mit 1:2 verloren. Nach den beiden Niederlagen von Rainer Schüttler und Philipp Kohlschreiber gegen Viktor Troicki und Janko Tipsarevic war der Traum vom fünften Turniersieg im Rochusclub früh ausgeträumt.
Den Ehrenpunkt für die Gastgeber holte das während der gesamten Turnierwoche ungeschlagene Doppel Nicolas Kiefer/Mischa Zverev mit dem 7:5, 4:6, 10:7 gegen Nenad Zimonjic und Viktor Troicki. Als zweites Team nach dem ehemaligen Jugoslawien im Jahr 1990 gelang es den Serben, bei ihrem WM-Debüt auf Anhieb den Titel zu gewinnen.
Rainer Schüttler verlor am Ende einer für ihn deprimierenden Woche mit drei Niederlagen in vier Matches auch gegen den keinesfalls in Topform spielenden Troicki mit 4:6, 6:7 (5:7). „Auf jeden Fall war die Woche für mich enttäuschend“, gab der 33-jährige Korbacher zu: „Vor allem muss ich mir die Frage stellen, warum ich meine ganzen Breakchancen nicht nutze.“ Wenigstens war in Schüttlers Spiel zwei Tage nach dem verheerenden 0:6, 0:6 gegen den Schweden Robin Söderling ein kleiner Aufwärtstrend zu erkennen.
Das Gegenteil traf auf Philipp Kohlschreiber zu. Der 25-jährige Augsburger, in den drei Gruppenspielen gegen die USA (2: 1), Frankreich (3:0) und Schweden (2:1) ein sicherer und souveräner Punktelieferant, stand gegen Janko Tipsarevic von Anfang an auf verlorenem Posten. Zum Entsetzen der Zuschauer leistete sich „Kohli“ etliche leichte Fehler und wirkte bei den sommerlichen Temperaturen phasenweise regelrecht lethargisch.
"Ich verlasse Düsseldorf mit deutlich mehr Selbstvertrauen"
Kohlschreiber gab sich danach recht selbstkritisch. „Ich kann mit meinem eigenen Spiel nicht so zufrieden sein“, sagte der Augsburger: „Der Aufschlag war eigentlich ganz okay, aber von hinten lief es nicht so rund.“ Nervös sei er außerdem geworden, weil sich gegen den stark aufschlagenden Tipsarevic so gar keine Breakchance ergeben wollte: `Da eiert man dann beim eigenen Aufschlag immer so ein bisschen rum, weil man den unbedingt durchkriegen muss.
Im Hinblick auf die French Open in Paris bleibt Kohlschreiber dennoch zuversichtlich. „Ich verlasse Düsseldorf mit deutlich mehr Selbstvertrauen“, sagte er: „Paris kommt mir entgegen, weil es da über drei Gewinnsätze geht. Ich hatte auch heute das Gefühl, wenn es länger gedauert hätte, wäre es vielleicht noch gekippt.“
Teamchef Patrik Kühnen und seinen Spielern blieb es damit versagt, die Mannschafts-Weltmeisterschaft zum fünften Mal nach 1989, 1994, 1998 und 2005 im eigenen Land zu halten. Zwei weitere Male standen die Gastgeber im Finale: 1993 verloren Michael Stich und Co. mit 0:3 gegen die USA, 2006 gab es ein 1:2 gegen Kroatien.
Trotz der deutlichen Final-Niederlage der deutschen Mannschaft zog Horst Klosterkemper, 1978 der Erfinder des Turniers und nach wie vor dessen Chairman, ein positives Fazit der gesamten Woche. „Wir sind durch die Talsohle im Tennis gegangen und befinden uns eindeutig auf dem aufsteigenden Ast“, sagte „Mr. Rochusclub“: „Unser Turnier ist eine perfekte Mischung aus Tradition und Fortschritt.“
Und außerdem könne von einer Krise im deutschen Tennis keine Rede sein: „Deutschland hat noch viele Schaufenster, um Weltklasse-Tennis zu präsentieren. Ich denke, dass speziell in Düsseldorf und bei den Gerry Weber Open in Halle diese Fenster auch sehr schön dekoriert sind.“
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