Königin Maria I.

Nach Slalom-Hattrick liegt Riesch im Gesamt-Weltcup vorn. Auch Schwester Susi darf jubeln. Sie belegt in Zagreb Platz zehn.
ZAGREB Im blauen Umhang stand Maria Riesch oben auf dem Podium, als ihr dann die Krone aufgesetzt wurde. Als Königin von Zagreb, als Gewinnerin der „Snow Queen Trophy“ beim Weltcup-Slalom in Kroatiens Hauptstadt.
Wieder einmal hatte Riesch triumphiert, der dritte Slalom-Sieg in Serie, ein lupenreiner Hattrick. Sie scheint derzeit unantastbar, Königin Maria I., die für den Sieg am Bärenberg 60 000 Euro kassierte und nun vor der ganz großen Krönung steht. Mit dem Gewinn des Gesamt-Weltcups.
73 Punkte Vorsprung hat Riesch da bereits auf Tanja Poutiainen und 77 auf Lindsay Vonn, die gestern patzte. Und das äußert unglücklich, lag sie als Halbzeitführende auch im zweiten Durchgang uneinholbar vorne, mit 0,94 Sekunden bei der letzten Zwischenzeit. Um dann wenige Tore vor dem Ziel zu straucheln.
Weshalb Riesch auch fair genug war, um zu erkennen: „Es tut mir sehr leid für die Lindsay. Wenn sie durchgekommen wäre, dann hätte ich sie nicht schlagen können. Die Lindsay war heute klar besser. Das trübt die Freude ein bisschen.“
Musste es aber nicht lange, denn im im Moment läuft einfach alles für Riesch, die nun ganz nebenbei als erste DSV-Läuferin seit Martina Ertl 1998 im Riesenslalom drei Rennen in einer Disziplin am Stück gewann. Nicht einmal ein schwerer Sturz im Training am Vortag konnte sie bremsen, als sie über eine Torstange fuhr, sich zweimal überschlug und sich die Rippen prellte.
Aber was macht die Riesch so stark. „Sie fährt einfach viel stabiler als früher“, sagte Ex-Weltklasse-Rennläufer Christian Neureuther zur AZ, „ihr Oberkörper bleibt immer ganz ruhig, sie hat die optimale Haltung. Und sie ist auch mental stärker geworden.“
Das sehen auch die Eltern so. „Sie hat jetzt einfach die nötige Coolness“, sagte Vater Siegfried zur AZ, „aber die Maria hat schon vor der Saison immer erzählt, dass sie im Slalom immer besser wird. Ohne den Patzer von der Lindsay wäre es natürlich nichts geworden, aber das gehört zum Skisport dazu. Das ist ein sehr glücklicher Tag für uns.“
Denn Freude durften sich die Eltern, die das Rennen in einem Partenkirchener Bistro mit 30 Mitgliedern des Maria-Fanclubs auf Großleinwand anschauten, auch über ihre zweite Tochter Susanne. Die 21-Jährige war gestern als Zehnte zweitbeste Deutsche, war im zweiten Lauf sogar acht Zehntel schneller als ihre drei Jahre ältere Schwester. „Das hat uns mindestens genauso Freude“, sagte Sigi Riesch, „zuletzt hatte es die Susanne psychisch ziemlich zerlegt, sie war sehr niedergedrückt.“ Schließlich war Susi Riesch in den 18 Weltcup-Slaloms zuvor nur fünfmal ins Ziel gekommen. Nun durfte sie endlich wieder einmal mit Maria gemeinsam feiern.
Nächstes Wochenende bei Riesenslalom und Slalom in Maribor will Riesch die Führung ausbauen. „Beruhigend ist der Vorsprung nicht“, sagte sie noch, „es wird ein harter Kampf mit Lindsay, bis zum letzten Rennen.“ Bis zum finalen Riesenslalom am 4. März in Are. Danach gibt es die große Kristallkugel. Als Königszepter.
Florian Kinast