Königin, Kämpferin, Heulsuse: Marie Lang im AZ-Interview vor ihrem letzten Kampf
München - AZ-Interview mit Marie Lang: Die Münchnerin (35) ist die Kickbox-Queen schlechthin. Am Freitag verteidigt sie ihren WM-Titel gegen Kelly Danioko und beendet danach ihre Karriere.
AZ: Am Freitag endet Ihre Regentschaft als Kickbox-Queen auf jeden Fall. Nach Ihrem WM-Kampf gegen Kelly Danioko beenden Sie Ihre illustre Karriere. Daher lassen Sie uns ein Gespräch über das letzte Mal führen.
MARIE LANG: Okay, gerne, lieber als über das erste Mal.
Marie Lang über den letzten Kampf: "Ich bin froh, wenn es vorbei ist"
Wann haben Sie das letzte Mal gedacht: Warum tue ich mir das noch mal an, warum habe ich nicht früher aufgehört?
(lacht) Heute. Und gestern. Und vorgestern. Gerade, wenn es so zu einem Kampf hingeht, wenn der Druck immer größer wird, dann zehrt das schon sehr an den Nerven. Und auch in der Vorbereitung gibt es ja immer Hoch und Tiefs. Da kommt es schon oft vor, dass man sich sagt: "Warum zum Teufel machst du das überhaupt?" Ich will jetzt diesen Kampf gewinnen, meine Karriere zu einem für mich guten Abschluss bringen. Aber dann bin ich auch froh, wenn es vorbei ist.
Marie Lang wollte ihre Karriere eigentlich schon 2020 beenden
Wann haben Sie zuletzt gedacht: Eigentlich könnte ich doch noch weitermachen?
Ehrlich gesagt, das war 2019. Da hatte ich für mich - ohne es zu kommunizieren -, beschlossen, dass ich 2020 noch mal voll angreife und dann aufhöre. Aber dann kam Corona und hat alles verändert. Ich wollte meinen letzten Kampf definitiv vor Publikum bestreiten. Also hat es sich hingezogen - bis jetzt.
Sich zuletzt Zukunftssorgen gemacht?
Vor ein paar Wochen. Aber das habe ich jetzt einfach mal komplett zur Seite geschoben. Erst muss der Kampf beendet sein, dann kann ich mir Sorgen machen. Ich habe auch noch keinen echten Plan für das Danach. Ich werde mir eine Auszeit nehmen, um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren - und danach wird es schon irgendwie weitergehen. Aber erstmal geht es in den Urlaub nach Sansibar. Ich will vollkommen abschalten, aber ich habe auch schon ein bisschen Angst davor, dass ich dann in ein Loch fallen werde.
"Ich bin eine schreckliche Heulsuse"
Das letzte Mal Selbstzweifel gehabt?
Ich bin die Königin und Meisterin der Selbstzweifel. Das ist etwas, was mich dauernd begleitet. Ich habe zwar gerade durch den Sport viel an Selbstvertrauen gewonnen, aber diese kleine Stimme im Kopf, die mir Zweifel einredet, die kenne ich nur zu gut.
Wann haben Sie zuletzt geweint?
Letzte Woche. Da hat mein Trainer Mladen Steko ein Interview über mich gegeben, das hat mich sehr emotional berührt und dann sollte ich über ihn reden und dann sind die Tränen gekullert. Ich bin eh eine schreckliche Heulsuse. Ich kann sofort weinen, wenn etwas traurig ist, aber auch, wenn es freudige Ereignisse gibt - und auch Tränen der Wut sind mir nicht fremd (lacht).
Das letzte Mal "ich liebe dich" gesagt?
Gerade erst. Also geschrieben, nicht gesagt. Ich bin am Dienstag zu einem Fernsehauftritt geflogen und mein Freund und ich haben das Ritual, dass, sobald einer von uns einen Flieger besteigt, er dem anderen vor dem Ausschalten des Handys noch ein "ich liebe Dich" schickt. Und unserer Hündin Pebbles habe ich es natürlich auch erst wieder gesagt, die hört es wahrscheinlich öfter als mein Freund. Pebbles ist übrigens nach der Tochter von Fred Feuerstein benannt. Dafür bin ich aber nicht verantwortlich, das war mein Freund: Die Hündin ist schon länger in seinem Leben als ich (lacht).
Sich das letzte Mal für sich selbst geschämt?
Das ist lange her, ich bin ja jemand, der es sehr harmonisch mag, will, dass sich alle mögen und verstehen. Ich mache manchmal Witze, bei denen ich nachher nicht weiß, ob sie der andere richtig verstanden hat. Da bin ich manchmal fast verschämt und frag dann lieber nach, weil ich auf keinen Fall jemand verletzen will.
"Bachelorette" und "Princess Charming": Das schaut Marie Lang im Reality-TV
Einen Strafzettel bekommen?
Das ist ewig her. Ich bin ganz schlecht darin, Dinge zu tun, die verboten sind. Ich parke zum Beispiel nie in zweiter Reihe, halte mich an alle Verkehrsregeln. Der letzte Strafzettel, das ist Jahre her, ich glaube, das war, als ich die Shopping-Begleitung der Kickboxerin Julia Irmen bei der Sendung "Shopping Queen" war. Da waren wir in München. Ich habe für den Parkplatz bezahlt, aber alles hat viel länger gedauert, sodass das Ticket abgelaufen war. Die 50 Euro Gage für die Sendung, habe ich gleich in den Strafzettel investieren können. Tolles Geschäft (lacht).
Das letzte Mal wirklich existenzielle Ängste gehabt?
Anfang des Jahres, als bei mir eine Vorstufe zum Gebärmutterhalskrebs entdeckt wurde. Es war eine wirklich schreckliche Zeit, bis dann endlich der Befund da war. Ich habe sogar nachtelefoniert, weil es so ewig gedauert hat. Als dann der erlösende Anruf kam - ich saß im Auto auf dem Weg zu meiner Bank - musste ich seitlich ranfahren. Ich habe erst mal vor Glück geweint.
Das letzte Mal Reality-TV angeschaut?
Das ist wohl eine Anspielung auf meinen Auftritt beim "Promi Big Brother". Ich muss zugeben, ich schaue mir Sendungen wie "Bachelorette" oder "Princess Charming" schon beim Frühstück zum Müsli an. Was auch immer das jetzt über mich aussagt. (lacht)
Sich sexy gefühlt?
Sicher nicht beim Shooting. Das wird immer so früh angesetzt, dass ich noch weit vom Kampfgewicht entfernt bin. Da denke ich immer: Ich sehe wie eine Wurst aus. Aber wenn man dann sein Gewicht hat, der Bauch schön flach und durchtrainiert ist, dann fühlt man sich schon sexy, ja.
"Ich hoffe, das war nicht mein letztes AZ-Interview"
Den Playboy in der Hand gehabt?
Ich schaue immer mal im Internet, ich finde die Fotos ja schön und ästhetisch. Vor Promi Big Brother hatte ich ja wieder eine Anfrage. Aber es hat halt irgendwie nicht gepasst. Ich lehne es nicht ab, aber ich kann auch gut damit leben, wenn ich nie im Playboy war.
Zuletzt den Schlüssel vergessen?
Noch nie! Bevor ich das Haus verlasse, checke ich immer gewissenhaft, ob ich Schlüssel, Handy, Portemonnaie dabei habe. Da bin ich viel zu vorsichtig, um das Haus ohne Schlüssel zu verlassen.
Das letzte Mal einem Obdachlosen Geld gegeben.
Letzte Woche. Ich mache das voll oft. Die tun mir so leid, und wenn sie dann noch einen Hund haben, dann habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihnen nichts geben würde.
Das war schon die letzte Frage.
Echt? Ich hoffe, das war nicht mein letztes AZ-Interview.
Sehr unwahrscheinlich.
Gut. Das freut mich.
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