König von Paris: Agassi adelt Federer

PARIS - Erstmals in seiner Karriere hat Roger Federer die French Open gewonnen - und damit bei allen vier Grand Slams mindestens einmal triumphiert.
Mit Traumtennis und Nerven aus Stahl hat sich Roger Roger Federer im Regen von Paris in die sportliche Unsterblichkeit gespielt. Der Schweizer gewann das Finale der French Open gegen Außenseiter Robin Söderling aus Schweden 6:1, 7:6 (6:1), 6:4 und holte den letzten noch fehlenden großen Titel seiner Karriere. Als sechster Spieler der Tennisgeschichte hat Federer damit bei allen Grand Slams mindestens einmal triumphiert und mit seinem insgesamt 14. Grand-Slam-Sieg zugleich zu Rekordhalter Pete Sampras (USA) aufgeschlossen.
Fast 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier standen begeistert auf ihren Plätzen, als Federer aus den Händen von Andre Agassi zum ersten Mal den Coupe de Mousquetaire entgegennahm. Vor fast auf den Tag genau zehn Jahren hatte Agassi als bislang letzter Spieler ebenfalls in Paris das Grand-Slam-Quartett komplett gemacht. „Roger verdient das noch mehr, als ich es verdient habe. In einer Karriere bei allen vier Turnieren zu gewinnen, ist eine der größten Leistungen im Sport überhaupt“, sagte Agassi.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Steffi Graf war der US-Amerikaner nach Paris gekommen. Die 22-malige Grand-Slam-Siegerin überreichte am Samstag Swetlana Kusnezowa nach einem 6:4, 6:2 im Finale über die Weltranglistenerste Dinara Safina die Damen-Trophäe. „Das ist ein ganz spezieller Moment für mich. Es ist das erste Mal, dass ich Steffi treffe“, sagte Swetlana Kusnezowa fast verlegen und berichtete, wie sie ihrem Idol schon vor dem Finale der French Open in der Umkleidekabine ganz schüchtern „Hi“ gesagt hatte. Nach den US Open 2004 war es der zweite Titel bei einem Grand Slam für Kusnezowa.
Viermal war Federer in den vergangenen Jahren nacheinander am späteren Turniersieger Rafael Nadal in Roland Garros gescheitert, 2005 im Halbfinale, 2006 bis 2008 im Endspiel. Diesmal hatte Außenseiter Söderling den Spanier im Achtelfinale sensationell aus dem Turnier geworfen. Im ersten Grand-Slam-Finale seiner Karriere war der 24-Jährige dann aber lange zu unsicher und verpasste den ersten Sieg eines Schweden seit Mats Wilander 1988.
Wimbledon (5), US Open (5), Australian Open (3) – alle großen Turniere hatte er seit 2003 schon gewonnen und der Druck in Paris war in diesem Jahr spätestens nach dem Aus von Nadal riesengroß. Doch nach einer stürmischen Begrüßung durch die Fans begann er das Endspiel mit alter Leichtigkeit und zauberte immer wieder starke Stopps und Passierbälle auf die rote Asche. Söderling war dagegen sichtlich nervös und konnte vor allem seine gewaltige Vorhand zunächst überhaupt nicht durchsetzen.
Kusnezowa und Safina verbreiteten in ihrem Finale eher Langeweile und so war das Match zehn Jahre nach dem legendären Endspiel zwischen Graf und Martina Hingis und dem letzten Grand-Slam-Sieg der Deutschen überhaupt kein Match für Geschichtsbücher.
Die Siegerin dürfte das wenig stören. „Ich habe noch gar nicht realisiert, was passiert ist. Da sind so viele Emotionen in mir, und ich kann sie noch gar nicht rauslassen“, sagte Kusnezowa nach ihrem zweiten Sieg bei einem Grand Slam nach den US Open 2004.