Kneipenboxer Dollinger zapft sich zur EM

Megafight gegen Ex-Europameister Thomas Ulrich geplatzt, aber jetzt geht’s im März um den Titel. „Der hat Angst vor Armin: Und das zu Recht!“
von  Abendzeitung
Zapft sich jetzt erstmals ein Frustbier: Münchens Kultboxer Armin Dollinger, dessen Gegner Thomas Ulrich den Fight gegen ihn wegen einer Erkältung absagte.
Zapft sich jetzt erstmals ein Frustbier: Münchens Kultboxer Armin Dollinger, dessen Gegner Thomas Ulrich den Fight gegen ihn wegen einer Erkältung absagte. © Mike Schmalz

MÜNCHEN - Megafight gegen Ex-Europameister Thomas Ulrich geplatzt, aber jetzt geht’s im März um den Titel. „Der hat Angst vor Armin: Und das zu Recht!“

Der Anruf kam am Donnerstag um Viertel vor Zwölf. Und Münchens Kultboxer Armin Dollinger entfuhr ein kräftiges: „So ein Sc***ß! Ich hatte schon die Sachen gepackt, wollte gerade nach Magdeburg fahren – dann sowas.“

Sowas, das ist die Absage seines Megakampfs am Samstag in Magdeburg gegen Ex-Europameister Thomas Ulrich, der im ZDF übertragen werden sollte. Ulrich leidet angeblich an einer schweren Erkältung. Er habe 38,5 Grad Fieber, hieß es vom ausrichtenden Boxstall Universum, bei dem der 33-Jährige unter Vertrag steht. Doch Zweifel bleiben – denn Ulrich ist der ungekrönte König der Absagen. Er ließ so viele Kämpfe platzen, dass das ZDF schon ablehnte, ihn weiter als Hauptkämpfer zu beschäftigen. „Ich weiß jetzt nicht, ob Ulrichs Hamster Husten hat. Aber ich habe in meiner gesamten Berufskarriere nie einen Boxer erlebt, der so viele Kämpfe platzen ließ. Und ich bin erst sechs Jahre bei Universum und war zuvor 17 bei Sauerland“, lästert sogar Universums technischer Direktor Jean-Marcel Nartz über seinen Boxer Ulrich. „Mimosen sind sie doch alle, aber er ist schon eine besondere Ausgabe davon.“

Deswegen ist der Ärger bei Dollinger riesig: „Ich will ihm nichts unterstellen, aber ich denke, dass Ulrich Schiss hat. Wenn er aber schon Schiss vor mir hat, was macht er dann erst gegen Weltklasseboxer?“

Auch Dollingers Berater und Anwalt Ruprecht Rassler polterte los: „So ein Weichei! Die Geschichte mit dem Fieber nehme ich Ulrich erst ab, wenn ich ihm persönlich das Thermometer eingeführt und das Ergebnis gesehen habe. Der hat einfach Angst vor Armin: Und das zu Recht!“

Es wäre Dollingers größter Kampf und größter Zahltag gewesen. Drei Monate hatte er sich akribisch darauf vorbereitet. „Ich habe keinen Tropfen Alkohol getrunken, war Weihnachten und Silvester daheim. Alles umsonst. Jetzt trinke ich erst einmal ein Frustbier“, sagt Dollinger. Doch aus dem Frust könnte Lust werden. Wie die AZ erfuhr, soll Dollinger nun am 7. März gegen Ulrich um die Europameisterschaft boxen. „Das stimmt, das haben sie mir bei der Absage mitgeteilt. Das wäre toll. Aber ich habe ihnen gesagt: Der EM-Kampf muss stehen. Unabhängig von Ulrich. Sonst sagt der wieder ab. Sie müssen mir dann einen Ersatzgegner stellen.“

Dollinger und der den EM-Titel, das wäre eine echte Cinderella-Geschichte des Boxens. Vor vier Jahren, mit 33, fing er, der als Jugendlicher geboxt hatte, das Boxen wieder an. Weil er dem Amateurverband zu alt war, wurde er einfach Profi und holte sich dort im Jahre 2006 als erster Münchner seit 25 Jahren die Deutsche Meisterschaft. Der Ur-Münchner, der seit seiner Geburt in Neuhausen lebt, dort neun Jahre die Kneipe „Hirschwirt“ führte, dann vor drei Jahren die Bar „sports & more“ eröffnete. „Eigentlich wollte ich nur ein, zwei Kämpfe machen“, sagt Kneipier Dollinger, dessen Tochter Kim 16 Monate ist und der früher als Türsteher in nicht immer jugendfreien Etablissements gearbeitet hat. Dort bekam er auch schon mal eine Bierflasche über den Boxer-Schädel. „Ich bin ein Kind der Straße. Früher habe ich mich viel geprügelt. Aber das ist vorbei“, beteuert Dollinger.

Prügeln mag er sich nur noch im Ring. Bald sogar um die EM. Falls der Gegner nicht kneift.

Matthias Kerber

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