Klöden: "Man soll mich in Ruhe lassen"

Andreas Klöden, beim Auftakt der Tour als starker Vierter bester Deutscher, mag nicht mit seinen Landsleuten reden. Am Samstag hat er eine einzige Ausnahme gemacht. Hier steht, was er sagt
von  Abendzeitung
Mag mit deutschen Journalisten nicht reden. Sie könnten ihn ja zum Thema Doping fragen: Andreas Klöden
Mag mit deutschen Journalisten nicht reden. Sie könnten ihn ja zum Thema Doping fragen: Andreas Klöden © Roth/Augenklick

Andreas Klöden, beim Auftakt der Tour als starker Vierter bester Deutscher, mag nicht mit seinen Landsleuten reden. Am Samstag hat er eine einzige Ausnahme gemacht. Hier steht, was er sagt

MONACO Vier Fahrer unter den Top 10 – die Dominanz des Astana-Team wurde schon beim Prolog deutlich, dem Zeitfahren in den Häuserschluchten von Monte Carlo. Und auch, dass die Mannschaft aus Kasachstan wohl nicht zum beliebtesten Team der Tour de France gewählt wird. Zumindest nicht von der Reporterschar, die wegen der Dopingdebatte von der Kasachen-Karawane meist ausgebremst wird. Termine mit Alberto Contador, Titelverteidiger und beim Auftakt Zweiter hinter dem Schweizer Saxo-Bank-Fahrer Fabian Cancellara oder Levi Leipheimer (am Samstag Sechster), vermittelt Astana-Sprecher Philippe Maertens ja noch. Lance Armstrong, bei seiner Rückkehr enttäuschender Zehnter, zieht es vor, seine Sichtweise per Twitter in die Welt zu zwitschern, und bei Andreas Klöden, Samstag mit Platz vier bester Deutscher, gibt es keine Chance auf ein Gespräch unter Landsleuten.

„Es tut mir leid, dass Sie Deutscher sind – er spricht nicht mit ihnen“, sagt Pressemann Maertens sehr freundlich. Auch die Charme-Offensive der ARD verpuffte. Klöden, der auf der zweiten Etappe am Sonntag mit dem Hauptfeld ins Ziel kam und Gesamtrang vier verteidigte, richtete der Reporterin aus: „Es ist besser, Sie gehen.“

Klöden verkörpert wie kein anderer aktiver Fahrer die alte Generation des deutschen Radsports. Fragen zu seiner Vergangenheit will er nicht hören. Nach seinem starken Auftritt und der zwischenzeitlichen Bestzeit trat Klöden weiter in die Pedale. Stur fuhr er an allen Kameras vorbei, umkurvte im Zick-Zack-Kurs die zahlreichen Fans und machte erst am Teambus halt. Da war nur noch der Chaperon, der Anstandswauwau der Dopingkontrolleure, an seiner Seite. Der junge Mann sprintete hinter Klöden her, als ginge es um sein Leben. Er ließ sich nicht abschütteln.

Ähnlich geht es Klöden mit den Dopinggerüchten um seine Person. Für die Expertenkommission der Freiburger Uniklinik ist klar, dass der Sachse zumindest an 2. Juli 2006 zum Blutdoping in den Breisgau gekommen ist. Dabei stützt sie sich auf die Kronzeugen-Aussagen von Patrik Sinkewitz. Durch den Abschlussbericht stand zwischenzeitlich Klödens Tour-Teilnahme in diesem Jahr infrage. Doch sein Rennstall sah von Sanktionen ab und verwies auf die Unschulds-Vermutung. Es stehe Aussage gegen Aussage.

Klöden und die deutsche Presse: ein Reizthema für beide Seiten. Er mag nicht über Doping sprechen.

Eine einzige Ausnahme machte er am Samstag. Gegenüber AZ-Mitarbeiter Hartmut Scherzer nahm Klöden da zu den Doping-Vorwürfen.

Er sagte: „Es wurde etwas in den Raum gestellt, was nicht stimmt und wofür es keine Beweise gibt. Wichtig ist für mich, dass Johan (Astana-Teamchef Bruyneel, d. Red.) zu mir steht, dass er mir glaubt, dass er mit vertraut, dass er hundertprozentig weiß, dass ich sauber bin, und weiß, was ich kann. Das hat für mich oberste Priorität. Ich bin hier an zwei Tagen dreimal getestet worden, zweimal Blut-, einmal Urintest. Ich mache alles, was man von mir diesbezüglich verlangt. Ich biete von mir aus alles an. Mehr kann ich nicht tun. Ich wünsche mir deshalb, dass man mich in Deutschland einfach in Ruhe lässt. Ich finde meinen Beruf schön, ich liebe das Radfahren, ich konnte Johann meine Klasse beweisen. Ich hoffe, dass auch in Deutschland eines Tages eine andere Einstellung mir gegenüber zurückkommt.“

Ob Klöden auch etwas tun mag dafür?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.